LEITARTIKEL

Banken-CEOs gesucht

Die Deutsche Bank hat einen Haufen Probleme. Eines, das kann man heute nach bestem Wissen und Gewissen sagen, hat sie zurzeit nicht: dass sie einen neuen CEO suchen muss. Christian Sewing hält sich seit April 2018 unangefochten auf seinem Posten,...

Banken-CEOs gesucht

Die Deutsche Bank hat einen Haufen Probleme. Eines, das kann man heute nach bestem Wissen und Gewissen sagen, hat sie zurzeit nicht: dass sie einen neuen CEO suchen muss. Christian Sewing hält sich seit April 2018 unangefochten auf seinem Posten, trotz des herben Kursverlusts der DBK-Aktie von 30 % während seiner bis dato knapp zehnmonatigen Amtszeit.Zwei andere namhafte deutsche Banken, BayernLB und DekaBank, haben diesbezüglich, nun ja, auch nicht gerade ein Problem, aber sehr wohl ein Thema: Sie brauchen demnächst einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Bei der Münchener Landesbank wurde am 12. Dezember der bis Ende Februar laufende Vertrag von Johannes-Jörg Riegler “im besten Einvernehmen” nicht verlängert, was sonst usancengemäß ohnehin vor fast einem Jahr hätte geschehen müssen. Riegler war dann mal bald weg.Beim Wertpapierhaus der Sparkassen hatte Vorstandschef Michael Rüdiger, erst Ende 2016 für fünf Jahre wiederbestellt, schon eine Woche zuvor kundgetan, aus persönlichen Gründen in diesem Jahr ausscheiden zu wollen. Der Verwaltungsratsvorsitzende, Sparkassenpräsident Helmut Schleweis, wusste davon bereits eine Weile, aber zum Glück ist die Deka nicht börsennotiert, hätte doch andernfalls ein Schrempp-Effekt gedroht. Die wohl etwas späte Kommunikation des Abgangs von Daimler-Chef Jürgen Schrempp anno 2005 hatte einen gut zehnjährigen Rechtsstreit und etwa 100 außergerichtliche Vergleiche nach sich gezogen.Was die aktuell anstehenden Nachfolgeregelungen angeht, könnte man ohne übermäßig blühende Fantasie auf eine einfache Lösung kommen: Riegler folgt Rüdiger in Frankfurt und Rüdiger Riegler in München. Der 54-jährige Deka-Chef wäre so seiner Wahlheimat am Ammersee nahe, was der Work-Life-Balance guttäte, und der gleichaltrige bisherige Landesbankboss könnte seine in Bayern gewachsene Sparkassenexpertise beim zentralen Assetmanager der Gruppe einbringen. Doch so einfach ist das wahre Leben nicht. Rüdiger hat wissen lassen, dass er für seinen nächsten Lebensabschnitt keine Vorstandstätigkeit bei einem Finanzdienstleister mehr anstrebe. Und auf den aus Unterfranken stammenden “JJR” übt der Süden der Republik ebenfalls eine deutlich stärkere Affinität aus als die Mitte. Folglich sind nun in beiden Fällen die Headhunter zugange. Das muss schon aus Gründen der guten Corporate Governance sein, denn die Kontrollorgane wollen eine Auswahl aus mindestens je einem in- und externen Kandidaten respektive einer Kandidatin treffen. Dies impliziert, dass es am Ende Gewinner und Verlierer geben wird. Die internen Bewerber ergeben sich oft schon vermöge ihres Amtes als Vize, die Namen der externen bleiben der Öffentlichkeit meist auch nicht verborgen.Die BayernLB wird faktisch seit Jahresbeginn – erklärtermaßen “interimistisch” – vom stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Edgar Zoller (Jahrgang 1957) geführt. Der Druck, ihn durch einen dauerhaften Nachfolger zu ersetzen, ist denkbar gering, wie auch beim jüngsten Jahresauftakttreffen der Führungskräfte offenbar wurde. Zoller erfreut sich innen wie außen eines hervorragenden Standings, er ist alles andere als eine Notlösung, doch er ist nicht mehr der Jüngste. Derweil steht bei der Deka mit Vize Georg Stocker (1964 geboren), dessen Berufsweg von der BayernLB über die Frankfurter Sparkasse zu seinem heutigen Arbeitgeber führte, ein weithin geschätzter Sparkässler mit Leib und Seele bereit. Eine Alternative von draußen, die seine Fertigkeiten “outperformt”, will erst mal gefunden werden. Aber die nächsten Gremiensitzungen werden in beiden Häusern spannend.Nach internationalen Maßstäben geht es hierzulande in puncto Vorstandspersonalien freilich nachgerade ennuyant zu. Die UBS zum Beispiel sucht coram publico einen Nachfolger für CEO Sergio Ermotti (58) und macht ihn, aus dessen Sicht jegliche Personaländerung “Jahre entfernt” ist, damit frühzeitig zur Lame Duck. Namen potenzieller Kandidaten werden fröhlich gehandelt und damit verbrannt. Unterdessen wird der frühere UBS-Investmentbankchef Andrea Orcel (55) erst als Chef von Spaniens Großbank Santander ausgeschellt – und bekommt dann noch vor Antritt den Laufpass, weil alte und neue Firma sich nicht einigen, wer von beiden Boni angeblich in der Gegend von 50 Mill. Euro zu zahlen hat, die dem Italiener aus seiner UBS-Zeit zustehen. Eine Petitesse, die der Starbanker und seine Anwälte wohl übersehen hatten. So ist der Wettbewerb um die CEO-Posse des Jahres für das Bankgewerbe schon im Januar entschieden. Es sei denn, bei der Deutschen Bank passiert doch noch etwas.—–Von Bernd WittkowskiBayernLB und Deka brauchen neue Chefs, die UBS macht ihren frühzeitig zur Lame Duck, und der Wettbewerb um die Posse des Jahres ist schon entschieden.—–