Banken drohen neue Kosten

DIW: Wegfall des Eigenkapitalprivilegs bei Staatsbonds bringt Institute in Not

Banken drohen neue Kosten

Das Ende des bei der Basel-III-Reform beabsichtigten Eigenkapitalprivilegs bei EU-Staatsanleihen könnte vor allem italienische Banken stark belasten. Hierzulande ist vor allem die Commerzbank betroffen.ge Berlin – Vor allem auf italienische Banken kommen schwere Zeiten zu, wenn – wie geplant – bei der Überarbeitung der Basel-III-Regulierung die bisher geltende generelle Null-Risikogewichtung für EU-Staatsanleihen fallen sollte. Dies scheint nicht mehr strittig zu sein, schreibt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und beziffert den daraus entstehenden zusätzlichen Eigenkapitalbedarf auf gut 9 Mrd. Euro. Französische Banken müssten “nur” 3 Mrd. Euro zusätzlich aufbringen, deutsche Institute benötigten rund 1,8 Mrd. Euro.Da die Abschaffung des Eigenkapitalprivilegs bei EU-Staatsbonds die Konsolidierungsbemühungen Italiens erschweren würde, wäre es empfehlenswert, die Risikogewichtung für Staatsanleihen nur auf den Neukauf dieser Papiere anzuwenden oder lange Übergangsfristen zu gewähren, heißt es im jüngsten DIW-Wochenbericht. Doch selbst bei einer Beschränkung dürften die Zinsen auf italienische Staatsbonds “in jedem Fall ansteigen”.Der große Finanzbedarf italienischer Banken ist darauf zurückzuführen, dass diese Institute deutlich mehr als andere Banken italienische Staatsanleihen halten, die dem DIW zufolge zum Stichtag von der Ratingagentur Fitch nur mit “BBB+” bewertet wurden. Dies würde nach der Basel-III-Reform bedeuten, dass für jeweils 100 Euro, die in den Kauf eines italienischen Bonds investiert würden, 4 Euro als Eigenkapital zur Absicherung bereitgestellt werden müssten. Die für die heutigen Bestände zusätzlich benötigten gut 9 Mrd. Euro entsprächen den DIW-Berechnungen zufolge etwa 8 % des gesamten regulatorischen Eigenkapitals der italienischen Banken beim jüngsten EBA-Stresstest. Commerzbank gegen TrendHierzulande zeigen sich substanzielle Bestände an vergleichsweise riskanten Staatsanleihen bei der Commerzbank, der Deutschen Bank und der NRW.Bank. Eine Ausnahme ist die Commerzbank insofern, da ihr Engagement in risikobehafteten EU-Staatsanleihen entgegen dem Trend nicht gefallen, sondern gestiegen ist – obwohl sie wie andere Großbanken auch den Anteil italienischer Staatsbonds an der Bilanzsumme etwas zurückgefahren hat. Unter dem Strich bräuchte sie mit dem Wegfall des Eigenkapitalprivilegs knapp 900 Mill. Euro zusätzliches Eigenkapital (siehe Grafik). Insgesamt hätten die im Stresstest 2016 vertretenen deutschen Banken jedoch in den vergangenen zwei Jahren ihre staatenbezogenen Risiken und den damit verbundenen zusätzlichen Eigenkapitalbedarf um fast ein Fünftel reduziert, ermittelte das DIW weiter.In Frankreich listen die Berliner Forscher einen zusätzlichen Eigenmittelbedarf von gut 1,1 Mrd. Euro bei der BNP Paribas auf und von jeweils rund 600 Mill. Euro für Crédit Agricole und Société Générale. In Italien müsste allein die Unicredit fast 4 Mrd. Euro extra stemmen, gefolgt von Intesa Sanpaolo mit rund 2,5 Mrd. Euro. Die krisengebeutelte Banca Monte dei Paschi di Siena würde dagegen bei einer Einführung von Risikogewichten für EU-Staatsanleihen “nur” 1 Mrd. Euro an zusätzlichem Eigenkapital benötigen.