Private Debt bedroht Erträge der Banken
Kreditfonds bedrohen Erträge der Banken
Studie von Oliver Wyman errechnet Ertragsverlust von bis zu 30 Milliarden Dollar im Corporate & Investment Banking
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Nichtbanken wie Hedgefonds und Hochfrequenzhändler haben Banken im Handelsgeschäft bereits das Wasser abgegraben. Ähnliches droht nun auch im Corporate & Investment Banking, zeigt eine Studie von Oliver Wyman. Doch für Banken tun sich auch neue Ertragsquellen auf, sofern sie mit Kreditfonds kooperieren.
Kreditfonds und andere Nichtbanken könnten Banken im Corporate & Investment Banking weltweit bis zu 30 Mrd. Dollar an Erträgen streitig machen. Das Commercial Banking hinzugenommen, stehen bis zum Jahr 2027 schätzungsweise sogar bis zu 50 Mrd. Dollar im Feuer, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman.
Dem gegenüber stünden im Corporate & Investment Banking aber auch bis zu 15 Mrd. Dollar an neuen Ertragschancen, die sich aus der Zusammenarbeit mit Nichtbanken ergeben könnten. Unter dem Strich könnten Banken der Studie zufolge im Corporate & Investment Banking also den Verlust auf 15 Mrd. Dollar eingrenzen. Er erhöht sich aber auf 35 Mrd. Dollar, sofern das Commercial Banking mitberücksichtigt wird, da dort keine Ertragschancen bestünden.
Geschichte wiederholt sich
„In den zurückliegenden zehn Jahren haben wir gesehen, dass Nichtbanken wie Hedgefonds und Hochfrequenzhändler den Banken im Handel mit Equity-, Währungs- und teilweise Zinsprodukten das Wasser abgegraben haben“, sagt Magnus Burkl von Oliver Wyman. Das werde sich auch auf den Handel von Unternehmens- und Staatsanleihen, also das Rates- und Credit-Geschäft ausweiten.
Aus dem Equity-Handel hätten sich viele Banken schon verabschiedet und seien stattdessen auf das „Equities Prime“-Geschäft umgeschwenkt, also das Servicing der Nichtbanken im Equities-Handel. Anders als das Equities-Geschäft sei der Anleihehandel noch stärker analog, es würde mehr telefoniert und die Rolle der Banken sei dort weiterhin ausgeprägt. Doch dies ändert sich.
Kreditfonds greifen Banken auf breiter Front an
„Da sich der Anleihehandel zügig digitalisiert, greifen Nichtbanken auch in diesem Bereich an“, sagt Burkl. Die Verschiebung werde vor allem Groß- sowie Regionalbanken mit Kapitalmarktgeschäft treffen. „Sie bietet Banken jedoch auch Chancen, in das Fixed-Income-Prime-Geschäft einzusteigen, analog zur Entwicklung auf der Equities-Seite“, sagt Burkl.
Banken werden aber nicht nur im Handels-, sondern auch im klassischen Kreditgeschäft angegriffen. Private Kreditfonds und Vermögensverwalter werden für Banken zunehmend zu Wettbewerbern. „Diese haben sich bislang stark auf den Ankauf von Leveraged Loans von Banken fokussiert, wir sehen aber, dass Kreditfonds ihr Geschäft erweitern“, sagt Burkl.
Private Credit nimmt Mittelstand ins Visier
Zum einen gingen sie in die direkte Finanzierung von Leveraged Loans ohne Bankintermediation, zum anderen aber auch zunehmend in die Finanzierung von Mittelständlern, die sich nicht im Besitz von Private Equity befänden. „Sie stoßen damit in den Bereich Asset-Based Finance vor und finanzieren Infrastruktur- und Immobilienprojekte“, so Burkl.
Diese Entwicklung werde neben Großbanken gerade auch die Regionalbanken stärker unter Druck setzen, da deren Geschäftsmodelle noch stärker auf die Finanzierung der Unternehmen ausgerichtet seien. Für Banken habe das aber nicht nur Nachteile. Auf der einen Seite fällt für sie Geschäft weg, doch auf der anderen Seite können Banken mit Kreditfonds kollaborieren und damit die eigene Profitabilität verbessern.
Banken überbrücken Kreditfonds
Kreditfonds sammeln Kapital von Investoren ein und vergeben dieses in Form von Krediten. „Das ist zeitlich nicht immer kongruent, weshalb die Fondsmanager häufig einen Überbrückungskredit benötigen, bis sie das zugesagte Kapital ihrer Investoren für eine Transaktion zur Verfügung haben“, sagt Burkl.
Außerdem seien Kreditfonds zusätzlich mit Fremdkapital gehebelt. Die von Investoren zugesagten Mittel liegen als Eigenkapital im Fonds, darüber hinaus könne der Manager Fremdkapital aufnehmen, um die Rendite des Fonds zu erhöhen. „In beiden Fällen sind die Kredite der Banken typischerweise besichert, etwa mit dem Substanzwert des Fonds oder der Kreditwürdigkeit der Investoren, die in den Fonds einbezahlen“, sagt Burkl.
Um die Ecke denken
Zudem gebe es weitere Geschäftsmöglichkeiten für Banken. Der CLO-Markt ist gewachsen, die dahinterstehenden Verbriefungsvehikel (SPV) müssen finanziert werden. Von Kreditfonds wird erwartet, dass ihre Manager auch eigenes Geld in den Fonds investieren. Dies könne Burkl zufolge über eine Bank finanziert werden.
„Kreditfonds sind zwar hungrig nach Assets, haben oft aber nicht die Origination-Power einer Bank“, so Burkl. Diese würden dann an der Strukturierung und dem anschließenden Weiterverkauf der Kredite an den Fonds verdienen. Was die Banken also im direkten Kreditgeschäft verlieren, könnten sie so zumindest teilweise wieder wettmachen.
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