Banken dürfen auf Spitzenjahrgang hoffen
Banken dürfen auf Spitzenjahrgang hoffen
Europas Finanzinstitute profitieren vom starken Anstieg der Zinseinnahmen bei niedriger Risikovorsorge, so eine ZEB-Analyse
Das aktuelle Jahr verspricht nach Ansicht der Beratungsgesellschaft ZEB höchst erfolgreich für die Bankenindustrie zu werden. Zu verdanken sei das vor allem den steigenden Zinsen, die zu einer Wiederbelebung des Einlagengeschäfts führten. Auch für die folgenden Jahre dürfen sie auf hohe Erträge und Gewinne hoffen.
fir Frankfurt
Europas Banken werden nach Einschätzung der Beratungsgesellschaft ZEB in diesem Jahr zinsgetrieben erheblich mehr verdienen als in den vergangenen Jahren. Danach wird sich der kumulierte Gewinn auf etwas niedrigerem Niveau stabilisieren. Laut Analyse im jüngsten "ZEB Market Flash" kommen die nach Bilanzsumme 50 größten europäischen Banken in diesem Jahr zusammen auf ein operatives Ergebnis von 267 Mrd. Euro, ein Drittel mehr als 2022. Der Anstieg ist demnach vor allem auf ein starkes Wachstum der Zinseinahmen im Gefolge der Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen, die der Prognose zufolge binnen eines Jahres um 23% auf 467 Mrd. Euro hochschnellen.
Kosten wachsen
2024 und 2025 sei mit annähernd gleich hohen Zinserträgen zu rechnen, aber auch mit inflationsbedingt ansteigenden Kosten und etwas höherer Kreditrisikovorsorge, so dass die Gewinne der europäischen Banken etwas unter dem Niveau von 2023 liegen dürften, aber weiterhin deutlich über den Werten der Vorjahre. Zwar seien die Konjunkturerwartungen weiterhin wacklig, doch erwarteten die Banken für das nächste Jahr kein Worst-Case-Szenario, so dass die Rückstellungen für Kreditausfälle im zweiten Quartal dieses Jahres in Europa wie in den USA mehr oder minder konstant geblieben seien. Für das Gesamtjahr erwartet ZEB bei den 50 größten Banken in Europa (nach Bilanzsumme) mit 54 Mrd. Euro etwas mehr Kreditrisikovorsorge als 2022. Im nächsten Jahr werde sie auf 63 Mrd. Euro zulegen und danach wieder etwas sinken.
Hypothekenzins am Maximum
Bei den Zinssätzen für Unternehmens- und teils auch für Hypothekenkredite gebe es erste Anzeichen dafür, dass sie ihr Maximum erreicht hätten und sich auf in etwa diesem Niveau stabilisierten, schreiben die ZEB-Analysten. Zinsen für Konsumentenkredite und vor allem Festgelder befänden sich hingegen weiterhin im Aufwärtstrend. Für die kommenden Monate sei mit weiteren "moderaten Erhöhungen" zu rechnen.
Erholung vom Credit-Suisse-Schock
Banken zählten zu den wenigen Branchen, die deutlich von den Zinserhöhungen profitierten, befindet ZEB. Nach den Schockwellen, die der Kollaps der Credit Suisse, der Silicon Valley Bank und von Regionalinstituten in den USA Anfang des Jahres durch die Finanzbranche geschickt hatte, setzte den Analysten zufolge die Erholung des Bankensektors bereits im zweiten Quartal ein. Berücksichtigt wurden die 100 größten Banken der Welt nach Marktkapitalisierung (Stand 31. Dezember 2022).
Cost-Income-Ratio gedrückt
Im Vierteljahr von April bis Juni konnten demnach die westeuropäischen Banken ihre Gesamterträge um mehr als 9% gegenüber dem Vorjahreszeitraum ausbauen und zugleich die Kosten um 1,3% senken, was die Cost-Income-Ratio im Jahresvergleich um 5,6 Prozentpunkte auf 52,6% gedrückt habe. US-Banken erzielten 7,4% mehr Erträge, hatten aber auch Kostensteigerungen von 3,1% zu verzeichnen. Die Cost-Income-Ratio der US-Banken verbesserte sich um 2,6 Prozentpunkte auf 62,1%. Westeuropas Banken überrundeten ihre US-Wettbewerber im zweiten Quartal mit einer Eigenkapitalrendite von 12,9% gegenüber 12,5%.