Banken forcieren Corona-Prävention

EZB erinnert an Notfallpläne - Commerzbank schränkt Auslandsreisen ein

Banken forcieren Corona-Prävention

Reuters/bn/tl Frankfurt – Europas Kreditwirtschaft und ihre Aufseher verstärken die Vorkehrungen gegen eine Ausbreitung des Coronavirus. Wie am Donnerstag bekannt geworden ist, hat die europäische Bankenaufsicht die Großbanken im Euroraum wegen der Coronaviruskrise dazu aufgefordert, ihre Notfallpläne zu überprüfen. Die Institute sollten zudem über Möglichkeiten nachdenken, negative Folgen einer Ausweitung der Virusepidemie zu minimieren, heißt es in einem Brief der Europäischen Zentralbank (EZB) an die Banken, aus dem Reuters am Donnerstag zitierte. Die Banken sollten nicht nur Infektionskontrollen am Arbeitsplatz gewährleisten, sondern auch sicherstellen, dass Beschäftigte notfalls in größerem Umfang von außerhalb arbeiten könnten.Unabhängig davon haben viele Banken bereits Maßnahmen zur Eindämmung des Virus getroffen. Schon seit Tagen arbeiten die Institute mit Hochdruck an Plänen, um auch bei einer Verschärfung der Viruskrise das Bankgeschäft aufrechtzuerhalten. Bei der Commerzbank etwa arbeitet inzwischen nach Angaben eines Sprechers ein Teil der Mitarbeiter in wichtigen Bereichen an einem Ausweichstandort im Frankfurter Umland. Wie zudem in der Frankfurter Zentrale der Großbank zu erfahren ist, gilt dort schon seit vergangener Woche die Vorgabe, dass Dienstreisen ins Ausland abgesagt werden sollen und, sofern sie als nötig erachtet werden, vom jeweiligen Bereichsvorstand zu genehmigen sind. Inlandsreisen sollen Mitarbeiter nur dann antreten, wenn diese als zwingend erforderlich gelten. Wer zu Treffen und Veranstaltungen mit mehr als zehn Personen einlädt, soll Alternativen wie Videokonferenz in Betracht ziehen. Home Office hat KonjunkturIm Gegensatz zur Commerzbank hat die Deutsche Börse noch keinen Ausweichstandort aktiviert, aber auch der Börsenbetreiber hat Teams hierzulande aufgeteilt. “In unseren operativen Teams arbeitet ein Teil der Mitarbeiter derzeit im Home Office. Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme”, sagte ein Börsensprecher. Bei der Deutschen Bank arbeiten Mitarbeiter in Singapur, China, Hongkong und Italien schon seit längerem aufgeteilt von zu Hause aus und in Büros.Die DekaBank hatte in der vergangenen Woche intern mitgeteilt, sie bereite sich seit einigen Jahren “systematisch auf gravierende Störungen des Geschäftsbetriebs vor”. Die Szenarien umfassten unter anderem Pandemien und würden regelmäßig geprobt. Sollten die Weltgesundheitsorganisation, das Robert-Koch-Institut sowie die zuständigen staatlichen Stellen eine Verschärfung der Situation feststellen, würde der Krisenstab der Deka-Gruppe entscheiden, ob ein Krisenfall vorliege, und entsprechende Maßnahmen beschließen: “Die Möglichkeit, mobil zu arbeiten, dürfte in diesem Szenario eine sehr wichtige Rolle spielen”, heißt es in dem Schreiben.Die HypoVereinsbank hat Mitarbeiter heimgeschickt, nachdem in einem Münchener Büro des Geldhauses ein Mitarbeiter eines externen Dienstleisters positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Bei der größten europäischen Bank HSBC mussten in London mehr als 100 Mitarbeiter nach Hause gehen, nachdem ein Beschäftigter positiv auf das Coronavirus getestet worden war.Die EZB selbst hatte am Mittwoch mitgeteilt, sie habe bis auf weiteres fast alle bei der Zentralbank geplanten Konferenzen verschoben oder gestrichen. Zudem erließ sie Reisebeschränkungen für ihre Direktoriumsmitglieder und die Mitarbeiter.