Natwest legt die Latte höher
Natwest legt die Latte
für das Gesamtjahr höher
Großbank übertrifft mit Quartalszahlen die Erwartungen
hip London
Natwest hat sich ambitioniertere Ziele für das Gesamtjahr gesetzt, nachdem ihr Quartalsergebnis die Markterwartungen übertroffen hat. Anders als bei Barclays oder Lloyds Banking Group war die positive Überraschung nicht unerwartet niedrigen Wertberichtigungen auf Problemkredite zu verdanken. Natwest kamen ein steigendes Zinsergebnis und eine rigorose Kostenkontrolle zugute.
Wie die einst als Royal Bank of Scotland bekannte schottische Großbank mitteilte, stieg ihr Vorsteuerergebnis im Vorjahresvergleich um ein Viertel auf 1,67 Mrd. Pfund. Die vom Institut zusammengetragenen Analystenschätzungen hatten im Schnitt bei 1,46 Mrd. Pfund gelegen.
Weniger Umschichtungen
Natwest ist bereits das dritte britische Institut, das bei der Veröffentlichung seiner Geschäftszahlen feststellt, dass die Umschichtungen der Kunden aus Sichteinlagen in höherverzinsliche Einlagen nachgelassen haben. Die Nettozinsmarge verbesserte sich in den drei Monaten von Juli bis September von 2,10% auf 2,18%. Analysten waren davon ausgegangen, dass sie bei 2,10% stagnieren würde.
Das Management erwartet nun für das laufende Jahr eine Eigenkapitalrendite (RoTE) von mehr als 15%. Zuvor war von mehr als 14% die Rede gewesen. Die Lloyds Banking Group strebt lediglich 13% an. Die bereinigten Erträge werden bei 14,4 Mrd. Pfund erwartet, 400 Mill. Pfund mehr als bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen in Aussicht gestellt.
Stabile Kostenentwicklung
Zudem geht es davon aus, dass die operativen Kosten von Natwest nicht höher liegen werden als im Vorjahr. Die um 0,1 Mrd. Pfund höhere Bankenabgabe wird dabei nicht berücksichtigt.
Ausgaben von 24 Mill. Pfund für die nach dem Regierungswechsel von Labour verworfene Beteiligung von Kleinanlegern an der Privatisierung des verbliebenen Staatsanteils fließen ebenfalls nicht mit ein. Die Steuerzahler hatten das Institut in der Finanzkrise vor dem Untergang bewahrt, nachdem es sich an der Übernahme von ABN Amro verhoben hatte.
Staatsanteil schmilzt dahin
Seit Anfang des Jahres baute die öffentliche Hand ihre verbliebene Beteiligung von 38% auf weniger als 16% ab. Wie Sky News berichtete, könnte der Rest der einst für 46 Mrd. Pfund erworbenen Aktien schon im Mai 2025 komplett verkauft sein.
Voraussetzung dafür wäre, dass der Anteil im gleichen Tempo wie bisher reduziert wird. Möglich wäre allerdings auch ein Rückkauf durch Natwest. Das Institut könnte dafür sein Überschusskapital nutzen. Die Kernkapitalquote von 13,9% liegt deutlich über den regulatorischen Anforderungen von 11,7%. Die Leverage Ratio von 5,0% bewegt sich ebenfalls über den von der Aufsicht geforderten 4,25%.
Verluste sozialisiert
Die Abrechnung steht noch aus, doch darf man davon ausgehen, dass die Rettung des Instituts mit einem enormen Verlust für die Steuerzahler verbunden war.
Zum einen erreichte der Aktienkurs die von Schatzkanzlerin Rachel Reeves Vorgänger Alistair Darling gezahlten Preise nicht wieder. Zum anderen musste die Intervention durch Staatsanleihen finanziert werden, was mit Zinskosten verbunden war.
Mit 19 Millionen Kunden ist Natwest ein Barometer der britischen Wirtschaft. CEO Paul Thwaite sagte, deren Aktivität nehme zu. Es gebe weniger Kreditausfälle. Unternehmen und Kunden seien optimistisch. Die Kreditausfallquote wird den Erwartungen des Managements zufolge weniger als 15 Basispunkte des ausstehenden Gesamtvolumens betragen.