Streit um reformiertes Listing-Regime

Pensionsfonds fordern Anlegerschutz

Britische Pensionsfonds haben sich mit dem neuen Listing-Regime noch nicht abgefunden. Sie verlangen eine Antwort der Börse auf ihre Bedenken.

Pensionsfonds fordern Anlegerschutz

Pensionsfonds fordern Anlegerschutz

Harsche Kritik an Reform des Listing-Regimes der London Stock Exchange

hip London

Die Pensionsfonds der britischen Lokalverwaltungen verlangen eine offizielle Antwort der London Stock Exchange Group auf ihre Kritik an der Reform des Listing-Regimes. Sie verwalten mehr als 350 Mrd. Pfund an Altersvorsorgerücklagen. Sie haben vor allem Julia Hoggett, die Chefin der Londoner Börse, im Visier. Sie sitzt der Capital Markets Industry Task Force (CMIT) vor, die sich mit der Weiterentwicklung der britischen Kapitalmärkte befasst.

„Wenig glaubwürdig“

„Wir sind besorgt darüber, dass die von CMIT vertretenen Positionen weder faktengestützt noch ausgewogen sind“, schrieb Doug McMurdo, der Chairman des Local Authority Pension Fund Forum (LAPFF) bereits im Mai an Don Roberts, den Chairman der LSEG. Einige Positionen seien in grundsätzlicher Hinsicht „wenig glaubwürdig“.

Die Pensionsfonds stört, dass CMIT in erster Linie die aufwändige Regulierung in Großbritannien für die sinkende Zahl börsennotierter Unternehmen und das Ausbleiben von Initial Public Offerings verantwortlich macht. Das LAPFF sieht dafür andere Gründe, unter anderem eine schlechte Regulierung der Wirtschaftsprüfer durch den Financial Reporting Council und schlechte Rechnungslegungsstandards.

Delistings wegen Insolvenz

Zudem seien durch die Lockerung des Listing-Regimes zwischen 2000 und 2010 Unternehmen an die Börse gebracht worden, die dort niemals hätten notiert sein dürfen, schrieb McMurdo. Als Beispiel dafür nannte er den indonesischen Kohleproduzenten Bumi.

CMIT habe sich nicht mit der großen Zahl von Delistings wegen Insolvenz auseinandergesetzt. Dazu gehörten etwa Bradford & Bingley, Carillion und Northern Rock.

Investoren außen vor

Auch nach dem zweiten offenen Brief habe man von der LSEG keine substanzielle Antwort bekommen, sagte ein Sprecher des LAPFF der Börsen-Zeitung. Immerhin 56 der Mitglieder halten Aktien des Marktinfrastrukturbetreibers. Gemeinsam kommen sie auf knapp 1,5% der Stimmrechte.

„Wir möchten betonen, dass die Kapitalkosten von den Investoren an den Märkten bestimmt werden, nicht von Anwälten oder Vertretern der Sell-side“, schrieb McMurdo Ende August an Robert. „Dennoch sind das die einzigen Interessen, die aus unserer Sicht von der CMIT vertreten worden sind.“ Die Zusammensetzung der CMIT repräsentiere in keinster Weise Anlegerinteressen.

Man würde gerne wissen, ob die LSEG das hätte anders regeln können. „Das ist eine Fallstudie dafür, wie die Governance von Kapitalmärkten nicht betrieben werden sollte“, lautete das vernichtende Urteil des LAPFF.

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