Kundenbeziehungen

Banken hadern mit dem Russland-Ausstieg

Die Abwicklung des russischen Privatkundengeschäfts der Citigroup zeigt, wie schwer sich Banken mit der Entscheidung zwischen der Furcht vor Sanktionsverletzung und dem Wunsch, ihre Kunden zu halten, tun.

Banken hadern mit dem Russland-Ausstieg

lee Frankfurt

Die in der vergangenen Woche angekündigte Abwicklung des russischen Privatkundengeschäfts der Citigroup wirft ein Schlaglicht auf die Schwierigkeiten der Kreditwirtschaft mit ihrem Russland-Engagement. Bereits Ende April hatte die US-Großbank angesichts des zunehmenden öffentlichen Drucks angekündigt, sich „im Rahmen einer globalen strategischen Auffrischung“ aus dem dortigen Privatkundengeschäft zurückzuziehen.

Doch die Gespräche über einen Verkauf an die VTB Bank wurden obsolet, als die EU Sanktionen gegen das russische Kreditinstitut ver­hängte. Inzwischen hat sich die Citi­group damit abgefunden, dass sie bestenfalls einzelne Privatkun­denportfolios veräußern können wird. Noch im laufenden Quartal werde sie beginnen, das Konsumentengeschäft einzustellen, teilte die Citigroup mit.

Die US-Bank ist seit zwei Jahrzehnten auf dem russischen Markt vertreten, wo sie derzeit 2 300 Menschen beschäftigt und 15 Filialen in zehn Großstädten betreibt. Neben Einlagen- und Kreditgeschäft um­fasst das Angebot auch das Kartengeschäft und die Anlageberatung. Ausschlaggebend für den Aufbau des Russlandgeschäfts war der Plan gewesen, wohlhabende Privatkunden als Kunden zu gewinnen.

170 Mill. Euro Kosten

Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine hat die Citigroup ihr Engagement um 1,4 Mrd. Dollar auf 8,4 Mrd. Dollar reduziert. Nach Angaben des Instituts entfielen davon etwa 1 Mrd. Dollar auf das Verbrauchergeschäft und das lokale Firmenkundengeschäft in Russland. Die Kosten für den eingeleiteten Ausstieg beziffert das Institut auf rund 170 Mill. Euro. Darin enthalten seien neben Umstrukturierungskosten auch Kündigungsgebühren für Lieferanten und andere damit verbundene Ausgaben.

Nicht zur Disposition steht unterdessen das Firmenkundengeschäft der Citigroup in Russland, in dem die Bank zwar ebenfalls kein Neugeschäft mehr tätigen, ihre multinationalen Kunden aber weiterhin bedienen will. Mit diesem Argument führen die meisten internationalen Großbanken einen Teil ihres Russlandgeschäfts weiter, in der Hoffnung, dabei keine Sanktionen zu verletzen.

Für die Institute kritisch werden kann es dabei sowohl, wenn ihre Kunden eine Zahlung aus Russland erhalten, als auch wenn diese einen russischen Lieferanten bezahlen wollen. Selbst wenn es sich bei den Geschäftspartnern nicht um Personen oder Unternehmen handelt, die auf der jeweils gültigen Fassung der permanent aktualisierten Sanktionsliste stehen, müsse jeder Einzelfall vorsichtig geprüft werden, ist in der Branche zu hören. Das Gleiche gelte für die Neueröffnung von Rubel-Konten, die von den meisten Instituten inzwischen verweigert werden.

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