Banken holen mit Sepa-Arbeiten auf

Studie: Vorbereitungen schreiten deutlich voran - Institute haben Aufwand unterschätzt

Banken holen mit Sepa-Arbeiten auf

Die Banken holen den Rückstand bei ihren Vorbereitungen auf den einheitlichen Zahlungsverkehrsraum Sepa wohl noch auf, wie eine neue Studie zeigt. Nun rücken die Kunden als Sorgenkinder in den Fokus.bn Frankfurt – Die deutsche Kreditwirtschaft setzt offenbar mit Erfolg zum Endspurt an, was ihre Vorbereitungen auf das Zeitalter des europaweit einheitlichen Zahlungsverkehrsraums Sepa (Single Euro Payments Area) angeht. Wie die zum vierten Mal stattfindende Umfrage des IT- und Beratungshauses PPI zutage fördert, sind die Arbeiten bei Deutschlands Banken und Versicherern zur Einführung von Sepa “mittlerweile deutlich vorangeschritten”. Dank enormer Kraftanstrengungen in den vergangenen Monaten würden deutsche Finanzunternehmen zum Stichtag am 1. Februar 2014 bereit sein für Sepa, erklärt Studienleiter und PPI-Partner Hubertus von Poser. Dies sei nur durch eine Verdoppelung des Projektaufwands möglich gewesen. Der Praxistest steht noch ausDer von PPI entwickelte Index, der in einer Prozentreihe den Vorbereitungsstand zusammenfasst, hat seit der vorangegangenen Umfrage im April um 30 Punkte auf 80 % angezogen. Damit hinken die Gesellschaften gleichwohl noch immer 15 Punkte hinter ihren selbst gesteckten Zielen für die Umstellung hinterher, wie PPI festhält. Zudem sei zu beachten, dass die Studienergebnisse lediglich die Selbsteinschätzung der Banken widerspiegelten, meint von Poser.Bereits im November und Dezember werde sich zeigen, ob diese Selbsteinschätzung richtig sei. Denn in den kommenden Wochen würden die Sepa-Volumina deutlich zunehmen, da große Zahlungsdienstenutzer wie Versicherer ihre Systeme bereits per November oder Dezember umstellten.Vor wenigen Tagen noch hatten die Deutsche Kreditwirtschaft als Interessenvertretung der kreditwirtschaftlichen Spitzenverbände, die Verbraucherzentrale Bundesverband und die Deutsche Bundesbank eine zügige Umstellung des Zahlungsverkehrs gefordert. “Jetzt ist ein echter Endspurt fällig”, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele angesichts eines sehr mageren Marktanteils der Sepa-Lastschrift von bundesweit erst 0,7 %, meinte damit neben dem Lastschriftenverkehr aber vor allem kleine und mittelständische Unternehmen. Thiele forderte die Banken auf, in Sachen Sepa “ihre Kunden noch fester an die Hand zu nehmen”.”Die Panikwelle wird kommen”, hatte von Poser schon Ende Mai angesichts einer harzigen Umstellung prognostiziert. Immerhin nehmen laut der Umfrage von PPI vom September unter 30 Banken und 30 Versicherern inzwischen 77 % der Kreditinstitute und 83 % der Versicherer externe Unterstützung in Anspruch. Im April waren es 60 % gewesen. Vor allem für externe Software setzen die Banken zusätzliche Ressourcen ein, ferner für externes Personal sowie für Tests von Sepa-Transaktionen. Diese Tests hatten die Banken im Frühjahr als das größte Risiko der Sepa-Umstellung eingestuft. Inzwischen ist eine mangelnde Vorbereitung der Kunden ihre größte Sorge (siehe Grafik).Von Poser hatte vor Monaten bemängelt, dass keine ihm bekannte Bank auch ihren Kunden Sepa-Tests “im Sinne einer Testumgebung” anbiete. Banken haben dies mit Problemen begründet, zu Testzwecken veranlasste Transaktionen im Ernstfall von realen Prozessen trennen zu können. Wie gut etwa die Geschäftskunden der Banken nun auf Sepa vorbereitet sind, wird sich von Poser zufolge erst Anfang kommenden Jahres zeigen müssen.Die Panikwelle werde nicht ausfallen, sagt er der Börsen-Zeitung. Sie werde sich aber primär auf die Kunden der Banken, also die Geschäftskunden, und auf die Datenschnittstelle zwischen den Banken und den Geschäftskunden konzentrieren. Vorsorgen für den NotfallDie Kreditinstitute bauen bereits vor für den Fall, dass ihre Kunden der Vorbereitungen auf Sepa nicht mehr rechtzeitig Herr werden. Knapp die Hälfte der befragten Banken und Versicherer hat PPI zufolge bereits entsprechende Notfallpläne entwickelt. Sie umfassen, wie von Poser erläutert, zum Beispiel Urlaubssperren für die relevanten Mitarbeiter, eine nochmalige Aufstockung der Unterstützungskapazitäten, zum Beispiel für Helpdesks, das Angebot von Konvertierungsdienstleistungen für Kunden oder einen großzügigen Umgang mit nicht oder nicht vollständig Sepa-konformen Transaktionen in den ersten Wochen nach dem Stichtag am 1. Februar kommenden Jahres.Schon jetzt steht fest, dass zumindest die Banken den Aufwand für die Sepa-Einführung völlig unterschätzt haben. So rechnen die Institute im Vergleich zu ihren Prognosen vor einem halben Jahr nun mit einem doppelt so hohen Aufwand für die Einführung von Sepa, wie PPI berichtet.