Banken-Lobby wehrt sich gegen Gedankenspiele der EZB
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) lehnt eine größere Mindestreserve für Institute im Euroraum ab. "Eine höhere, unverzinste Mindestreserve wirkt wie eine Steuer auf Bankeinlagen", sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Heiner Herkenhoff am Dienstag. "Damit haben die Banken weniger Spielraum, um den Sparern höhere Zinsen anzubieten."
Bereits die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), die Mindestreserve nicht mehr zu verzinsen, werde in den kommenden zwölf Monaten die Zinserträge der europäischen Banken um 6,6 Mrd. Euro reduzieren. Bei den deutschen Instituten belaufe sich dies auf ungefähr 1,8 Mrd. Euro.
EZB strafft Zügel
Derzeit müssen Geschäftsbanken im Euroraum eine Mindestreserve – also einen bestimmten Geldbetrag auf einem Girokonto – von 1% ihrer Kundeneinlagen bei der Notenbank halten. Dafür erhalten sie von der Europäischen Zentralbank seit kurzem keine Zinsen mehr. Mehrere EZB-Währungshüter liebäugeln Insidern zufolge damit, die Mindestreserve anzuheben, die die Geldhäuser bei der Notenbank parken müssen.
Dadurch würde Liquidität aus dem Bankensystem genommen. Zugleich würde damit auch der Umfang der Zinszahlungen sinken, die die 20 nationalen Notenbanken an die Geldhäuser auf deren Einlagen bei ihnen zahlen müssen. Den Insidern zufolge befürworten manche Euro-Wächter eine Anhebung des Mindestreserve-Satzes auf einen Wert, der näher bei 3 oder 4% liegt.
Banken-Lobby fürchtet Ertragsrückgang
BdB-Lobbyist Herkenhoff kritisierte, eine höhere und zugleich unverzinste Mindestreserve würde die Ertragsperspektiven der Banken belasten und sei ein Nachteil im internationalen Wettbewerb. "Das ist im Moment das falsche Signal", so Herkenhoff.
Denn ein solcher Schritt würde zudem mittel- und langfristig die Kreditvergabekapazitäten der Banken belasten. Dies sei kontraproduktiv gerade in einer Phase, in der "erhebliche Investitionen" in der Wirtschaft nötig seien.