Banken nach Sanktionen in Habtachtstellung

Institute bangen um Russlandgeschäft - Fed: Niedriger Zins bleibt notwendig

Banken nach Sanktionen in Habtachtstellung

bg/bn/ck/jsc Frankfurt – Die westlichen Sanktionen gegen Russland beunruhigen die Bankenbranche. Institute hierzulande bangen um ihr Geschäft. Die beiden größten Institute Deutsche Bank und Commerzbank wollten sich auf Anfrage am Mittwoch zu konkreten Folgen noch nicht äußern mit dem Hinweis, die geplanten Sanktionen der EU seien noch nicht in Kraft gesetzt. “Wir beobachten die Entwicklungen und werden, wenn erforderlich, alle Sanktionen umsetzen wie von den zuständigen Behörden angeordnet”, erklärte eine Sprecherin der Deutschen Bank. “Es ist noch zu früh, Auswirkungen zu quantifizieren”, so ein Sprecher der Commerzbank.Eine Konsequenz von Sanktionen aber ist allen Beteiligten in der Branche bereits jetzt klar: Das Geschäft wird mühsamer, der Kontrollaufwand steigt. Egal ob Zahlungsverkehr oder Handelsfinanzierung – im Fall von Sanktionen müssen Banken jeweils prüfen, ob sich Namen von Gegenparteien auf Listen mit Adressen finden, die zu meiden sind, und auch Mittelständler, die sie mit ihren Geschäften ins Ausland begleiten, entsprechend beraten.Im Firmenkundengeschäft gilt: Geht es den Unternehmenskunden der Banken nicht gut oder überdenken sie nur ihre Investitionen, bekommen die Kreditinstitute dies zu spüren. Deutsche Bank und Commerzbank sind in Russland jeweils in Moskau und St. Petersburg aktiv in Sachen Firmenkundengeschäft, Handelsfinanzierungen und Zahlungsverkehr, die Commerzbank unterhält eine Repräsentanz in Nowosibirsk. Die Commerzbank beschäftigt in Russland 140 Mitarbeiter.Gleichwohl findet in Russland nur ein kleiner Teil des Auslandsgeschäfts der Branche statt. Von den Forderungen deutscher Institute inklusive Auslandstöchter entfallen 16,8 Mrd. Euro auf Russland, wie die Deutsche Bundesbank für Ende März festhält. Das entspricht 0,8 % der Auslandsforderungen. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) rechnet damit, dass russische Banken ihrem Schuldendienst auf bestehende Verbindlichkeiten “wohl noch für einige Zeit” nachkommen. Ausnahme für TöchterWie Reuters am Mittwoch meldete, sollen Töchter russischer Banken in der EU von den neuen Wirtschaftssanktionen ausgenommen sein. Die Ableger dürften weiter Geld am europäischen Kapitalmarkt einsammeln, hieß es. Die staatlich kontrollierte VTB Bank hatte, nachdem die USA sie auf ihre Sanktionsliste gesetzt hatten, erklärt, man sei zuversichtlich, nötigenfalls neue Refinanzierungsquellen zu finden. In Deutschland betreibt die mit einer Vollbanklizenz ausgestattete VTB Bank Firmenkundengeschäft, zudem sammelt eine Zweigniederlassung der VTB Bank von Österreich aus Einlagen über Tagesgeld- und Festgeldangebote ein. Von den Auswirkungen der US-Sanktionen sei bislang noch nicht allzu viel zu merken gewesen, hieß es bei VTB in Deutschland, wo gut 100 Leute arbeiten. Sollten sich die EU-Sanktionen an jenen der USA orientieren und etwa länger laufende Ausreichungen an VTB verhindern, drohe freilich eine Verteuerung der Refinanzierung.Die russischen Finanzmärkte reagierten gelassen. Der Dollar sank sogar um 0,8 % auf 35,49 Rubel. An der Börse in Moskau stieg der Micex-10-Index um 0,6 % auf 3 012 Punkte. Die Aktie der Sberbank gewann 0,7 %, die der VTB Bank gab um 1,5 % nach. Gedrückt unter anderem von Befürchtungen über eine eher frühzeitige erste Leitzinserhöhung der US-Notenbank Fed verlor der Dax gestern 0,6 % auf 9 594 Punkte. Nach der Sitzung ihres Offenmarktausschusses erklärte die Fed wie schon anlässlich ihrer vorangegangenen geldpolitischen Tagung, dass sie einen niedrigen Leitzins noch für einige Zeit für notwendig halte. Ferner teilte sie mit, dass sie ihre monatlichen Anleihekäufe erneut um 10 Mrd. Dollar reduziert.—– Berichte Seiten 3, 6 und 18