Britische Finanzaufsicht macht ernst

London entschlackt Listing-Regime

Die britische Finanzaufsicht hat das Listing-Regime vereinfacht. Pensionsfonds und anderen institutionellen Großanlegern wäre der Anlegerschutz wichtiger gewesen.

London entschlackt Listing-Regime

Listing-Regime entschlackt

Britische Finanzaufsicht setzt auf Deregulierung, um mehr Börsenkandidaten anzuziehen

hip London

Die britische Finanzaufsicht FCA hat dem Drängen der Deregulierer nachgegeben und das Listing-Regime vereinfacht. Pensionsfonds und anderen institutionellen Großanlegern wäre der Anlegerschutz wichtiger gewesen als ein kurzer Ansturm von Börsenkandidaten.

Die britische Finanzaufsicht FCA hat die größten Veränderungen des Listing-Regimes in mehr als 30 Jahren bekannt gegeben. Das soll die Wettbewerbsfähigkeit der London Stock Exchange stärken. Dort fanden zuletzt nur noch wenige Börsengänge statt, während eine ganze Reihe von Firmen ihre Notierung nach New York verlegten.

„Nachdem wir uns alle Seiten in dieser wichtigen Debatte angehört haben, glauben wir nicht, dass der Status quo eine Option ist“, schreiben FCA-Chef Nikhil Rathi und Sarah Pritchard, die bei der Behörde für die Finanzmärkte und Internationales verantwortlich zeichnet, im Vorwort des Policy Statement zu den Veränderungen, die ab dem 29. Juli in Kraft treten werden.

Premium-Listing ade

Wie die FCA (Financial Conduct Authority) mitteilt, gehört zur Vereinfachung des Regimes die Abschaffung der bisherigen Unterscheidung von „Premium“- und „Standard“-Listings. Duale Stimmrechte sollen künftig nicht nur natürlichen Personen wie Unternehmensgründern ermöglichen, die Kontrolle über ihre Firmen zu behalten. Auch Private-Equity- und Venture-Capital-Gesellschaften soll diese Option für bis zu zehn Jahre offenstehen.

Staatsfonds, die ein Unternehmen kontrollieren, sollen keinen solchen zeitlichen Einschränkungen unterliegen. Das käme nahöstlichen Sovereign Wealth Funds entgegen.

International auf Augenhöhe

„Diese neuen Regeln sind ein wesentlicher Schritt, um unsere Kapitalmärkte mit neuem Leben zu erfüllen“, sagte Schatzkanzlerin Rachel Reeves. „Sie bringen Großbritannien auf gleiche Höhe mit internationalen Wettbewerbern und stellen sicher, dass wir die innovativsten Firmen für ein Listing hier anziehen.“ Die Debatte über das Listing-Regime begann noch unter der konservativen Vorgängerregierung.

Julia Hoggett, die Chefin der London Stock Exchange, sprach von der größten Reform, die es seit Jahrzehnten gegeben habe. „Es ist ermutigend zu sehen, wie das ganze Ökosystem zusammengekommen ist, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen“, sagte Hoggett. Doch hinter den Kulissen krachte es ganz erheblich.

Kritik von Investoren

Vor einem Jahr kritisierten zehn der größten britischen Pensionsfonds die Pläne. Grundlegende Anlegerschutzbestimmungen würden zurückgedreht, darunter das Recht der Aktionäre, über wesentliche Transaktionen und über Transaktionen mit nahestehenden Parteien abzustimmen, sowie der Grundsatz, dass alle Aktien über das gleiche Stimmrecht verfügen.

Es sehe so aus, als ob sich die Seite durchgesetzt hätte, die für Deregulierung eintrat, sagte Lindsey Stewart, Director of Stewardship & Policy bei Morningstar Sustainalytics. Die Debatte sei aber noch lange nicht abgeschlossen. Man müsse sich fragen, ob Großbritannien seine Märkte attraktiver machen kann, indem es Dinge einführt, die von vielen der größten Investoren abgelehnt werden.

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