Unklares Bild

Banken schwanken zwischen Homeoffice und Büro

Mit dem Ende der Lockdowns und der Rückkehr in die Büros zeichnen sich im Finanzsektor neue Verwerfungen ab. Banken wie J.P. Morgan Chase und Goldman Sachs drängen ihre Mitarbeiter mit Entschlossenheit, in die Büros zurückzukehren. UBS, Unicredit...

Banken schwanken zwischen Homeoffice und Büro

Bloomberg New York

Mit dem Ende der Lockdowns und der Rückkehr in die Büros zeichnen sich im Finanzsektor neue Verwerfungen ab. Banken wie J.P. Morgan Chase und Goldman Sachs drängen ihre Mitarbeiter mit Entschlossenheit, in die Büros zurückzukehren. UBS, Unicredit und Deutsche Bank setzen indessen auf hybride Arbeitsmodelle und überlassen es den einzelnen Teams, über die Balance zwischen Heim- und Bürozeit zu bestimmen. Auch Nomura und Citigroup tendieren zu mehr Flexibilität.

Angesichts der Dynamik der Pandemie ist solch ein Überblick zwar stets nur eine Momentaufnahme. Die Kluft zeigt sich dennoch: J.P.-Morgan-Chef Jamie Dimon wiederholte kürzlich auf einer Konferenz seinen Wunsch nach wieder lebhaften Büros. Fernarbeit funktioniere nicht „für diejenigen, die sich anstrengen wollen”. Die Bank hat seinen Worten Taten folgen lassen und plant, dass die gesamte US-Belegschaft ab diesem Monat auf Rotationsbasis in die Büros zurückkehren wird.

Was für die eine Bank ein Irrweg ist, ist für die andere indessen die Chance, langjährige Praktiken auf den Prüfstand zu stellen – und sich bei der Rekrutierung und Bindung von Spitzenkräften womöglich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Die britische Standard Chartered verschwendet keine Zeit damit, für ihre 85000 Mitarbeiter formell hybride Arbeitsvereinbarungen einzuführen. Inzwischen haben 80% der Mitarbeiter flexible Verträge, wie ein Sprecher sagte. Rund ein Drittel der Bürofläche wird abgebaut.

Citigroup hat eine Philosophie des flexiblen Arbeitens entwickelt, die Inklusion und Bindung fördern soll. Dabei wird allerdings von fast jedem erwartet, eine gewisse Mindest-Präsenz am Arbeitsplatz aufrechtzuerhalten. Dies machte Konzernchefin Jane Fraser vergangene Woche bei einer Online-Veranstaltung deutlich.

Deutliche Unterschiede zwischen den Banken gibt es auch im Hinblick auf die zeitliche Planung. In den USA haben die Bank of America und Morgan Stanley den Sommer für größere Veränderungen abgeschrieben. Sie haben die Devise ausgegeben, dass die Schreibtische bis September wieder besetzt sein sollen. Insbesondere mit Blick auf jüngere Mitarbeiter, die ihre Netzwerke und Fähigkeiten weiterentwickeln sollen, betonen sie die Bedeutung der Bürokultur.

Das Management der neuen Arbeitswelt wird für internationale Firmen dadurch erschwert, dass sich die Pandemie regional unterschiedlich entwickelt. Mitarbeiter von Goldman Sachs und J.P. Morgan in London folgen ihren amerikanischen Kollegen derzeit noch nicht alle wieder in die Büros, nachdem der „Tag der Freiheit” von den Beschränkungen in Großbritannien auf frühestens den 19. Juli verschoben wurde. „In jeder Region laufen die Dinge anders und in unterschiedlichem Tempo”, resümiert Allison English vom Analysehaus Leesman.