Banken sollen Klimarisiken stärker beachten
fir Frankfurt
– Die EZB-Bankenaufsicht hat in einer Analyse der Klima- und Umweltrisiken im Bankensektor erheblichen Verbesserungsbedarf ausgemacht, wie sie am Montag mitteilte. Zwar seien einige Banken bereits beträchtlich vorangekommen im Bemühen, die Risiken zu berücksichtigen und ihnen entgegenzuwirken, doch befänden sich die meisten dahingehend noch in einem frühen Stadium der Entwicklung. „Keines der Institute ist auch nur annähernd in der Lage, seine Praktiken vollständig mit den aufsichtlichen Erwartungen in Einklang zu bringen“, lautet das Fazit der Aufseher.
Umfrage zu Leitfaden
In ihrem im November veröffentlichten Leitfaden zu Klima- und Umweltrisiken hatte die EZB 13 aufsichtliche Erwartungen an die von ihr überwachten Institute formuliert, um umweltbezogene finanzielle Risiken in ihren Geschäftsstrategien, in Governance und Risikomanagement zu berücksichtigen. 112 der aktuell insgesamt 113 von der EZB direkt beaufsichtigten Banken mit einer kumulierten Bilanzsumme von 24 Bill. Euro forderte sie auf, sich diesbezüglich selbst zu bewerten und Umsetzungspläne vorzulegen, aus denen hervorgeht, wie und wann sie den in dem EZB-Leitfaden verfassten Vorgaben zu entsprechen gedenken.
Die Banken zeigten sich der Studie zufolge selbstkritisch, hätten sie doch zugegeben, dass sie Management und Offenlegung von Umweltrisiken verbessern müssten und eine Lücke zwischen den eigenen Praktiken und den aufsichtlichen Erwartungen klaffe. 46% der Institute gehen davon aus, dass Umweltrisiken kurz- bis mittelfristig, also in den nächsten drei bis fünf Jahren, wesentliche Auswirkungen auf ihr Risikoprofil haben werden (s. Grafik). Bemerkenswert sei, erklärte die Aufsicht, dass jene Institute, die sich keinen wesentlichen Umweltrisiken ausgesetzt sehen, entweder keine entsprechende Analyse vorgenommen hätten oder diese mit erheblichen Mängeln behaftet gewesen sei.
Pläne unterschiedlicher Güte
Der Vizevorsitzende der EZB-Bankenaufsicht, Frank Elderson, erkannte in einem am Montag veröffentlichten Blogeintrag die Bemühungen der von der EZB beaufsichtigten Institute an. Fast alle hätten Umsetzungspläne zur Verbesserung ihres Risikomanagements entwickelt. Die Qualität dieser Pläne variiere jedoch von Bank zu Bank stark. Lediglich ein Drittel habe Pläne entwickelt, welche die meisten der Lücken, die Geschäftsstrategie, Governance, das Risikomanagement und die Offenlegung betreffend, ausreichend behandelten. Darüber hinaus habe nur ein Teil dieser Banken Ziele festgelegt, um die Fortschritte zu überwachen. Als Besorgnis erregend bezeichnete es Elderson, dass jede fünfte Bank erhebliche Defizite aufweise, wenn es darum gehe, Klima- und Umweltrisiken in ihren Risikostrategien zu berücksichtigen, und auch nicht über glaubwürdige Pläne verfüge, um dies in absehbarer Zukunft zu gewährleisten.
Die EZB werde ihre Aufsichtsagenda zu Klima- und Umweltfragen weiter ausbauen, hieß es. Im nächsten Jahr sind demnach eine Überprüfung der entsprechenden Risikomanagement-Praktiken der Institute sowie ein Stresstest geplant. Klima- und Umweltrisiken sollen schrittweise in den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozess (SREP) integriert werden, mit dem die Aufseher regelmäßig die Risiken der Banken messen. Sollten sie die Umweltrisiken durch die Mindestkapitalanforderungen nicht abgedeckt sehen, können die Aufseher einer Bank weitere Kapitalzuschläge auferlegen.