Banken und Sparkassen haben die Qualität ihrer Nachhaltigkeitsberichte binnen Jahresfrist deutlich verbessert: In der Breite berücksichtigen die Häuser verstärkt ESG-Daten in der Kreditvergabe an Firmenkunden und Privatpersonen, berichten häufiger über soziale Faktoren wie den Frauenanteil in Führungspositionen oder den Anteil körperlich beeinträchtigter Menschen in der Belegschaft und adressieren auch Governance-Themen häufiger, berichtet die Unternehmensberatung Zielke Research Consult. Bereits in der Untersuchung vor einem Jahr hatten sich Fortschritte gezeigt. „Langsam tut sich etwas“, schreibt die Gesellschaft.

Insgesamt haben sich 88 der untersuchten 110 Geldhäuser verbessert und der durchschnittliche Gesamtpunktestand stieg – auf einer Skala von minus 4,33 bis plus 4,92 – auf plus 2,24 nach plus 1,51 im Jahr zuvor. In allen drei Einzelkategorien, also Umwelt, Soziales und Governance, stieg die Punktzahl, wobei allerdings eine veränderte Zählweise in der Governance-Kategorie das Ergebnis veränderte. Die Analysten werteten die Berichte zur sozialen Verantwortung von Unternehmen (Corporate Social Responsibility, CSR) für das Jahr 2021 aus und bezogen dabei Banken und Sparkassen mit mehr als 500 Beschäftigten und einer Bilanzsumme von mehr als 5 Mrd. Euro ein.

In der Top-10-Liste finden sich vor allem Konzerne, vorneweg der Förderbankriese KfW, aber auch Helaba, Deutsche Bank, DZ Bank, Unicredit und BayernLB. Sparkassen schnitten im Durchschnitt nur geringfügig schlechter ab als die meist größeren Privat- und Geschäftsbanken. Weiter hinten stehen Kreditgenossenschaften, auch wenn einige Häuser wie Hannoversche Volksbank, Volksbank Mittelhessen und Mainzer Volksbank noch im oberen Mittelfeld rangieren.

Größere Institute seien aber nicht per se im Vorteil, sagt Firmenchef Carsten Zielke. Kleinere Häuser sieht er in der Lage, schon mit einer federführenden Person eine belastbare CSR-Berichterstattung auf die Beine zu stellen. Die Volksbank Köln Bonn, die Volks- und Raiffeisenbank in Rosenheim und die Berliner Volksbank bilden das Schlusslicht der Untersuchung. Die genossenschaftliche GLS Bank, die sich als Nachhaltigkeitsinstitut versteht, erreicht mit 2,08 Punkten nur einen leicht unterdurchschnittlichen Wert. Die Sparkassen Hannover und Nürnberg stehen weit oben. Auch die Sparkasse Düren und die Taunus Sparkasse schneiden gut ab. Sie hatten als Sponsoren der Studie allerdings die Möglichkeit, ergänzende Daten zum CSR-Bericht nachträglich zu veröffentlichen und nachzureichen.

Die Analysten vergeben Punkte für die Daten und Angaben – je mehr eine Bank offenlegt, desto besser. Dabei klopfen sie alle drei ESG-Kategorien Umwelt, Soziales und Governance ab und gewichten die Punktzahl zu jeweils einem Drittel.

In der Umweltkategorie zählt etwa, ob und wie detailliert eine Bank über ihren eigenen Treibhausgas-Fußabdruck berichtet. Auch die Kreditvergabepolitik wird hier abgeklopft. Eine Bank sollte für die höchste Punktzahl etwaige Ausschlusskriterien offenlegen und Kriterien für nachhaltigkeitsbezogene Kredite an Firmen und an Privatleute beschreiben. So legten einige Banken Programme für Hausdämmung oder Flottenerneuerung auf. Auch schlüsseln einige Geldhäuser bereits auf, welcher Teil der Finanzierungen künftig der EU-Taxonomie unterliegen könnte.

In der Sozialkategorie wiederum zählen etwa Angaben zu Kinderbetreuung und Gesundheitsmanagement im Unternehmen, zu Kundenzufriedenheit und sozialen Initiativen. Auch der Anteil von Frauen in Führungspositionen oder von körperlich behinderten Menschen in der gesamten Belegschaft liegt in dem Themensegment. Ein unterdurchschnittlicher Wert gab dabei mehr Punkte als eine fehlende Angabe.

In Governance schließlich fließt ein, wie genau die Verantwortung für Nachhaltigkeit verortet wird, wie präzise die Nachhaltigkeitsstrategie formuliert ist und wie leicht der Bericht auffindbar ist. Auch der CRR-Bericht mit Kennziffern zu Kapital, Liquidität und Kreditrisiko fließt in die Bewertung ein. Hierzu lieferten Banken und Sparkassen aber weniger Kennzahlen als ein Jahr zuvor, moniert Zielke. „Wir sehen hier einen Rückschritt im Risikoberichtswesen.“

Genaue Daten zum Kreditportfolio fehlen derzeit noch. So können Banken bisher nicht genau messen, mit welchen Treibhausgasemissionen ihr Finanzierungsgeschäft konkret in Verbindung steht. Ausschlusskriterien allein seien nicht hilfreich, sagt Firmenchef Zielke. Stattdessen komme es darauf an, Unternehmen zu einem Wandel zu ermuntern. „Die Finanzbranche tut für das Klima mehr, wenn sie die Transformation finanziert.“ Dafür sei es notwendig, Fortschritte zu messen. „Da sind wir noch nicht.“ Mit neuen Berichtspflichten für Banken und Unternehmen, wie sie die kommende europäische Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorsieht, werde die Datenlage verbessert, hofft Zielke.