Banken stehen im Zentrum des Sturms in Italien

Massiver Kursverfall - Reihe von Kollateralschäden

Banken stehen im Zentrum des Sturms in Italien

bl Mailand – Der massive Anstieg des Zinsabstands zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen sowie die deutlichen Kursabschläge an der Börse haben Italiens Banken schwer getroffen. Der Verfall ihrer Aktienkurse macht einige nicht nur anfälliger für mögliche Übernahmen. Auch Kapitalmaßnahmen an den Finanzmärkten und der Verkauf von Non-Performing Loans (NPL) werden erschwert. Und für angeschlagene Krisenbanken wie Monte dei Paschi di Siena (MPS) oder die Genueser Sparkasse Carige verschlechtert sich die Lage.Italiens Banken stehen auch deshalb besonders im Feuer, weil sie Staatstitel im Umfang von 373 Mrd. Euro halten. Nach tagelanger Talfahrt erholten sich die Banktitel zwar am Donnerstag. In den fünf Tagen zuvor hatten sie jedoch 13 % verloren. Seit Amtsantritt der Regierung Anfang Juni verloren die Kreditinstitute des Landes an den Börsen 29 % ihres Wertes. Banken leiden besonders, wenn Investoren wegen eines höheren Spreads Gelder abziehen.Der Spread-Anstieg schmälert auch die Rentabilität der Institute. Und im zweiten Quartal ging die harte Kernkapitalquote (CET 1) der Banken allein wegen des höheren Spreads um 36 Basispunkte zurück. Im dritten Quartal beruhigte sich die Situation – zumindest bis in die letzten Septembertage, als die Regierung ihren angepeilten Defizitwert für 2019 bekannt gab. Für die meisten Banken ist die Reduzierung der Kernkapitalquote aber verkraftbar, weil sie komfortable Werte ausweisen. Allerdings gibt es “Nebenwirkungen” des hohen Spreads. Sie erschweren den Verkauf von NPL, aber auch Kapitalmaßnahmen. Seit Ende Mai hat nur die Großbank Intesa Sanpaolo Bonds ausgegeben. Die Krisenbank Carige plant nun die Ausgabe von Bonds über 200 Mill. Euro und muss demnächst auf Verlangen der EZB auch ihr Kapital erhöhen. Das dürfte sehr schwierig werden, glauben Experten. Selbst die stabile Intesa Sanpaolo könnte Probleme haben, einen Anteil des Vermögensverwalters Eurizon, bei dem BlackRock einsteigen will, loszuwerden. Es bleibt abzuwarten, wie die BPM den Verkauf eines Portfolios fauler Kredite in Höhe von 9 Mrd. Euro abwickelt.Nicht nur Krisenbanken leiden. Auch Unicredit und Intesa Sanpaolo haben seit Antritt der neuen Regierung mehr als 30 % ihres Wertes verloren. Ein Kollateralschaden droht womöglich auch Italiens größter Investmentbank Mediobanca. Sie könnte nach dem baldigen Ende des seit mehr als 60 Jahren bestehenden Aktionärspaktes und angesichts des Kursverfalls ein Übernahmeopfer werden.