Banken stehen mehrfach unter Druck
Gastbeitrag
Banken stehen mehrfach unter Druck
Es gibt drei Bereiche, in denen die Geschäftsmodelle von Banken unter Druck stehen und die Einfluss auf Prozesse im Hintergrund nehmen, wodurch die Gefahr besteht, dass Geschäft abwandern könnte. Erstens Kundenansprüche: Kunden sind aus anderen Lebensbereichen einfache und schnelle Prozesse gewöhnt. Wer hier führend ist, zieht insbesondere die jüngere Generation an, was aufgrund demografischer Entwicklungen automatisch zur Umverteilung von Marktanteilen führt.
Benchmarks bleiben hoch
Zweitens Kosten: Auch wenn die Zinssteigerungen den Banken etwas Entspannung bringen, stehen die wichtigsten ökonomischen Leistungswerte weiterhin unter Druck, weil die Benchmarks hoch bleiben. Das geschieht beispielsweise durch disruptiv arbeitende Fintechs, wobei sich hier aktuell mehr Bereitschaft zur Kooperation abzeichnet, oder durch ausländische Investoren, die klassische Banken sanieren und effizient aufstellen. Dementsprechend bleiben die Anforderungen an Prozesseffizienz unverändert hoch. Drittens Wettbewerb: Insbesondere Plattform- und Marktplatz-Modelle machen den Banken weiterhin die Kundenschnittstelle streitig, somit hängt die Planbarkeit von Wachstum letztlich an der Unterwerfung unter das Preisdiktat der Marktplätze.
Für die Banken heißt das, über komparative Wettbewerbsvorteile nachzudenken. Wenn eine Bank sich mit ihren zumeist knappen Ressourcen auf ihre wirklichen Alleinstellungsmerkmale konzentrieren will, also dort, wo sie sich vom Markt differenziert, Spezialist ist und auch genau so wahrgenommen wird, muss sie ihr Standardgeschäft auslagern. Und zwar an Anbieter, die dieses Standard-Massengeschäft als „Prozess-Führer“ bzw. „Kosten-Führer“ beherrschen, erfahren in der Kundenbetreuung für dieses Massengeschäft sind und außerdem die Kundenschnittstelle unangetastet lassen. Das heißt, White-Label-Lösungen anzubieten und im Namen der auslagernden Bank zu agieren, so wie das auch die SWK Bank tut.
Diese drei Bereiche sind zwar nicht neu, erfahren jedoch in der näheren Zukunft eine Intensivierung, die aus dem Bereich Nachhaltigkeit/Klimaschutz kommt. Banken werden künftig entweder direkt oder indirekt Nachteile haben, wenn sie nicht nachweisen können, dass ihre Geschäftsmodelle klimaneutral sind. Kunden werden Banken künftig auch unter diesem Gesichtspunkt bewerten und in ihre Entscheidung zur Auswahl einer Bank einfließen lassen. Es wird Nachteile bei der Finanzierung geben, weil Investoren ihre Investments unter diesen Gesichtspunkten steuern, außerdem wird es vermutlich auch regulatorisch bzw. durch Ratingagenturen eine direkte Bestrafung für die fehlende Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit geben. Wettbewerber werden sich außerdem über dieses Thema differenzieren und dadurch wieder Unterschiede in bisher als „Commodities“ angesehene Produkte bringen.
Thema Dunkelverarbeitung
Es gibt ein großes Einsatzgebiet von künstlicher Intelligenz (KI), das auch in der Finanzwelt immer relevanter wird: das Marketing. KI wird auch den Marketing-Arbeitsmarkt deutlich unter Druck setzen, da die Erstellung von Marketingmaterial mit zielgruppenspezifischem Inhalt durch KI in jedem Fall schneller, in etlichen Fällen sicher auch besser gelingt als durch Menschen. Für Banken wird das Thema Dunkelverarbeitung sicherlich noch einmal einen Qualitätssprung durch KI erfahren. Allerdings stehen hier noch verschiedene Compliance- und Datenschutz-Hürden im Raum, so dass man nicht von kurzfristigen Effekten ausgehen kann. Im Bereich Kreditentscheidungen ist der Einsatz von KI dagegen aufgrund gesetzlicher/regulatorischer Vorgaben vorerst ausgeschlossen. In der Kundenbetreuung könnte KI Call-Center-Mitarbeiter bei ihrer Arbeit unterstützen, aber sicherlich kurzfristig nicht ersetzen.
KI wird sich zu einem gewissen Grad auf Innovationen im Banking auswirken und trotz aller Hürden für Banken ein wesentlich stärkerer Innovationstreiber sein als Blockchain, Krypto oder Metaverse, allerdings nicht in Form neuer Produkte oder Prozess-Features. Es geht vielmehr darum, sich als Bank neu zu erfinden, im Sinne von Struktur- und Prozess-Innovation zu denken. Das werden keine globalen Innovationen sein, da es diese bereits gibt, aber Neuerungen in einem System durch Anwendung neuer Ideen und Techniken sind ebenfalls Innovationen.
Entwickelte Marktplätze
Reduziert man den Begriff Plattformökonomie auf das vertriebslastige Thema „Marktplätze“, ist dieser Bereich von den drei genannten am weitesten entwickelt: Über Marktplätze kann eine Bank seit langem schon „flow on demand“, planbares Wachstum, generieren. Um das Thema Marktplatz herum entstand in den vergangenen Jahren der Bereich Open Banking mit dem Ziel, das Angebot der Bank innerhalb der Bank-(IT)-Infrastruktur durch externe Services und Produkte zu erweitern. Dazu kommt jetzt immer stärker Banking-as-a-Service im Sinne von Business Process Outsourcing, womit Kostenersparnis in IT-, Produkt- und Prozess-Infrastruktur ermöglicht wird. Dies kam bisher eher bei Fintechs zum Einsatz und ist bei klassischen Banken noch nicht so stark zu beobachten wie der Einsatz von Marktplätzen und Open Banking.
Nachhaltiges Banking löst zumindest vorübergehend den anderen großen Trend Contextual Banking als wichtigstes Thema in der Weiterentwicklung von Banken ab. Dabei handelt es sich um ein Bankmodell, das ein vernetztes Bankerlebnis bietet, bei dem Kunden Angebote zur richtigen Zeit und am richtigen Ort präsentiert werden. Die Banken mit dem besten Standing im Bereich Nachhaltigkeit werden Marktanteile gewinnen. Es geht also nicht um ein großartiges Frontend, sondern um Inhalte und klare Positionen. Banking-as-a-Service-Anbieter müssen daher Best-in-Class-Prozesse für ihr Produktportfolio anbieten, um den „Fußabdruck“ für ihre Bankpartner zu minimieren, und gleichzeitig müssen sie auch massenkompatible Klima-Produkte, z. B. spezielle Kreditlösungen zur Finanzierung nachhaltiger Infrastruktur, zur Verfügung stellen, um für ihre Partner direkte Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Dies ergänzt die sowieso entstehenden Kostenvorteile.