EU-Taxonomie

Banken stellen grüne Kapitalquote in Frage

Die geplante grüne Kapitalquote für Europas Banken stößt in der Kreditwirtschaft auf Skepsis: Die neue Green Asset Ratio (GAR), die den Anteil nachhaltiger Finanzierungen einer Bank ins Verhältnis zu den übrigen vergleichbaren Bilanzpositionen...

Banken stellen grüne Kapitalquote in Frage

jsc Frankfurt

Die geplante grüne Kapitalquote für Europas Banken stößt in der Kreditwirtschaft auf Skepsis: Die neue Green Asset Ratio (GAR), die den Anteil nachhaltiger Finanzierungen einer Bank ins Verhältnis zu den übrigen vergleichbaren Bilanzpositionen setzt, ziehe künftig womöglich mehr Aufmerksamkeit auf sich als die traditionelle Risikosichtweise, warnt die LBBW. „Das wäre schlecht für die Systemstabilität“, heißt es in einer Analyse der Landesbank. Die Quote zeige nicht unbedingt die tatsächliche Leistung einer Bank in der Finanzierung nachhaltiger Vorhaben an, hält wiederum die niederländische ING fest. So könne etwa ein älteres Gebäude nach einer Sanierung deutlich energieeffizienter sein, aber dennoch nicht den relevanten Schwellenwert erreichen.

Die European Banking Authority (EBA) hatte Anfang März die Pläne für die Green Asset Ratio in einem Bericht an die EU-Kommission konkretisiert: Die Kennziffer basiert auf der geplanten Taxonomie, die für wesentliche Branchen Schwellenwerte für Emissionen definiert oder bestimmte Technologien hervorhebt. Ein Kredit an einen Aluminiumhersteller etwa, der die Schwellenwerte einhält und zugleich wesentliche negative Effekte vermeidet, könnte somit in die grüne Kapitalquote einer Bank einfließen. Die Erfassung bedeutet allerdings einen hohen Aufwand, wie die Kreditwirtschaft fürchtet. „Gerade bei kleineren Instituten könnte das dazu führen, dass sich die Konsolidierung beschleunigt“, scheibt die LBBW. Der genossenschaftliche Bankenverband BVR hat vor wenigen Tagen vor einem „Taxonomiekoloss“ gewarnt und erwähnte dabei ausdrücklich die Green Asset Ratio. „Zeitaufwendig und teuer“ ist die Datenerhebung nach Auffassung der ING zudem für kleine und mittelgroße Unternehmen. Der Mangel an Daten sei ein wesentliches Problem, halten ING und LBBW unisono fest.

Die grüne Kapitalquote dürfte künftig einen wesentlichen Teil der Bilanzpositionen erfassen, wie beide Banken vermuten: Sowohl Finanzierungen an Unternehmen als auch an Privatleute sind demnach weitgehend erfasst. Wesentliche Branchen wie die Landwirtschaft, die Schwerindustrie, der Verkehr und die Energieerzeugung sind Teil der Taxonomie, zudem gilt die Green Asset Ratio für Immobiliendarlehen und für Autokredite. Trotz der Schwächen schaffe die neue Kennziffer eine Vergleichbarkeit und diene somit als „wertvolle Referenz“, wie die ING urteilt. Und nach Auffassung der LBBW werden Banken künftig vermutlich mit der Frage konfrontiert sein, welchen Wert sie perspektivisch für die grüne Quote anstreben.