New Work

Banken stellen sich auf neue Arbeitsformen ein

Flexibles und mobiles Arbeiten wird es auch nach der Pandemie bei Großbanken verstärkt geben. Was sich die Finanzinstitute in Deutschland von neuen Bürokonzepten und Arbeitsformen versprechen.

Banken stellen sich auf neue Arbeitsformen ein

Von Carsten Steevens, Hamburg

In der deutschen Kreditwirtschaft sind die Arbeiten an neuen Bürokonzepten und Arbeitsprozessen in vollem Gang. Inzwischen gestützt auf Erfahrungen aus der Coronakrise wie der Verlagerung eines hohen Anteils von Büroarbeitskräften ins Homeoffice, bereiten sich Banken aus allen Lagern auf mobiles Arbeiten als Standardarbeitsmodell vor oder setzen ihre Modelle für flexibles Arbeiten als neue Normalität bereits um.

Deutsche Bank testet

So arbeitet die Deutsche Bank seit Sommer vorigen Jahres an der Frage, wie die Arbeitsbedingungen im größten deutschen Geldhaus dauerhaft flexibler und effektiver gestaltet werden könnten. Details des künftigen Arbeitsmodells sollen in den einzelnen Bereichen entschieden und umgesetzt werden. Zentral, so teilt die Bank mit, sei festgelegt worden, dass ein hybrides Arbeitsmodell angestrebt wird, das Beschäftigten mehr Wahl- und Gestaltungsmöglichkeiten gibt, abgestimmt auf die Anforderungen der jeweiligen Rolle und des jeweiligen Teams, teils im Büro und teils zu Hause zu arbeiten. Die Mehrheit der Mitarbeiter werde eine langfristige Vereinbarung zu flexiblem Arbeiten treffen können. An mehreren Standorten weltweit testet die Bank in diesem Jahr neue Bürogestaltungskonzepte – betroffen seien dabei vor allem die zentralen und Infrastrukturfunktionen.

Um hybrides Arbeiten zu erleichtern, will die Deutsche Bank in Technik investieren. Das neue Arbeitsmodell soll auch Gelegenheit geben, den eigenen Immobilienbestand zu optimieren. Konzepte für Büroflächen, die kollaboratives Arbeiten unterstützen, sollen weiterentwickelt werden. Als Vorteile für Bank und Beschäftigte führt das Institut eine gleichbleibend hohe oder sogar höhere Produktivität bei besserer Arbeitszufriedenheit, eine bessere Work-Life-Balance, einen reduzierten CO2-Ausstoß sowie eine höhere Attraktivität als Arbeitgeber im Wettbewerb um Talente an.

Commerzbank spart

Zahlen zu Investitionen oder Effekten wie Einsparungen nennt die Deutsche Bank nicht. Bei der Commerzbank geht man davon aus, bis 2024 insgesamt 100 Mill. Euro Raumkosten zu reduzieren. Dabei unterstellt der Branchenzweite nach aktueller Schätzung, dass flexible Arbeitsplatzmodelle an Bedeutung gewinnen und der Bedarf an Büroarbeitsplätzen mittelfristig um etwa ein Drittel sinken wird. In Frankfurt arbeite bereits rund die Hälfte der Beschäftigten in Gebäuden mit flexiblen Arbeitsplätzen, so das Institut. Desksharing sei Teil dieses Konzepts und funktioniere sehr gut.

Die Commerzbank verweist darauf, dass es auf Basis einer Betriebsvereinbarung aus dem Jahr 2019 bereits vor der Corona-Pandemie möglich gewesen sei, ein Drittel der Arbeitszeit mobil zu arbeiten. Die Bank erwartet, dass das mobile Arbeiten inklusive Homeoffice nach der Pandemie stärker genutzt wird. Seit dem Ende der gesetzlichen Homeoffice-Pflicht Anfang Juli rät die Bank dazu, dass nicht mehr als die Hälfte der Beschäftigten einer Einheit oder eines Teams im Büro anwesend sein sollten.

DZ Bank setzt um

Bei der DZ Bank gilt seit dem 1. Juli eine neue Betriebsvereinbarung „Mobiles Arbeiten“. Diese erlaube große Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsorts, da sie keine Quoten vorgebe, teilt das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken mit. Es werde keine konzertierte Rückkehr ins Büro geben. Die Betriebsvereinbarung markiere vielmehr den Startschuss für den Übergang in eine hybride Arbeitswelt. Über die Wahl des Arbeitsorts sollen sich Beschäftigte und Führungskräfte „partnerschaftlich“ verständigen. Hauptarbeitsplatz bleibe aber die Bank. „Wir wollen zwar weg von einer Präsenzkultur, aber nicht hin zu einer Absenzkultur“, betont das Institut, das in den kommenden Jahren seine Büroflächen neu strukturieren will. Desksharing sei ebenso vorgesehen, wie agile bzw. projekthafte Arbeitsformen unterstützt werden sollen. Die neue Raumgestaltung können Beschäftigte derzeit auf einer Musteretage im Kronenhochhaus in Frankfurt erproben. Die Nachfrage sei groß, fünf weitere Etagen seien „in der Mache“. Entstehende Freiflächen in Eigentumsimmobilien will die DZ Bank mittelfristig vermieten.

KfW bereitet vor

Eine Dienstvereinbarung für die mobile Arbeit im Rahmen eines Normalbetriebs schloss die KfW bereits Ende 2020 mit der Personalvertretung ab. Die Vereinbarung, die nach Ende der Pandemie in Kraft treten soll, sieht nach Angaben des staatlichen Förderinstituts unter anderem vor, dass Beschäftigte bis zu 40% ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten können. In Ergänzung zur mobilen Arbeit werde derzeit auch ein Desksharing-Modell schrittweise eingeführt. Mögliche Ersparnisse hingen von der Inanspruchnahme der mobilen Arbeit ab, so die KfW weiter.

Bei der BayernLB soll es „kein Zurück zu vor Corona geben“. Künftig wolle man vermehrt Desksharing und ortsungebundenes Arbeiten außerhalb der Bank, nicht nur Homeoffice, nutzen, teilt sie mit. Flexibilität, die Attraktivität als Arbeitgeber und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben stünden im Vordergrund. Insgesamt werde man „effizienter und fokussierter arbeiten“.

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