Banken stocken bei Wirecard auf

Hedgefonds erhöhen Positionen gegen den Zahlungsabwickler - Aktie schließt deutlich im Plus

Banken stocken bei Wirecard auf

Der in die Kritik geratene Zahlungsabwickler Wirecard konnte zum Wochenauftakt bei den Anlegern punkten. Die Nachricht von der Neuordnung des Vorstands löste einen Kurssprung aus. Derweil bringen sich die Investmentbanken und die Hedgefonds für den bevorstehenden Machtkampf in Stellung. sck München – Nach dem Desaster um den Abschlussbericht von KPMG zur Bilanzsonderprüfung hat Wirecard mit ihrer verkündeten Neuordnung des Vorstands bei den Anlegern etwas an Vertrauen zurückgewinnen können. Zum Wochenauftakt gewann die Aktie des Zahlungsabwicklers in der Spitze 12 % an Wert. Das Papier führte damit den Dax an. Der Titel ging bei 91,19 Euro (+8,3%) aus dem Xetra-Handel.Am Freitagabend kurz nach Börsenschluss hatte der bayerische Konzern ad hoc mitgeteilt, den in die Kritik geratenen Vorstandschef Markus Braun von der bisherigen Zuständigkeit für Investor Relations zu entbinden und zugleich mit einem Compliance Officer das oberste Führungsgremium von vier auf fünf Mitglieder auszuweiten (vgl. BZ vom 9. Mai). Obwohl das viele als Teilentmachtung von Braun deuten, zeichnete sich dieser Schritt ab. Denn der neue Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Eichelmann hatte im Februar angekündigt, die Ressortzuständigkeiten neu aufteilen zu wollen. Prüfung von KPMG dauert an Aufgrund bestehender Ungereimtheiten im Drittlizenzgeschäft sind die von Eichelmann mit einer Untersuchung der Bilanzen 2016 bis 2018 beauftragten Wirtschaftsprüfer von KPMG mit Datenauswertungen weiter beschäftigt. Aufgrund der Komplexität dieser Aktivitäten ließ Eichelmann das Mandat für KPMG ausweiten. KPMG rügte zuletzt Wirecard. So habe man kein abschließendes Urteil über das Drittlizenzgeschäft fällen können, da vor allem die Geschäftspartner die dafür notwendigen Unterlagen nicht herausrücken wollten. KPMG schrieb von einem “Untersuchungshemmnis”. Die Aktie von Wirecard stürzte daraufhin von 140 Euro auf 83 Euro ab. Der Hedgefonds TCI und der zur Sparkassengruppe gehörende Vermögensverwalter Deka sprachen sich gegen Braun aus. Wegen des Debakels um die Sonderprüfung nach Vorwürfen der “Financial Times” verlangen beide die Absetzung des CEO. Die Kleinaktionärsvereinigung DSW ist der gleichen Ansicht.Eichelmann will Braun, der über 7 % besitzt, hingegen im Amt halten. Rechtsanwälten zufolge besteht für den Chefaufseher derzeit auch kein unmittelbarer Grund, sich vom CEO zu trennen. Trotz seiner bisherigen Verantwortung für den Bereich Investor Relations habe sich Braun wohl persönlich nichts zuschulden kommen lassen. Grobe Fahrlässigkeit oder gar Vorsatz sei dem Vorstandsvorsitzenden schwer nachzuweisen, heißt es.Der zur Deutschen Bank gehörende Vermögensmanager DWS ist bei Wirecard mit rund 5 % zweitgrößter Einzelaktionär. TCI brachte sich mit Netto-Leerverkaufspositionen, die 1,5 % des Grundkapitals ausmachen, gegen Wirecard in Stellung. Hinter der Gesellschaft aus London steht Christopher Hohn, der vor 15 Jahren den damaligen Chef der Deutschen Börse, Werner Seifert, vom Thron gestoßen hatte. Nach der missglückten Übernahme der Londoner Börse geriet der CEO des Frankfurter Börsenbetreiber seinerzeit zunehmend unter Beschuss.Derweil bauen die Hedgefonds, die gegen Wirecard wetten, ihre Short-Positionen aus. Sie setzen auf fallende Kurse, um damit viel Geld zu verdienen. Insgesamt elf Adressen aus den USA, Großbritannien und den Cayman-Inseln halten zusammen Leerverkaufspositionen, die 10,5 % des Grundkapitals der AG entsprechen. Vor eineinhalb Wochen waren es noch knapp 10 %. Goldman Sachs hält dagegen Der Block der Investmentbanken, die mehr auf mittlere bis längerfristige Investments ausgerichtet sind, hält dagegen. Inklusive Call-Optionen und sonstigen Finanzderivaten kommen Goldman Sachs, Morgan Stanley, Société Générale, Citigroup und Bank of America auf insgesamt 39,8 %. Diese könnten dazu beitragen, Braun zu stützen, wenn es auf der anstehenden ordentlichen Hauptversammlung am 2. Juli tatsächlich zu einem Schlagabtausch zwischen der Verwaltung und rebellierenden institutionellen Investoren kommen sollte.Bei diesem Gefüge fällt auf, dass Goldman Sachs am Freitag 30 Minuten nach der Ad-hoc-Meldung über den Vorstandsumbau mitteilen ließ, ihre Beteiligung inklusive Finanzderivaten von 14,6 % auf 15,9 % ausgeweitet zu haben. Morgan Stanley (7,7 %), Société Générale (6,4 %), Citigroup und Bank of America (jeweils 4,9 %) begnügen sich mit kleineren Engagements.