Banken treiben Auslagerungen voran
fir Frankfurt
– Der Großteil der deutschen Banken und Sparkassen beabsichtigt, in den nächsten ein bis zwei Jahren weitere Geschäftsbereiche und Funktionen an interne wie externe Dienstleister auszulagern. Dies bekundeten 62% der Befragten einer PwC-Studie, an der 127 Führungskräfte von Finanzdienstleistern sowie 23 aus Dienstleistungsunternehmen und Fintechs teilnahmen. „In den nächsten zwei Jahren werden Institute Outsourcing verstärkt dafür nutzen, Herausforderungen wie Regulierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu bewältigen und um externe Expertise statt ‚Eigenbau‘ zu nutzen“, sagt Tomas Rederer, Leiter Management Consulting Financial Services bei PwC Deutschland.
Komplexes verbleibt im Haus
Aktuell lagern 95 % der Finanzinstitute teilweise oder vollständig aus – überwiegend standardisierte Funktionen. Hauptsächlich werden derzeit den Angaben zufolge Prozesse aus den Bereichen IT, Archivierung und Zahlungsverkehr outgesourct. Am häufigsten betroffen sind demnach IT-Dienstleistungen, Archivierung, Zahlungsverkehr und Wertpapierverwaltung/-abwicklung (siehe Grafik). Je komplexer die Funktionen, desto weniger wird ausgelagert, heißt es. Wichtige und komplexere Unterstützungsfunktionen setzten die Finanzinstitute nach wie vor intern um, so etwa Finance, Accounting, Controlling, Personalwesen oder Steuerwesen. Noch vertrauten die Institute hier auf ihre eigene Kompetenz, verzichteten so aber auch auf Einsparpotenzial.
Potenzial für weitere künftige Auslagerungen sehen die Finanzinstitute vor allem bei IT-Dienstleistungen (70%) und Dateneinkauf bzw. -bereitstellung (43%), des Weiteren bei Wertpapierabwicklung (36%) und Archivierung (43%). Weniger im Fokus stehen der Erhebung zufolge noch Steuerungsfunktionen wie Finance, Accounting, Revision und Controlling. Die befragten Dienstleister wiederum erachten allerdings auch Compliance-Tätigkeiten als geeignet für künftige Auslagerungen (58%) – „einer bisher klassischen internen Steuerungsfunktion der Institute“, wie es in der Studie heißt. „Solche Funktionen sind oftmals wissensintensiv und komplex und erfordern tiefgreifendes Know-how, insbesondere auch über regulatorische Anforderungen.“
Als Barriere für Auslagerungen nennt PwC IT-Altsysteme in den Banken. So seien Institute zwar zunehmend darauf erpicht, ausgelagerte Aktivitäten und Prozesse zu modularisieren, doch ermangele es ihnen häufig an den technischen und prozessualen Voraussetzungen dafür. Herausfordernd seien zudem wachsende regulatorische Anforderungen an Finanzinstitute wie Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) und bankaufsichtliche Anforderungen an die IT (BAIT). Sie stünden Outsourcing zwar nicht entgegen bzw. stellten kein grundsätzliches Hemmnis dar, verdeutlicht PwC, doch seien die Anforderungen an das Auslagerungsmanagement in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft worden.
Ein weiteres Ergebnis der Erhebung ist, dass 60% der Kreditinstitute Auslagerungen an Dienstleister als wichtigen Bestandteil betrachten, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Mehr als 10% glauben gar, dass diese eine sehr wichtige Rolle spielen werden. „Auslagerungen entwickeln sich zur Triebfeder der nachhaltigen Neuausrichtung der Finanzinstitute. Dienstleister sind ein wesentlicher Erfolgshebel bei der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele“, sagt deshalb PwC-Experte Rederer.