Banken überdenken die Auslagerung von Bereichen

Verträge auf dem Prüfstand - Trend zum Insourcing - Europaweite Kooperation

Banken überdenken die Auslagerung von Bereichen

la Frankfurt – Das Outsourcing in der Kreditwirtschaft ist seit einigen Jahren nicht mehr so stark in der Öffentlichkeit präsent wie noch zu Beginn des Jahrtausends. Zum einen haben die großen Bewegungen im Outsourcing in Deutschland bereits vor sieben bis zehn Jahren stattgefunden, wie etwa der Milliardenvertrag der Deutschen Bank mit IBM oder der DZ Bank mit T-Systems. “Das hat sich inzwischen weitgehend eingeschwungen, da gibt es wenig neue Deals”, erklärt Roland Bubik, Partner bei Oliver Wyman und tätig im Financial-Services-Bereich IT-Strategie und Organisation. Bubik macht insgesamt drei Haupttrends aus: erstens die Überprüfung und Optimierung von bestehenden Verträgen, zweitens eine Insourcing-Bewegung, also die Rolle rückwärts, und drittens europaweite Kooperationen. Phase des NachdenkensViele Institute überprüfen derzeit, wohin die Reise gehen soll. Es wird nachkalkuliert, und bei der Neuausschreibung von Verträgen wird versucht, Preisdruck auf die Outsourcing-Anbieter auszuüben. Auch Bernd Schumacher, Partner bei KPMG und zuständig für IT-Consulting und CIO Services, macht derzeit eine Phase des Nachdenkens in der Branche aus. Es gehe um das Abwägen von Kosten- und Qualitätsvorteilen.Die im Outsourcing notwendige Standardisierung stehe der oft nötigen Flexibilität an der Kundenfront entgegen. Im Rahmen dieser Überlegungen würden die Banken heute häufiger kurzfristigere Outsourcing-Verträge zum Beispiel über fünf statt wie früher über zehn Jahre schließen, um flexibler zu bleiben. “Außerdem denken viele darüber nach, nicht mehr alle Eier in ein Nest zu legen”, so Schumacher. Nach den Erfahrungen aus der Finanzkrise wollten viele Institute auch bei den Dienstleistern stärker differenzieren, um sich unabhängiger zu machen. Regulatorischer DruckDieser erste Trend, nämlich die Überprüfungen der Outsourcing-Beziehungen, wie sie auch aktuell die Commerzbank durchführt, kann letztlich auch im zweiten Trend, dem Insourcing, münden. Dabei spielen aber nicht nur Kosten und Qualitätsaspekte eine Rolle, sondern verstärkt auch die Regulatorik. So ist Bubik zufolge der Druck auf die Steuerung von Outsourcing-Dienstleistern durch die MaRisk-Novelle Ende 2013 gestiegen.Zwar mussten nach KWG § 25a die Outsourcing-Anbieter schon immer so gesteuert werden, als ob es sich um interne Strukturen der Bank handelte. “Aufgrund der nach der Finanzkrise offensiveren Einstellung des Regulators werden diese Regelungen aber immer mehr verschärft, viel offensiver nachgehalten und auf Einhaltung hin geprüft.”Jeder einzelne Schritt des Dienstleisters und auch dessen Subkontraktors müsse mitgesteuert und berichtet werden. Auch seien mittlerweile gewisse Kontrollfunktionen beim Dienstleister selber zu etablieren. Zudem gibt es bei der Verlagerung von Kunden- und anderen wichtigen Daten harte rechtliche und länderspezifische Grenzen. “Es gibt keine Handhabe, dies zu verbieten, aber es wird besonders kritisch beäugt”, erläutert Bubik. “Langsam wird Outsourcing in vielen Fällen teuer und risikobehaftet für die Kreditinstitute”, betont der Unternehmensberater.Prominente Insourcing-Beispiele liefern die Deutsche Bank, die sich vor rund eineinhalb Jahren die Wertpapierabwicklung von Xchanging zurückgeholt hat, und die Commerzbank, die im Rahmen der Integration der Dresdner Bank die Outsourcing-Deals der Dresdner mit der DWP Bank und der Postbank zurückgenommen hat. Skaleneffekte als ZielDer dritte Trend umfasst den Versuch, europaweit industrieübergreifende Utilities aufzubauen. Ziel sei es im Interesse der Kunden, Backoffice-Prozesse wettbewerbsneutral zu den niedrigsten Kosten darzustellen. Hier gehe es darum, Standardfunktionen gemeinschaftlich zusammenzulegen, um Skaleneffekte zu schaffen, so Bubik: “Sozusagen das DWP-Bank-Modell in einer noch moderneren Version.”Einen neuen Outsourcing-Boom erwarten Bubik und Schumacher nicht. Zu eng seien die inhaltlichen Grenzen im Bankgeschäft gesetzt. “Das wird auf dem bisherigen Level bleiben”, meint Bubik. “Die Outsourcing-Quote wird sich in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht verändern”, so Schumacher. Strukturell werde es aber Veränderungen geben, manche Prozesse würden verstärkt wieder eingelagert, andere nach draußen gegeben.