Banken und Kanzleramt brechen Lanze für Reform von Verbriefungen
„Brücke zwischen Kapitalmarkt und Kreditmarkt“
Banken und Berlin werben vor Euro-Gipfel für Reform von Verbriefungsregeln – Kukies: Alleine sind Banken mit Finanzierung der Transformation überfordert
Kreditwirtschaft und Politik sprechen sich für eine Reform von Verbriefungsregeln in Europa aus. Commerzbank-Vizechefin Bettina Orlopp, Barclays-Deutschlandchefin Ingrid Hengster und Staatssekretär Jörg Kukies zeigen sich zuversichtlich, dass eine politische Einigung greifbar ist. Bislang sei der Kapitalmarkt in Europa klein.
jsc Frankfurt
Zwei Wochen vor dem nächsten Eurogipfel appellieren Kreditwirtschaft und Bundeskanzleramt eindringlich für eine Reform der Verbriefungsregeln: Die Zeit sei reif, um die Verpackung von Darlehen für den Kapitalmarkt zu vereinfachen, wie Staatssekretär Jörg Kukies, Commerzbank-Vizechefin Bettina Orlopp und Barclays-Deutschlandchefin Ingrid Hengster am Mittwoch auf dem 17. Finanzplatztag der Börsen-Zeitung in Frankfurt sagten.
Bisher fehle ein tiefer, europäischer Kapitalmarkt, beklagte Orlopp auf der Konferenz in der Börse in Frankfurt. Es sei wichtig, eine wesentliche Reform voranzutreiben, und eine Förderung von Verbriefungen sei dabei ein naheliegender Schritt, so die Commerzbank-Finanzvorständin. In Europa spielten Verbriefungen kaum eine Rolle, in den USA seien sie verbreitet. „Wir müssen etwas sehen, sonst verlieren wir den Anschluss.“ Die Kreditwirtschaft müsse eine „Brücke zwischen Kapitalmarkt und Kreditmarkt“ schaffen, sagte Barclays-Managerin Hengster, die als ehemaliges Vorstandsmitglied der Förderbank KfW auch die politische Sicht auf Finanzierungen kennt.
Die Banken werden das nicht alleine schaffen.
Jörg Kukies, Staatssekretär im Bundeskanzleramt
Die Politik stehe nun in der Pflicht, betonte Kukies, der sich von Berlin aus zur Konferenz zuschaltete. Der Staatssekretär im Bundeskanzleramt argumentierte, dass der Ruf nach einem Wandel hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft auch die Frage der Finanzierung aufwerfe. Dafür sei nicht nur staatliches, sondern auch viel privates Kapital vonnöten. „Die Banken werden das nicht alleine schaffen“, sagte der ehemalige Co-Deutschlandchef von Goldman Sachs. Daher sei der Kapitalmarkt gefragt. Die Politik sollte seinen Worten nach neben einer Reform der Verbriefungsregeln auch weitere Vorgaben wie zur grünen Kapitalquote (Green Asset Ratio) überprüfen und die Aufsicht in Europa weiter vereinheitlichen.
Regulierung und Kapitalvorgaben auf Prüfstand
Auf dem Eurogipfel am 22. März treffen die Staats- und Regierungschefs zusammen. Unklar ist bislang, wie konkret etwaige Pläne für die nächsten Schritte im politischen Projekt einer Kapitalmarktunion ausfallen werden. Orlopp, Hengster und Kukies nannten für Verbriefungen zwei wesentliche Punkte: erstens eine Überprüfung der Regulierung. So führte Hengster Berichtspflichten und die Gebote der Due Diligence an. Auch Nationalstaaten könnten Regeln vereinfachen. Zweitens Kapitalvorgaben, denn bisher müssten Verbriefungen mit mehr Kapital unterlegt werden als Instrumente mit vergleichbarem Risikoprofil, kritisierte Orlopp. Am Montag hatte bereits Miye Kohlhase, Geschäftsleiterin des Bankenverbands, in der Börsen-Zeitung eine Reform der Verbriefungsregeln verlangt.
Die Bankmanagerinnen und der Staatssekretär zeigten sich zuversichtlich, dass sich die Politik bewegen wird. „Die Euro-Gruppe wird dazu etwas beschließen“, sagte Kukies. Ob vor der Europawahl im Juni ein Wurf gelinge, sei zwar unsicher, sagte Orlopp. Sie sei aber zuversichtlich, dass in den nächsten zwei Jahren ein Ergebnis sichtbar werde. Eine ähnliche Zeitspanne skizzierte auch Hengster.
„So viel wie möglich finanzieren!“
Orlopp beklagte, dass Verbriefungen nach der Finanzkrise noch immer ein schlechter Ruf anhänge – weitgehend zu Unrecht, wie sie betonte. Kukies äußerte sich als Vertreter der Bundesregierung derweil etwas vorsichtiger: Die Politik müsse die Anreize im Blick haben, die sie mit der Regulierung setzte. In diesem Rahmen müsse sich auch eine Reform der Verbriefungsvorgaben bewegen. Zugleich rief er die Branche auf, für Finanzierungen einer Transformation bereitzustehen. „Finanzieren Sie so viel wie möglich!“