Westeuropäische Banken

Ausblick trübt sich ein

Margendruck, abnehmende Assetqualität und schwindende Einlagen: Fitch Ratings gibt keinen rosigen Ausblick für Westeuropas Banken. Private-Credit-Fonds nehmen ihnen Geschäft ab. Für die Teilnehmer der alljährlichen Konferenz der Ratingagentur standen allerdings systemische und geopolitische Risiken im Vordergrund.

Ausblick trübt sich ein

Trüber Ausblick für Westeuropas Banken

Nettozinsmargen haben Gipfel vielerorts bereits erreicht, Assetqualität verschlechtert sich

Margendruck, abnehmende Assetqualität und schwindende Einlagen: Fitch Ratings gibt keinen rosigen Ausblick für Westeuropas Banken. Für die Teilnehmer der alljährlichen „Credit Outlook“-Konferenz der Ratingagentur in London standen allerdings systemische und geopolitische Risiken im Vordergrund.

hip London

Aus Sicht von Fitch Ratings hat die Profitabilität der Banken im vergangenen Jahr in den meisten westeuropäischen Ländern ihren Gipfel überschritten. Die Institute müssten die steigenden Zinsen in zunehmendem Maße an die Einlagenkunden weitergeben. Sichteinlagen würden von diesen in Festgeld umgewandelt. Damit nicht genug: „Wir erwarten eine Verschlechterung der Assetqualität, die aber insgesamt ziemlich moderat ausfallen wird“, sagte Christian Scarafia, Head of Western European Banks der Ratingagentur, auf deren „Credit Outlook“-Konferenz in London. Dabei verringerten sich die Differenzen zwischen Nord- und Südeuropa.

Gewerbeimmobilien im Fokus

Das Geschäft mit Gewerbeimmobilien sei mit Sicherheit ein Segment, in dem die Kreditausfälle zunehmen werden, sagte Scarafia. Das Exposure der Institute sei aber in keinster Weise überdimensioniert. Lediglich in zwei Ländern, Deutschland und Schweden, könnten Verluste aus dem Gewerbeimmobiliengeschäft relevantere Auswirkungen haben. In Deutschland gebe es auch Exposure zum nordamerikanischen Gewerbeimmobilienmarkt. Die Stresstests der EBA hätten jedoch gezeigt, dass es handhabbar sei.

Robuster Arbeitsmarkt ermutigt

Gewinne aus Absicherungsgeschäften (Structural Hedge) dürften die Margen der Institute stützen. Zudem stimme ihn der vergleichsweise robuste Arbeitsmarkt optimistisch, sagte Scarafia. Die Banken hätten viel Zeit gehabt, um sich auf die aktuelle Situation vorzubereiten. Nun sei die Frage, was sie mit den dafür aufgebauten Reserven anfangen werden.

Private Credit bleibt

Für die zahlreichen Besucher der Konferenz stand ein ganz anderes Thema als Refinanzierungs-, Liquiditäts- oder Kreditrisiken im Vordergrund. Drei Fünftel betrachteten einer Blitzumfrage zufolge „systemische und geopolitische Risiken“ als größte Risiken für die Finanzbranche. Gut die Hälfte war der Ansicht, dass es sich beim Aufstieg von Private Credit um eine strukturelle Veränderung handelt, die mit dem Private-Equity-Boom vor 20 Jahren verglichen werden kann.

Risiko der Disintermediation

Es gebe das Risiko der Disintermediation durch den wachsenden Private-Credit-Markt, sagte Scarafia. Andererseits seien viele Private-Credit-Fonds Kunden der Institute. Wenn sie unbesicherte Kredite durch besicherte Darlehen an Fonds ersetzen könnten, sollte das eigentlich positiv sein. Nun komme es darauf an, wie die Aufsichtsbehörden auf den Aufstieg von Private Credit reagieren.

Verschachtelte Strukturen

Aus Sicht von Greg Fayvilevich, Global Head of Fund and Asset Management bei Fitch, haben die Bemühungen solcher Fonds, institutionelle Gelder anzuziehen, sehr schnell Erfolge gezeitigt. In manchen Märkten wie Leveraged Finance setzten die Fonds auch selbst den Schuldenhebel ein. Manchmal nähmen sie dafür die Dienste anderer Private-Credit-Fonds in Anspruch. Noch bewege sich der Leverage auf moderatem Niveau, aber es sei mitunter schwierig, die verschiedenen Schichten nachzuverfolgen. Liquidität sei mit Bezug auf dieses Geschäft ein weiteres Thema. Es wachse derart schnell, dass sich schwer sagen lasse, wo ein Problem auftreten könnte.

Auf die Eskalation im Gaza-Krieg hat Fitch noch nicht groß reagiert. Jordanische Banken hätten das größte Palästina-Exposure, sagte Redmond Ramsdale, Head of Middle East Banks. Es gebe Risiken für den Tourismus, auch für Ägypten, dem zudem Einnahmen für die Nutzung des Suezkanals entgingen.

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