Banken wollen mehr Europa wagen

BdB fordert ein neues Engagement für die Kapitalmarktunion und hofft auf ein Ende der Edis-Blockade

Banken wollen mehr Europa wagen

Die deutschen Banken hoffen, dass die nächste EU-Kommission unter der Führung von Ursula von der Leyen wieder neuen Schwung in den Aufbau einer europäischen Kapitalmarktunion bringt. Der Bankenverband BdB fordert zugleich, Brüssel müsse auch die Blockaden beim Thema Einlagensicherung lösen.ahe Brüssel – Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) hofft, dass die neue EU-Kommission wieder mehr Engagement beim Aufbau einer europäischen Kapitalmarktunion zeigt. Seit dem Ausscheiden des Briten Jonathan Hill aus der EU-Kommission vor gut drei Jahren habe die Kapitalmarktunion “keine große Liebe mehr erfahren” und sei nur wenig vorangebracht worden, kritisierte BdB-Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid in Brüssel. Noch immer müsse die Finanzindustrie innerhalb der EU national denken und nationale Regeln befolgen. Noch immer gebe es keinen europäischen Finanzbinnenmarkt.Seit dem Abschied von Hill ist EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis für die Kapitalmärkte zuständig. Wer in der nächsten EU-Kommission, die am 1. November ihr Amt antritt, den Bereich verantworten wird, ist noch nicht entschieden.Krautscheid verwies darauf, dass sich die europäischen Kapitalmärkte im Zuge des Brexit noch stärker fragmentiert hätten. Dies liege unter anderem an dem Exodus vieler Finanzdienstleister aus London, sagte er. Hiervon habe neben Amsterdam, Dublin und Paris vor allem auch Frankfurt profitiert: 45 Institute hätten Geschäft und rund 20 sogar ihren Sitz an den Main verlegt. Die Fragmentierung des Marktes führe aber insgesamt zu höheren Kosten und erschwere die Aufsicht. Auf harten Brexit vorbereitetAuf den immer wahrscheinlicher werdenden harten Brexit Ende Oktober sehen sich die deutschen Banken nach wie vor sehr gut vorbereitet. “Wir sind ziemlich sicher, dass nichts anbrennen wird”, betonte Krautscheid. Die deutschen Banken hätten sich ein Jahr lang intensiv auf den Worst Case vorbereitet. Einen harten Brexit bezeichnete der Hauptgeschäftsführer als “verantwortungslos”. Er werde Europa aber noch einmal vor Augen führen, wie wichtig offene Märkte seien und wie sehr sie zur DNA der europäischen Einigung zählten.Vom anstehenden Wechsel der EU-Kommission erhofft sich der Bankenverband auch ein Lösen der Blockaden rund um die geplante europäische Einlagensicherung (Edis). Dies sei wichtig, um auch bei anderen Themen endlich vorankommen zu können, sagte Krautscheid. Es gebe bereits zahlreiche Ideen, wie man einen Anlegerschutz auf europäischer Ebene umsetzen könne, ohne dabei nationale Systeme zu beschädigen. So könnten beispielsweise in einer ersten Stufe Liquiditätshilfen in das bestehende System eingebaut werden.”Wir müssen aus der Blockade bei Edis herauskommen”, unterstrich Krautscheid und sieht in diesem Punkt Einigkeit innerhalb der deutschen Kreditwirtschaft. “Ich glaube, dass auch die Sparkassen die Situation ähnlich sehen.” Auch der BdB sei schließlich dafür, dass eine europäische Einlagensicherung nur unter Bedingungen eingeführt werde und dass die Altlastenfrage erst einmal geklärt werden müsse.”Wir wollen mehr Europa. Auch in Zeiten, in denen andere sagen, wir sollten nur noch nationalen Pfaden folgen”, so der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands.