Bankenprüfung

Banken in durchaus robuster Konstitution

Resilienz gegenüber einem Wirtschaftseinbruch bescheinigen die europäische Bankenregulierungsbehörde EBA und die Europäische Zentralbank (EZB) den Banken des Kontinents. Im Stresstest würde in einem schweren Szenario das harte Kernkapital dennoch um rund ein Drittel aufgezehrt.

Banken in durchaus robuster Konstitution

Banken zeigen sich im Stresstest robust

Finanzsystem würde Wirtschaftseinbruch standhalten – Harte Kernkapitalquote sinkt laut EZB um ein Drittel auf 10,4 Prozent

fir Frankfurt

Europas Banken haben sich im Stresstest von europäischer Bankenregulierungsbehörde EBA und Europäischer Zentralbank (EZB) als robust erwiesen. Das Bankensystem des Euroraums könne einem schweren Wirtschaftsabschwung standhalten, befand die EZB am Freitagabend anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse der alle zwei Jahre stattfindenden Simulation.

Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch zeigte sich zufrieden: „Wegen ihrer guten Kapitalisierung könnten die deutschen Institute Verluste in dem negativen Szenario verkraften.“ Die Aufsicht müsse allerdings weiter sehr wachsam bleiben, zumal die harte Kernkapitalquote deutscher Institute im Vergleich mit ihren europäischen Wettbewerbern im Schnitt etwas stärker gesunken sei. Die harte Kernkapitalquote (CET1) aller von der EZB getesteten 98 Banken würde im Schnitt um 4,8 Prozentpunkte von 15,2% auf 10,4% schrumpfen, also um fast ein Drittel, wenn sie im Dreijahreszeitraum 2023 bis 2025 in einem Negativszenario schwierigen makroökonomischen Bedingungen ausgesetzt wären.

Widerstandsfähigkeit gegen ungünstige Entwicklungen hatten die Aufseher den Banken auch im Stresstest vor zwei Jahren bescheinigt. Damals war die CET1-Quote von 15,1% um 5,2 Prozentpunkte auf 9,9% abgesackt.

Großteil der Bankaktiva abgedeckt

Die EBA hatte dieses Mal 70 Finanzinstitute aus Europa mit einer Bilanzsumme von je mindestens 30 Mrd. Euro getestet und damit 20 mehr als 2021. Aus Deutschland waren 14 Banken mit von der Partie, darunter Deutsche Bank und Commerzbank, die Landesbanken, die DZ Bank und Europa-Töchter von US-Instituten. Von den 70 Instituten stehen 57 unter direkter Aufsicht der EZB. Diese hatte parallel 41 unter ihrer Obhut stehende Institute geprüft, die nicht im EBA-Stresstest berücksichtigt wurden, dazu zählen sieben deutsche Häuser, so etwa DekaBank und Aareal Bank. Insgesamt hat die EZB also 98 der aktuell 110 von ihr beaufsichtigten Banken abgedeckt. Sie stehen den Angaben zufolge für rund vier Fünftel der Bankaktiva im Euroraum.

Angenommen wurde im harten Szenario etwa, dass wegen geopolitischer Spannungen und eines Wiederauflebens der Corona-Pandemie das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Europäischen Union in dem dreijährigen Zeitraum kumuliert um 6% absackt, die Arbeitslosenquote um 6,1 Prozentpunkte ansteigt, sich die Inflation hartnäckig hält und die Zinsen steigen. Die Wohnimmobilienpreise stürzen demnach um 21%, die der Gewerbeimmobilien um 29% ab und auch die Börsenkurse brechen ein. Im Stresstest von 2021 war noch von einem BIP-Rückgang von 3,6% ausgegangen worden. Die Annahmen des Negativszenarios hatte der europäische Systemrisikorat (ESRB) erarbeitet.  

Auch wenn kein Institut im Stresstest durchfallen konnte, so werden die Ergebnisse in den aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozessen (SREP) Berücksichtigung finden, in denen die Aufseher prüfen, ob die Banken Risiken gewachsen sind und die Mindestkapital- und Liquiditätsvorgaben erfüllen. Im Fokus stehen dabei das Geschäftsmodell, die interne Governance sowie die Kapital- und Liquiditätsrisiken der jeweiligen Bank.

Die Stresstest-Befunde und dabei der Kapitalrückgang sind laut EZB Ausgangspunkt für die Festlegung der jeweiligen Säule-2-Empfehlung (Pillar 2 Guidance – P2G), ein Puffer für Stresssituationen, der Teil des SREP ist. P2G sind bankenindividuelle Vorschläge der Aufsicht, wie viel Kapital eine Bank über die verbindlichen Kapitalanforderungen hinaus halten sollte. “Nach diesem Ansatz dürften Banken mit einem (gravierenden) Kapitalrückgang im adversen Szenario in der Regel einen höheren P2G-Wert zu erwarten haben als Banken, die besser abschneiden”, befindet die EZB.

Die Stresstest-Resultate bilden der EBA zufolge auch die Grundlage für Diskussionen zwischen Banken und Aufsichtsbehörden über die Kapitalplanung einschließlich Plänen für Dividendenausschüttungen. Bei hohem Kapitalverbrauch im Stresstest werden die Aufseher solche Vorhaben umso kritischer prüfen bzw. unter Umständen untersagen.

Resilienz gegenüber einem Wirtschaftseinbruch bescheinigen die europäische Bankenregulierungsbehörde EBA und die Europäische Zentralbank (EZB) den Banken des Kontinents. Im Stresstest würde in einem schweren Szenario das harte Kernkapital dennoch um rund ein Drittel aufgezehrt.

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