Bankenfachverband meldet zweistellige Wachstumsraten
amb Frankfurt – Deutschlands Kreditbanken sind im vergangenen Jahr in den Geschäftsfeldern Konsumgüterfinanzierung für Verbraucher und Investitionsgüterfinanzierung für Unternehmen prozentual zweistellig gewachsen: Wie der Bankenfachverband, der die Interessen der hiesigen Konsum- und Investitionsgüterfinanzierer vertritt, mitteilt, erhöhte sich das Neugeschäft bei den Konsumentenkrediten 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 10,1 % auf 56,6 Mrd. Euro. Die gewerblichen Finanzierungen stiegen sogar um 14,9 % auf 16,5 Mrd. Euro. “Die niedrigen Arbeitslosenzahlen wirken sich positiv auf das Konsumverhalten aus, und die gute Konjunktur befördert die gewerblichen Investitionen in Produktionsmaschinen und Kraftfahrzeuge”, erklärte Jan Wagner, Vorstandsvorsitzender des Verbands, auf einer Presseveranstaltung. Der gesamte Kreditbestand der Mitgliedsinstitute stieg um 11 % auf 168,3 Mrd. Euro. Die bundesweiten Finanzierungsmärkte sind dem Verband zufolge weniger stark gewachsen. Daher konnten die Kreditbanken ihren Marktanteil zum Beispiel bei Konsumentenratenkrediten 2017 von 58 % auf 61 % ausbauen. “Die Spezialisierung zahlt sich aus”, meinte Wagner. Für 2018 erwartet er eine konstante Nachfrage nach Konsumfinanzierungen. Basis der Prognose ist der Konsumkredit-Index, den der Verband zweimal im Jahr von der GfK erstellen lässt. Die Umfrage unter 2 000 Haushalten zeige, dass Kredite für Autos, Möbel, Küchen und Unterhaltungselektronik 2018 in ähnlichem Maße genutzt werden dürften wie 2017, hieß es. Auch die Investitionsgüterfinanzierung werde sich weiter positiv entwickeln. Einen rapiden Zinsanstieg erwartet Wagner nicht. “Sollte die Arbeitslosigkeit wieder steigen, wäre das aber schon ein Problem.” Kein echter DigitalvertragDer Verband thematisierte auch die zunehmende Verbreitung von Online-Finanzierungen: Im Vergleich zum Vorjahr wurden 25 % mehr Kredite über das Internet angebahnt. Aufgrund rechtlicher Hürden würden aber letztlich nur rund 0,3 % des Neugeschäfts der Kreditbanken auf diesem Weg realisiert, stellt der Verband fest. Das seit Mitte 2016 mögliche Video-Ident-Verfahren mit Ausweisprüfung per Videoübertragung und die elektronische Signatur seien zwar ein großer Fortschritt, das Verfahren sei aber immer noch kompliziert. “Wir sind noch ein gutes Stück entfernt von einem echten digitalen Kreditvertrag.” Der Grund sei die Notwendigkeit eines schriftlichen Vertragsabschlusses. “Die neue Bundesregierung hat sich die Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben, wer digitalen Fortschritt will, muss auch die Hürden für digitale Finanzierungen abbauen”, betonte der Verbandschef. Er forderte den Gesetzgeber auf, alternative Identifizierungsverfahren anzuerkennen, etwa die Identifizierung über ein bereits legitimiertes Girokonto (Giro-Ident-Verfahren). “Die technischen Hürden sind nicht hoch.”Dass das Modell der Konsumfinanzierung gut funktioniere, zeigten gute Rückzahlungsquoten, erklärte Wagner. Er verwies auf die im europäischen Vergleich sehr niedrige Ausfallquote von Krediten in Deutschland: 98 % aller Kredite würden der EZB zufolge ordnungsgemäß zurückgezahlt, hieß es, die Quote der dauerhaft ausgefallenen Kredite liege bei weniger als 1 %. Nur in Finnland und Luxemburg seien die Kreditnehmer noch verlässlicher. In Italien (11,8 %), Irland (12,2 %) und Portugal (18,1 %) falle hingegen jeweils mehr als ein Zehntel aller Darlehen aus. “Die gute Zahlungsmoral sorgt in Deutschland für eine entspannte Risikosituation im Kreditgeschäft”, erklärte Wagner.Dem Verband gehören aktuell 54 Mitglieder aus dem privaten, genossenschaftlichen und Sparkassensektor an. Unter ihnen sind die Volkswagen Bank, BMW Bank, ING-DiBa, die Targobank, VR Diskontbank und Deutsche Leasing Finance.