Bankenpräsident Fitschen wirbt um Vertrauen

Branche soll wieder "in die Mitte" der Gesellschaft rücken - Atempause in der Regulierung gefordert

Bankenpräsident Fitschen wirbt um Vertrauen

Der neue Bankenpräsident Jürgen Fitschen setzt auf einen Dialog mit Politik und Gesellschaft, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Bei der Regulierung dringt er auf Augenmaß und eine Atempause.wf Berlin – Zentrale Aufgabe der Banken sei es, verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen. Diesen Gedanken stellte der neue Präsident des Bankenverbands BdB, der Co-Chef der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, zum Amtsantritt in den Mittelpunkt. Bankgeschäft funktioniere nicht ohne Vertrauen, machte Fitschen vor der Presse in Berlin deutlich. Der neue Präsident warb für eine gesellschaftspolitische Debatte. Er würde sich glücklich schätzen, wenn er sagen könnte, die Banken seien “in der Mitte der Gesellschaft angekommen”. Deutschland baue gute Autos und Maschinen. Nach Fitschens Vorstellung soll dieser Anspruch auch für anderes gelten, und er formulierte als Leitsatz: “Wir haben gemeinsam den Ehrgeiz, in Deutschland einen hervorragenden Finanz- und Bankenmarkt auf die Beine zu stellen.”Er werde die Linie seines Vorgängers Andreas Schmitz fortsetzen, für die Banken die “Stellung zu halten”, sagte Fitschen. Zugleich warb er für eine Atempause bei der Regulierung. “Ich glaube nicht, dass es darauf ankommt, noch mehr zu tun”, stellte er fest. Vielmehr müsse die “richtige Balance” gefunden werden. Jede Maßnahme brauche ihre Zeit, um zu wirken, betonte Fitschen. Die Folgen der kumulierten Regulierungsmaßnahmen seien derzeit unabsehbar. Auch nationale Alleingänge, wie sie die Bundesregierung jüngst wiederholt in Europa unternommen hatte, lehnt Fitschen ab.Die Politik solle zudem von Maßnahmen Abstand nehmen, deren Nutzen nicht erwiesen sei und die die europäischen Banken im internationalen Wettbewerb zurückwürfen. Exemplarisch nannte er die Einführung einer Finanztransaktionssteuer und hierzulande die Novelle eines Trennbankensystems. Fester Anker Universalbank”Deutschland hat seit vielen Jahren und Jahrzehnten ein bewährtes Universalbankensystem”, sagte Fitschen. Dies ermögliche eine breite Risikostreuung und trage damit zur Stabilität des Finanzsektors bei. “Außerdem passt es haargenau zu den Bedürfnissen der Unternehmens- und Privatkunden.” Der Bankenverband werde sich deshalb weiter für die Universalbank einsetzen, die sich als Stabilitätsanker erwiesen habe. Die Politik mahnte Fitschen, daran zu denken, dass die gesamten Reformen “unter Wettbewerbsbedingungen” stattfänden. Es helfe wenig, in der EU Voraussetzungen zu schaffen, die es anderen ermöglichten, sich besser zu positionieren.Positiv wertete der neue Bankenpräsident die Fortschritte, die mit der europäischen Bankenunion erzielt worden seien. Da bleibe für nationale Sonderwege wenig Platz. In Richtung Sparkassen sagte er, es werde kaum möglich sein, um eine einheitliche Einlagensicherung herumzukommen. Unterstützung des Bankenverbandes finden die Vorschläge aus Brüssel für eine klare Haftungskette im Fall einer Bankenpleite – angefangen von den Eigenkapitalgebern, über nachrangiges Kapital bis hin zu den Gläubigern. Einlagen bis zum gesetzlich geschützten Betrag von 100 000 Euro müssten abgesichert sein. Für Investoren forderte Fitschen von Anfang an Klarheit, welche Risiken sie schultern und welche Rendite sie zu erwarten haben.