Bankenunion stimmt Weber skeptisch

UBS-Präsident warnt vor falschen Erwartungen an EZB-Aufsicht - Kritik an Geldpolitik

Bankenunion stimmt Weber skeptisch

Auch mehr als zwei Jahre nach seinem Wechsel in die Privatwirtschaft zur UBS sticht Ex-Bundesbankpräsident Axel Weber mit Kritik an der Regulierung und Geldpolitik hervor. Die Erwartungen an die Bankenunion und die EZB seien zu hoch, moniert er.jsc Frankfurt – Zwei Monate vor dem Start der europäischen Bankenaufsicht durch die EZB dämpft der UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber die Erwartungen. Es sei ein Fehlglaube, “dass die Eurozone über die Bankenunion zu Stabilität und Wachstum zurückkommt”, sagte der ehemalige Bundesbankpräsident in einer Rede auf der “Handelsblatt”-Tagung “Banken im Umbruch” am Donnerstag. Rigide Arbeitsmärkte, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, hohe Auslandsschulden und “tiefrote” Staatsfinanzen seien das Kernproblem zahlreicher Länder und müssten von der Politik angegangen werden. Ebenso sei die Notenbank in der Geldpolitik damit überfordert, die Probleme der Euro-Länder zu beseitigen. “Wenn Liquidität das Problem wäre, könnte die Notenbank es lösen. Das Problem ist aber nicht die Liquidität, sondern die Solvenz.” “Eierlegende Wollmilchsau”Die Notenbank laufe in ihrer Doppelfunktion als Aufseherin und Währungshüterin Gefahr, als “eierlegende Wollmilchsau der Eurozone” zu viel Verantwortung zu übernehmen. Interessenkonflikte seien nicht immer vermeidbar, wenn die EZB als Finanzmarktkerninstitution fungiere und gleichzeitig das Ziel der Preisstabilität verfolge. Dennoch sei die Bankenunion “eine gute Idee”, sagte Weber. Sie löse das Problem der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen den Staatsfinanzen und dem Bankensystem – wenn auch nur teilweise, wie er einschränkte, “denn eine vollständige Entkopplung zwischen Souverän und Banken wird immer sehr schwierig sein”.Die Kreditwirtschaft sieht Weber vor einem Bündel an Problemen. Erstens erschwere es das Niedrigzinsumfeld den Instituten, kostendeckende Margen zu erzielen. Weber warnte davor, dass niedrige Zinsen Preisblasen begünstigten und ein riskantes Verhalten beförderten. Gleichzeitig wiege das Zinsänderungsrisiko umso schwerer, je länger die Phase niedriger Zinsen andauere. Die Wertschätzung für Kundengelder sei derzeit gering, da sich eine Bank günstig über den Kapitalmarkt oder die Notenbank refinanzieren könne.Zweitens nannte Weber die Vorsicht der Privatanleger, die sich aus den Erfahrungen der Finanzkrise speise und auch für die Schweizer Großbank UBS spürbar sei. Hinzu komme der demografische Wandel: Das höhere Alter vieler Sparer führe dazu, dass der Zeithorizont bei der Anlage geringer sei und in einem risikoscheuen Verhalten münde.Drittens führte er die Regulierung an. Diese sei in Summe sinnvoll, wie Weber etwa unter Verweis auf Eigenkapital- und Liquiditätsquoten und das geplante Regime der Bankenabwicklung sagte. “Hier spricht der Regulator in mir mit.” Banken sollten die Regeln bereits im Vorfeld umsetzen, wie “im Rennen zwischen Hasen und Igel: Man muss sich dort hinstellen, wo die Regulierung vermutlich enden wird, um frühzeitig für die Zukunft gewappnet zu sein.”Mit Blick auf die Diskussion über das Maß der ungewichteten Schuldenquote (Leverage Ratio) warnte Weber davor, der Größe eine zu hohe Bedeutung beizumessen. Ohne Gewichtung von Risiken bestünde der Anreiz, riskante Positionen zulasten sicherer Anlagen in der Bilanz zu stark zu gewichten. Auch sei die Leverage Ratio etwa über verschiedene Bilanzierungsstandards hinweg kaum vergleichbar.Mit Blick auf die Finanzstabilität sagte er, dass eine Konzentration weniger großer Banken nicht zwangsläufig eine Gefahr darstelle. Wichtig sei, dass Banken “diversifiziert” aufgestellt seien und unterschiedliche Ansätze verfolgten. Große Banken könnten “too big to fail sein” sein, kleine Institute indes “too many to fail”, wie Weber sagte. Der Test steht ausWeber sprach sich für steigende Zinsen aus und warnte in seiner Kritik an der Geldpolitik vor der Verlockung des Kaufs von Staatsanleihen und privaten Wertpapieren durch die Notenbank (Quantitative Easing) – eine Option, die er als “Pandorabüchse” bezeichnete, “die man besser nicht öffnen sollte”. Eine Notenbank müsse aufpassen, nicht zu hohe Erwartungen zu schüren. Zwar könne eine Zentralbank mit Worten an den Finanzmärkten zeitweise für Ruhe sorgen, doch wecke sie damit neue Risiken. Früher oder später würden Marktteilnehmer die Aussagen testen, sagte er.