Bankenverband gibt sich neue Struktur
Am Montag startet der Bankenverband BdB mit seiner neuen Struktur. Die ursprünglich zehn Geschäftsfelder sind aufgelöst und finden sich in 29 Teams wieder, die in Themengruppen zusammenarbeiten werden. Dies soll zu schnelleren Reaktionen, weniger Silodenken und mehr Effizienz führen. Von Angela Wefers, BerlinEine deutlich flachere Hierarchie soll der Vertretung des privaten Bankgewerbes in einer sich schnell wandelnden Welt mit zahlreichen Themenüberschneidungen zu mehr Effizienz und Schlagkraft verhelfen. Zum 1. März wird nach Informationen der Börsen-Zeitung die neue Organisationsstruktur mit dem hoffnungsvollen Titel “b-smart” gestartet, die den Bundesverband deutscher Banken (BdB) komplett umkrempelt. Die Pläne dazu waren bereits im vergangenen Sommer bekannt geworden (vgl. BZ vom 29.8.2019). Von der alten Struktur bleiben lediglich die beiden Hauptgeschäftsführer Andreas Krautscheid und Christian Ossig, die ihre Titel behalten, auch wenn sie sich mit diesen von den – künftig nicht mehr vorhandenen – Geschäftsführern nicht mehr abheben müssen. Ihre Positionsbeschreibung wird zudem durch die englischsprachige Bezeichnung CEO ergänzt. Administrative Entlastung Die Hauptgeschäftsführer werden künftig stärker unterstützt und administrativ entlastet: Markus Becker-Melching, bislang Geschäftsführer und bereits für den Stab der Hauptgeschäftsführung zuständig, rückt zum Chief Operating Officer (COO) auf. Den Bereich Politik gibt Becker-Melching damit ab. Das Feld wird in Themengruppen (siehe grau unterlegte Felder in der Grafik) aufgeteilt. Der europäische und internationale Teil wird über das Brüsseler Büro gesteuert, die Berliner Politik wird neu besetzt. Für Krautscheid und Ossig bedeutet dies, sich mehr mit Themen beschäftigen und intensiver mit den Mitgliedern austauschen zu können.Die alten, von Geschäftsführern geleiteten Felder Steuern (Joachim Dahm), Recht (Thorsten Höche), Bankenaufsicht/Bilanzierung (Dirk Jäger), Finanzmärkte (Herbert Jütten), Retail Banking und Banktechnologie (Ibrahim Karasu) sowie Kommunikation (Oliver Santen) werden dagegen aufgelöst und anders gruppiert. Die bisherigen Geschäftsführer tragen ebenso wie die bisherigen Bereichsleiter für Finanzmarktstabilität/Einlagensicherung (Dirk Cupei und Hilmar Zettler), Zentrale Dienste (Dirk Franke) und Unternehmensfinanzierung (Gabriele Fuchs) den ergänzenden Titel Managing Director.Neu gebildet werden 29 Teams, die in Themengruppen zusammenarbeiten und in fünf Clustern und drei Bereichen gebündelt werden. Die Cluster koordinieren Manager. Dies sind – mit zwei Ausnahmen – die bisherigen Geschäftsführer. Der bisherige Geschäftsbereich Steuern reiht sich in das Cluster “Recht, Steuern, Verbraucher” ein, die Kommunikation wird von Santen als Bereichsleiter geführt. Bunte Themengruppen In den Themengruppen arbeiten temporär und bunt gemischt Experten zusammen, die bisher unterschiedlichen Geschäftsbereichen angehört haben – etwa ein Regulierer, ein Techniker und ein Jurist. Dies soll einem gewissem Silodenken entgegenwirken, das sich in alten Strukturen gerne verfestigt. Auch die Pflege von weniger relevanten Liebhaberthemen soll zurückgedrängt werden. Flankiert wird die Struktur von einem neuen Projektmanagement, das auch den Zeit- und Ressourceneinsatz für die Themen überprüft und evaluiert. Dafür sind auch regelmäßige Themenkonferenzen geplant. Die Koordination der neuen Prozesse ist Aufgabe des COO, bei dem die Bereiche Strategie und Services gebündelt sind. Schneller auf den Punkt Im Bankenverband verspricht man sich davon eine schnellere Reaktionsgeschwindigkeit auf aktuelle Themen im Dienste der Mitglieder. Dabei wird auch festgelegt werden, welche Gruppen die zahlreichen Gremien des Verbandes – Ausschüsse, Arbeitskreise, Ad-hoc-Gruppen – mit Informationen versorgen. Alle Arbeitsverträge der rund 160 Beschäftigten im Verband mussten dafür neu verhandelt werden, um die neuen Einsatzgebiete arbeitsrechtlich zu ermöglichen. Dies soll in allen Fällen gelungen sein, ist aus dem Verband zu hören. Personelle Abgänge gebe es keine. Die Reorganisationspläne hatten zunächst große Unruhe in der Annahme ausgelöst, dass dahinter ein Kostenkürzungsprogramm stehe. Es gehe nicht um ein Abbauprogramm, sondern um einen Umbau, lautet die offizielle Lesart. Die neue Struktur soll mit Hilfe von rund der Hälfte der Mitarbeiter entwickelt worden sein – ohne externe Beratungsgesellschaft.Das neue Konzept ist auch mit der Hoffnung auf mehr Transparenz verbunden. Die “Blackbox” der Abteilungen soll damit ein Ende haben. Arbeitsergebnisse sind den Plänen zufolge über das Intranet künftig allen Mitarbeitern zugänglich. Der Umbau der internen Struktur wird das Haus in der Berliner Burgstraße auch in eine veritable Baustelle verwandeln: Im Erdgeschoss mit großer Empfangshalle und Konferenzräumen werden punktuelle Arbeitsplätze für die Themengruppen geschaffen. Die architektonischen Pläne dazu scheinen schon weit gediehen. Mehr Licht und Transparenz ist dafür vorgesehen – wie auch im Verband.