Bankerin in abseitigen Märkten
Von Antje Kullrich, KölnIn puncto Größe ist die Bank mit gut 5 Mrd. Euro Bilanzsumme eher ein Zwerg, in Sachen Geschäftsmodell aber etwas Besonderes: Die DEG – Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft traut sich in Märkte, in die andere Kreditinstitute nicht einen Fuß reinsetzen würden. Neben Mexiko, Kenia und China hat die DEG im vergangenen Jahr in Bhutan, Kambodscha, Uganda und Tansania Finanzierungen gestemmt.Seit 1. Juli hat sich die Bank eine neue Struktur verpasst. Für über die Hälfte des Neugeschäfts ist seitdem Christiane Laibach verantwortlich. Sie kümmert sich um das Geschäft mit Unternehmen, für die Finanzierungen von Banken und Finanzdienstleistern ist Vorstandssprecher Bruno Wenn zuständig. Zuvor war das DEG-Geschäft nach Regionen aufgeteilt – zu ineffizient bei der Kundenansprache.Nicht nur die Struktur ist neu, auch Laibach hat ihren Posten erst jüngst angetreten. Bankgeschäft in Entwicklungs- und Schwellenländern – die Finanzierung von Investitionsvorhaben der Privatwirtschaft mit Risikokapital und Darlehen – ist das Kerngeschäft der DEG. Das Institut mit Sitz in Köln ist eine Tochter der KfW. Die staatliche Förderbank kennt Laibach in- und auswendig. Seit 25 Jahren ist sie im Konzern tätig, zuletzt als Mitglied der Geschäftsführung der KfW-Tochter Ipex. Dort war sie für Risikosteuerung und Finanzen des Exportfinanzierers zuständig. Der Wunsch, zur anderen Tochter an den Rhein zu wechseln, sei ein persönliches Anliegen gewesen, sagt Laibach. Die reizvolle Kombination von entwicklungspolitischen Zielen mit kommerziellen Aspekten treibe nicht nur sie, sondern auch viele Mitarbeiter der DEG an.In ihrer neuen Funktion kann sie ihre Reiseleidenschaft ausleben. In den vergangenen Wochen und Monaten ist sie selten länger in ihrer neuen Heimat Köln gewesen. Christiane Laibach ist stattdessen in der Welt herumgereist. In Zentralamerika, Singapur, Indonesien war sie, hat Pakistan und zwischendurch Kuba besucht. Sie hat einige der eigenen Auslandsbüros kennengelernt und sich potenzielle neue Märkte angeschaut. Der Blick, so sagt sie, richte sich allmählich auf die Länder “beyond BRIC”. Dazu zählen Kolumbien, Peru, Äthiopien, Nigeria oder Indonesien.Noch mehr in der Zukunft liegen mögliche Engagements in Ländern wie Iran, Kuba oder Myanmar. “Wir wollen im Interesse der deutschen Wirtschaft in solchen Ländern, die lange quasi von der Landkarte verschwunden waren, möglichst früh wieder sein.”Für eine Bank, die in allen Winkeln dieser Welt aktiv ist, läuft das Geschäft angesichts der vielen derzeitigen Krisen und der Bedrohung durch islamistischen Terror in diversen Ländern ruhig und unaufgeregt. In Syrien und Irak war die DEG nie präsent. Für Russland gilt jedoch: “Wir haben im Einklang mit der Bundesregierung das Neugeschäft derzeit eingestellt.” Knapp 300 Mill. Euro schwer ist das DEG-Portfolio, das aus Beteiligungen und Krediten besteht, im größten Land der Erde. Die Krise in Russland hat im vergangenen Jahr auch das Ergebnis der DEG beeinflusst. Für die erhöhte Risikovorsorge von 128 Mill. Euro, ein Plus von rund 25 %, waren zu zwei Dritteln Beteiligungen in Russland verantwortlich. Dennoch hat die DEG 2014 einen satten Jahresüberschuss von 179 (i.V. 112) Mill. Euro eingefahren. Hauptgrund war der renditestarke Verkauf einer Versicherungsbeteiligung in Asien.Seit Mitte Februar ist Laibach Mitglied der Geschäftsführung. Rosenmontag war ihr erster Arbeitstag in der Hochburg rheinischen Frohsinns. Die 53-Jährige hat kostümiert mitgefeiert. NetzwerkerinAls erste Frau in der Spitze der DEG, die jedoch bereits ein Drittel Frauen in Führungspositionen hat, will sie auch speziell weibliche Netzwerke fördern. Sie unterstützt eine Gruppe junger Unternehmerinnen aus Entwicklungsländern, die sich miteinander über die sozialen Netzwerke im Internet verknüpft haben.Bei ihrer eigenen Arbeit, so betont die studierte Volkswirtin Laibach jedoch, ständen persönliche Kontakte im Vordergrund. Die Einschätzung des Unternehmers und des Unternehmens durch eigenen Blick und Gespräche seien essenziell.