Norbert Kistermann

Bankhaus Bauer baut seine Nischen aus

Sechs Jahre nach der Übernahme des Stuttgarter Bankhauses Bauer durch die BB Beteiligungs GmbH in Essen befindet sich das Institut auf Wachstumskurs. Die neue Eigentümer-Holding, hinter der die mittelständisch geprägten Gesellschafter der Opta Data...

Bankhaus Bauer baut seine Nischen aus

Von Thomas Spengler, Stuttgart

Sechs Jahre nach der Übernahme des Stuttgarter Bankhauses Bauer durch die BB Beteiligungs GmbH in Essen befindet sich das Institut auf Wachstumskurs. Die neue Eigentümer-Holding, hinter der die mittelständisch geprägten Gesellschafter der Opta Data Abrechnungs GmbH stehen, hat das 1931 in Stuttgart gegründete Institut zu einem integrativen Teil ihrer Unternehmensgruppe geformt. Im Zuge dieser Veränderung wurden die Geschäftsbereiche des ursprünglich nur auf Private Banking und Vermögensverwaltung fokussierten Hauses um Factoring und Immobilienzwischenfinanzierung erweitert.

Auf der Suche nach einer eigenen Vollbank war der Abrechnungsspezialist im Gesundheitswesen, Opta Data in Essen, auf das Bankhaus Bauer gestoßen, das bis dato zur Raiffeisenbank Reutte in Tirol gehörte. Durch den Kauf des Instituts im März 2015 holten sich die Essener eine Vollbank in ihre Gruppe, die im Rahmen des neuen Geschäftsfelds Factoring Forderungen aufkauft und eine zusätzliche Refinanzierungsalternative für Opta Data bietet. Gleichzeitig stellen die rund 60000 Kunden aus dem Gesundheitsbereich, darunter Ärzte und Sanitätshäuser, ein zusätzliches Potenzial insbesondere für den Geschäftsbereich Private Banking und Vermögensverwaltung dar, wie der Vorstandsvorsitzende Norbert Kistermann im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagte. Als weiteres Geschäftsfeld ist für das Bankhaus Bauer die Immobilienzwischenfinanzierung hinzugekommen, die von Stuttgart aus gesteuert wird und 2020 ein stabiles Volumen von 70 Mill. Euro auf die Waage brachte. Das sonstige Aktivgeschäft wie etwa die Leasingabwicklung und das Private Banking sind indessen in Essen angesiedelt, wohin 2020 auch der Hauptsitz des Instituts verlagert worden ist. Die rund 50 Mitarbeiter verteilen sich auf Essen (30) und Stuttgart (20). Mit zur Gruppe gehört die Elf Leasing GmbH in Hannover, die Mietkauffinanzierungen in den Kerngeschäftsfeldern Nutzfahrzeuge, Landmaschinen, Produktionsmaschinen und Medizintechnik anbietet. Das Neugeschäftsvolumen dieser Tochtergesellschaft konnte im vergangenen Jahr um 34% auf akkumuliert 381 Mill. Euro ausgebaut werden.

Kistermann lässt keinen Zweifel daran, dass das Bankhaus in den kommenden Jahren die Nischen seiner Geschäftsfelder stark ausbauen wird. „Wir verfügen über genügend Agilität, damit jeder Bereich profitabel arbeitet“, sagt er. Zuletzt ist die Bilanzsumme des Instituts 2020 um 26% auf 395 Mill. Euro gewachsen, insbesondere durch eine Erhöhung der Liquiditätsreserven, um auf die Volatilitäten eines durch die Covid-19-Pandemie geprägten Marktumfeldes flexibel reagieren zu können. Bei der Übernahme von der Raiffeisenbank Reutte 2015 hatte die Bilanzsumme noch 134 Mill. Euro betragen, der Bilanzverlust lag bei 7,4 Mill. Euro. Bereits im Folgejahr war es laut Kistermann gelungen, eine schwarze Null zu schreiben. „Inzwischen ist das Haus auch dank der Unterstützung durch die Gesellschafter ausgesprochen solide aufgestellt“, sagt der Vorstand mit Blick auf die 2020 nochmals um 1,9 Mill. Euro auf 38,3 Mill. Euro erhöhten Eigenkapitalrücklagen, die vor sechs Jahren noch bei 13,7 Mill. Euro standen. Damit verfügte das Institut zum 31.12.2020 über eine leicht rückläufige Kernkapitalquote von 17,2% (Vorjahr: 17,8%). Der Verlustvortrag ist inzwischen auf 5,0 Mill. Euro abgebaut. Das Vorsteuerergebnis legte um 12% auf 1,2 Mill. Euro zu, der Jahresüberschuss stagnierte per Ende 2020 bei 850000 Euro.

Breite Streuung

Mit Blick auf die Bilanz verweist Kistermann auf eine breite Streuung sowie eine hohe Granularität der Aktivseite in allen Geschäftsbereichen. „Außerdem machen wir ausschließlich besichertes Geschäft“, sagt der Vorstand. Darüber hinaus weist er auf die Ausgewogenheit unterschiedlicher Laufzeiten in allen Bereichen hin. Damit hält das Institut seine Risiken in Grenzen. Und was letztlich am Markt das Besondere des Bankhauses Bauer ausmache? Nun, meint der Vorstand, man sei eine kleine Bank für erfolgssuchende Mitarbeiter, die bereit seien, „die letzte Meile für den Kunden zu gehen“. Wer dies in einer Marktnische umzusetzen vermag, habe die Nase vorn, sagt Kistermann. Einzig die Knappheit von Top-Mitarbeitern stelle hierbei den limitierenden Faktor des Wachstums einer jeden Privatbank dar.