Bankhaus Metzler streicht bis 2028 jede zehnte Stelle
Bankhaus Metzler streicht jede zehnte Stelle bis 2028
Traditionshaus kämpft mit Kostenquote – Belegschaft aus 800 Köpfen soll ohne betriebsbedingte Kündigungen schrumpfen
jsc Frankfurt
Das Bankhaus Metzler baut bis zum Jahr 2028 rund 10% von 800 Stellen ab. Das Traditionshaus will Prozesse verschlanken und digitalisieren und die IT-Systeme vereinfachen, wie die Gesellschaft am Freitag mitteilte. Die Kürzung von etwa 80 Stellen diene als Orientierungsgröße, die sich je nach Geschäftsentwicklung auch ändern könne. Metzler stellt einen "sozialverträglichen" Abbau ohne betriebsbedingte Kündigungen in Aussicht und setzt etwa auf Altersteilzeit und den gewöhnlichen Weggang einiger Beschäftigter.
Im Juli hatte Vorstandssprecher Gerhard Wiesheu die Führung von Emmerich Müller übernommen. Im kommenden Jahr feiert die Frankfurter Bank, die ihre Wurzeln bis zur Gründung einer Tuchhandlung im Jahr 1674 durch Benjamin Metzler zurückführt, ihr 350. Jubiläum.
Das Bankhaus operierte zuletzt mit vergleichsweise hohen Kosten: Im vergangenen Jahr standen Nettoerträge von 208,6 Mill. Euro einem Verwaltungsaufwand von 191,9 Mill. Euro gegenüber. Unterm Strich erzielte die Bank einen Jahresüberschuss von 2,3 Mill. Euro, das ist genauso viel wie im Jahr zuvor. Die Frankfurter Bank zählt etwa wohlhabende Privatkunden, Unternehmen und Altersvorsorgeeinrichtungen zu ihren Kunden und lebt vor allem vom Provisionsüberschuss.
Mehr Stellen im Corporate Finance
In ihren vier Geschäftsfeldern verschiebt die Bank ihren Fokus: Im Corporate Finance will das Haus die Mitarbeiterzahl ausbauen. Metzler sieht dabei "erhebliches Wachstumspotenzial" in der Beratung von Unternehmen zu Fragen der Nachfolge, zu Unternehmensverkäufen und der Platzierung von Firmenanteilen.
Wo Stellen wegfallen, lässt die Bank auch auf Nachfrage unbeantwortet. Im Private Banking will die Gesellschaft einen neuen Standort eröffnen und weitere Regionen über bestehende Geschäftsstellen erschließen. Im Segment Capital Markets sieht Metzler bei Unternehmenskunden "erheblich steigenden Bedarf an Eigen- und Fremdkapital", getrieben durch eine Klimatransformation sowie durch Innovation und Digitalisierung.
Im Assetmanagement will sich Metzler "noch konsequenter" auf Kernkompetenzen besinnen. Die Bank betreut hier vor allem Altersvorsorgeeinrichtungen und sieht ihre Kompetenz etwa in der Vermögensverwaltung für Betriebsrenten. Die Tochter Metzler Asset Management werde Deutschland, Österreich und die Schweiz in den Mittelpunkt rücken und sich "international weiter fokussieren". Auch will die Bank gerade im Assetmanagement administrative Aufgaben auslagern. So hatte Metzler im Jahr 2020 die Fondspreisberechnung an Universal-Investment übertragen und die irische Tochter an die Gesellschaft verkauft.