Friedrich-Carl Heidebroek, Christoph Schmitz und Peter Raskin

Bankhaus Seeliger kooperiert mit Schweizer Bergos

Das Bankhaus Seeliger kooperiert in der Vermögensverwaltung mit der Schweizer Bergos. Das älteste Privatinstitut Niedersachsens will aber auch im Kreditgeschäft weiter wachsen.

Bankhaus Seeliger kooperiert mit Schweizer Bergos

Von Carsten Steevens, Hamburg

Das in Wolfenbüttel ansässige Bankhaus C.L. Seeliger arbeitet künftig beim Management der Vermögensverwaltungsmandate seiner Kunden mit der Zürcher Privatbank Bergos zusammen. Die größte und älteste Privatbank Niedersachsens, deren Geschichte bis in das Jahr 1794 zurückreicht, suchte zur Weiterentwicklung und internationalen Ausrichtung der Vermögensverwaltung einen Partner – diesen glaubt man nach einem Auswahlverfahren nun in der ehemaligen Schweizer Berenberg-Tochter gefunden zu haben.

Bergos – der Name rekurriert auf Berenberg Gossler – löste sich nach gut drei Jahrzehnten im Jahr 2018 von der Hamburger Privatbank Berenberg, als eine Gruppe von deutschen und Schweizer Unternehmern die Bank kaufte. Seit der Abgabe eines Restanteils von knapp 20% durch Berenberg im vergangenen Jahr ist die auf sämtliche Dienstleistungen für vermögende Privatkunden ausgerichtete Bergos mit aktuell 110 Beschäftigten an den Standorten Zürich und Genf vollkommen selbständig. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir gut zueinander passen – insbesondere die gleichen Werte und die Unternehmenskultur waren uns wichtig“, erklärt Christoph Schmitz, einer der beiden persönlich haftenden Gesellschafter von Seeliger, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Zu den Kunden der Privatbank, die von sechs Eigentümerfamilien getragen wird und auf rund 80 Beschäftigte kommt, gehören Familien, Familienverbände, mittelständische Firmen, Stiftungen und zu etwa einem Drittel größere landwirtschaftliche Betriebe mit 300 bis 3000 Hektar Fläche.

Zwei Geschäftssäulen

War Seeliger früher nur im Großraum Wolfenbüttel und Braunschweig mit Göttingen und Hannover vertreten, erstreckt sich das Finanzierungsgeschäft inzwischen auf ganz Norddeutschland und auf Teile Ostdeutschlands. Neben dem Kreditgeschäft setzt die Geschäftsleitung als zweite Säule mittlerweile verstärkt auf hochwertige Vermögensanlage. Man sei nach fünf Jahren der Ausrichtung heute an dem Punkt angelangt, an dem eine Entscheidung über die Weiterentwicklung getroffen werden musste, sagt Schmitz, der zugleich betont, dass Seeliger auch im 2021 um 7% aus­geweiteten Kreditgeschäft weiter wachsen werde. „Wir wollen aber nicht abhängig sein von einer einzigen Ertragsquelle.“ Überproportionales Wachstum verspricht sich die Bank im Anlagebereich.

Vor zehn Jahren sei der Provisionsertrag gegenüber dem Zinsertrag, der auf einen Anteil von 85% an den Gesamterträgen kam, noch sehr gering gewesen, sagt Friedrich-Carl Heidebroek, ebenfalls persönlich haftender Gesellschafter der Privatbank. Man habe sich dann entschieden, auch im klassischen Privatbankenmarkt mehr wachsen zu wollen. „Uns war es wichtig, im Bereich der Vermögensverwaltung einen Partner zu finden, der international aufgestellt ist, damit wir zusätzliches Know-how nutzen können.“ Ferner habe man einen Partner gesucht, „der in einem anderen Währungsraum als dem Euro etwas zu bieten hat“. Innerhalb der kommenden zehn Jahre soll bei den Erträgen ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Zins- und Provisionserträgen er­reicht sein. Im vorigen Geschäftsjahr dominierten die Zinserträge mit einem Anteil von noch rund 70%.

Zum Zeitpunkt der Kooperationsvereinbarung mit Bergos sagt Heidebroek, es gebe keinen Zusammenhang mit aktuellen Entwicklungen wie der hohen Inflation oder den geopolitischen Spannungen. „Wir haben unsere intensiven Gespräche im Herbst vergangenen Jahres begonnen, wir wollten uns strategisch international aufstellen.“ Schon seit längerem habe man Sorge um die weitere Entwicklung des Euro. „Daher haben wir einen Partner gesucht, der unseren Kunden Alternativen bietet.“ Vom Zinsanstieg und von einem Wegfall der Negativzinsen auf Guthaben bei der Bundesbank wird Seeliger nach Angaben von Heidebroek als Bank mit einem hohen Einlagenbestand profitieren. „Für uns waren die Minuszinsen sehr teuer: Jedes Jahr mussten wir 1 Mill. Euro an die Bundesbank zahlen.“

Das niedersächsische Privatinstitut, das keine Angaben zum verwalteten Vermögen macht, kooperiert mit Banken auch im Kredit- und Wertpapierbereich. Es sei gerade für kleinere Banken sinnvoll, sich die besten Partner zu suchen, sagt Bergos-CEO Peter Raskin. „So vermeidet man Interessenkonflikte und auch Kosten.“ Die Partnerschaft zwischen Seeliger und Bergos sehen beide Häuser als langfristig an. „Wir müssen natürlich gut sein, damit das Bankhaus Seeliger sich im Sinne seiner Kunden weiterhin für uns entscheidet“, so der Chef der Schweizer Privatbank, die ihre Analyse und das Portfoliomanagement in den vergangenen Jahren ausgebaut hat. Seeliger-Geschäftsleiter Schmitz fügt hinzu, es sei vorstellbar, „dass wir mit Bergos über die Vermögensverwaltung hinaus auch in anderen Bereichen zusammenarbeiten können“.

Heidebroek sieht das Bankhaus aus Wolfenbüttel robust aufgestellt: Für 2021 weist das Institut einen über den Erwartungen liegenden Jahresüberschuss von rund 4,1 (i.V. 3,2) Mill. Euro und eine Aufwandsquote von 61,1 (63,8)% nahe dem Zielniveau von unter 60% aus. Seeliger verfüge über starke Gesellschafter, die das Institut unterstützten. „Wenn wir wachsen wollen, haben wir die notwendige Basis.“

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