Bankia belastet Kleinanleger mit Kapitalerhöhung

Spaniens Pleitebank wandelt Schuldverschreibungen in Aktien um - Börsenkurs bricht ein - Ehemaliger Chef im Blickfeld der Justiz

Bankia belastet Kleinanleger mit Kapitalerhöhung

ths Madrid – Das Kreditinstitut Bankia ist weiterhin der größte Unruheherd in der spanischen Finanzbranche. Am Freitag übertraf der Handel mit Aktien der verstaatlichten Bank an der Börse von Madrid das Volumen der verfügbaren Anteilscheine. Am Donnerstag wurde sogar das Zweieinhalbfache gehandelt, und der Kurs brach um 50% ein. Die Börsenaufsicht CNMV hat eine Untersuchung der verdächtigen Marktbewegungen eingeleitet.Bankia, die 2011 aus der Fusion von sieben Sparkassen entstand, ist das größte Sorgenkind unter Spaniens Geldhäusern und hat mit 19 Mrd. Euro den Löwenanteil der Hilfsgelder aus dem europäischen Rettungsfonds geschluckt. Wegen fauler Kredite aus der geplatzten Immobilienblase musste die Bank 2012 einen Rekordverlust von 19,2 Mrd. Euro verdauen. Der staatliche Bankenrettungsfonds Frob ist mit rund 70% größter Anteilseigner.Im Rahmen der Rekapitalisierung wird eine Kapitalerhöhung durchgeführt. Die neu ausgegebenen Aktien im Wert von 11,5 Mrd. treten am Dienstag zu einem nominalen Ausgabekurs von 1,35 Euro in Kraft. Eigentümer von Schuldverschreibungen, den sogenannten “participaciones preferentes”, sowie von nachrangigen Verbindlichkeiten tauschen diese Papiere gegen neue Aktien. Da kaum jemand die 1,35 Euro für realistisch hält, haben einige Anleger offenbar dem erwarteten Kursrutsch am Dienstag vorgegriffen und ihre Anteile verkauft. Dabei soll es möglicherweise auch “nackte Leerverkäufe” gegeben haben, bei denen Marktteilnehmer mit Aktien handeln, ohne diese tatsächlich zu besitzen. Diese Art von Operation ist in Spanien nicht erlaubt, weshalb die Börsenaufsicht nun ermittelt. Anlegern droht VerlustDer Kursverfall trifft vor allem die Tausende von Kleinanlegern, die bereits einen hohen Abschlag von 40% auf die “Preferentes”-Schuldverschreibungen haben hinnehmen müssen. Wie andere Banken hatte Bankia diese hochverzinslichen, aber riskanten Produkte auf sehr aggressive Weise als vermeintlich sichere Depots unter ihren Kunden schmackhaft gemacht. Die Regierung hat die Institute nun dazu verpflichtet, die Schuldverschreibungen und andere Hybridprodukte in Aktien zu tauschen.Nach dem Abschlag von 40% auf den ursprünglichen Wert müssen die Anleger nun einen weiteren Verlust verkraften, wenn die Aktien am Dienstag wie erwartet unter den Ausgabepreis von 1,35 Euro fallen sollten. Am Freitag sank der Kurs der Bankia-Aktie um 4,4% auf nur noch 0,65 Euro. Der Vorsitzende von Bankia, José Ignacio Goirigolzarri, hatte zuvor erklärt, dass ein Kurs von 0,70 bis 0,80 Euro angemessen sei. Er begrüßte auch die Untersuchung der Börsenaufsicht.Die Umstände des Zusammenbruchs von Bankia, welche die milliardenschwere Rettung mit Steuergeldern erforderte, beschäftigen derweil die spanische Justiz. Der zuständige Richter hörte gestern die Aussagen der Vorsitzenden der drei größten Geldhäuser des Landes, Emilio Botín von Santander, Francisco González von BBVA und Isidré Fainé von Caixabank, zu den Ereignissen an. Die drei Banker hatten sich im Mai vergangenen Jahres mit Wirtschaftsminister Luis de Guindos getroffen, unmittelbar nachdem der damalige Bankia-Vorsitzende Rodrigo Rato einen Sanierungsplan vorgelegt hatte, der lediglich 7 Mrd. Euro an Hilfsgeldern vorsah. Am Tag darauf wurde Rato, ehemaliger Direktor des Internationalen Währungsfonds, abgesetzt und der Weg für die Verstaatlichung frei gemacht. Justiz schaltet sich einDas Kreditinstitut mit Sitz in Madrid ist auch in anderem Zusammenhang ins Blickfeld der Justiz geraten. Ratos Vorgänger Miguel Blesa wurde am 16. Mai verhaftet und ist nach Zahlung einer Kaution von 2,5 Mill. Euro auf freiem Fuß. Blesa werden im Zusammenhang mit der Übernahme der City National Bank of Florida im Jahr 2008 Unregelmäßigkeiten bis hin zur Urkundenfälschung vorgeworfen. Der Vorstand der ehemaligen Cajamadrid, aus der Bankia hervorging, soll bei der Übernahme der kleinen US-Bank für umgerechnet 750 Millionen Euro die heimischen Aufsichtsbehörden hinters Licht geführt haben. Auch der Sinn des Kaufs wird in Frage gestellt, da in den USA zu jener Zeit die Krise der Subprime-Kredite bereits das Finanzwesen erschüttert hatte. Durch die Operation entstand der Sparkasse im Nachhinein ein Verlust von rund 500 Mill. Euro.Der Bankia-Vorsitzende Goirigolzarri und die spanische Regierung versichern, dass Bankia auf gutem Weg sei, um ihre Bilanz zu bereinigen. Doch in den vergangenen Tagen sind erneut Zweifel an der Solidität vieler spanischer Geldhäuser aufgekommen. Die “Financial Times” berichtete in ihrer Ausgabe vom Freitag unter Bezug auf Quellen der spanischen Notenbank, dass angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise neue Kreditausfälle zu erwarten seien und die Banken womöglich weitere 10 Mrd. Euro an Rückstellungen bilden müssten. Die Bankenkrise in Spanien ist noch nicht beendet.