Bankkunden reagieren kaum auf Fintech-Angebote

Umfrage: Einzig im Zahlungsverkehr hohe Wechselbereitschaft - Chancen für Kreditwirtschaft

Bankkunden reagieren kaum auf Fintech-Angebote

bg Frankfurt – Auch wenn in Deutschland mittlerweile viele junge Finanztechnologiefirmen (Fintechs) um Bankkunden werben, findet eine Verhaltensänderung hin zur nachhaltigen Nutzung der neuen digitalen Dienstleistungen nur langsam statt. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse einer Umfrage der Frankfurter Beratungsgesellschaft Cofinpro. Insbesondere in den Bereichen Kredit und Geldanlage zeigen sich die deutschen Verbraucher bislang zurückhaltend – mehr als die Hälfte der 2 100 Befragten zeigt sich aber aufgeschlossen für Geldgeschäfte bei Nichtbanken, wenn es um überschaubare Geldbeträge geht.Auch wenn der deutsche Bankkunde sein Verhalten nur sehr langsam ändert, so zeigt sich im Zahlungsverkehr eine erhöhte Experimentierfreudigkeit. 88 % der Befragten können sich die Nutzung von Diensten wie einer Apple-Wallet vorstellen. Selbst beim Thema Geldanlage ist immerhin jeder Vierte grundsätzlich bereit, einen Betrag von mehr als 10 000 Euro einem Fintech, in diesem Fall einem sogenannten Robo-Adviser, anzuvertrauen – und jeder Dritte kann sich die Kreditaufnahme bei einem alternativen Anbieter vorstellen. Insbesondere die Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen steht den Fintech-Angeboten offen gegenüber. Beratung selten gewünschtDamit laufen die Banken Cofinpro-Vorstand Christine Naber zufolge Gefahr, die einkommensstarken Kunden von morgen zu verlieren, wenn sie nicht mit eigenen digitalen Angeboten dagegenhalten. Denn nur ein Drittel aller Befragten legt bei Geldanlage und Kreditaufnahme noch Wert auf den persönlich bekannten Betreuer. Aber weniger als ein Viertel der Bankkunden erwartet bei digitalen Angeboten einen Kundenservice rund um die Uhr.Die jüngere Generation will das Beste aus beiden Welten: Laut Umfrage wünschen sie sich auch aufgrund mangelnder Expertise einen persönlichen Berater für maßgeschneiderte Angebote, achten dabei weniger auf eine günstige Kostenstruktur, legen aber Wert auf schnellen Service. Für diese Klientel müssen Filialwelt und digitale Angebote verknüpft werden.Angesichts der Kundenbedürfnisse befinden sich die “Old School”-Institute grundsätzlich in guter Ausgangsposition, sagt Naber. Denn sie verfügen über hohe Ressourcen und große Reichweite in der Fläche. Bei der Umsetzung digitaler Projekte müsse dann aber auch ein Mentalitätswandel stattfinden, um in der Projektarbeit die Mitarbeiter für agile Methoden der schnellen Entwicklung zu ertüchtigen. So bedarf es eines Wissenstransfers aus dem elektronischen Handel (E-Commerce). Außerdem müsse festgestellt werden, ob die Marke des Instituts tragfähig ist, um digital aufgeladen zu werden – oder ob eine rein digitale Zweitmarke, etwa in einem Teilmarkt, die bessere Lösung sein kann. Ansturm ausgebliebenDas Fazit zu den Aussichten der Fintechs fällt nüchtern aus. Obwohl sie sichtbare Antreiber von Veränderungen seien, ist der Kundenansturm auf die Start-ups doch bislang ausgeblieben, sagt Naber. Globale Online-Marken wie Facebook könnten hingegen eine große Schubkraft entwickeln, denn sie verfügen über große digitale Ökosysteme – bislang zeigen die Konzerne aber keine Ambitionen, in reguliertes Bankgeschäft einzusteigen.