Barclays brilliert im Investment Banking
Barclays hat die Quartalsberichterstattung der britischen Großbanken mit einem Paukenschlag eröffnet. Das Vorsteuerergebnis lag weit über den Analystenschätzungen, die Wertberichtigungen deutlich darunter. CEO Jes Staley gab sich zuversichtlich und machte den Anlegern Hoffnung auf Dividenden.hip London – Glänzende Geschäfte im Investment Banking haben Barclays im abgelaufenen Quartal zu einem Vorsteuerergebnis verholfen, das mehr als doppelt so hoch ausfiel wie am Markt erwartet. Es ging zwar im Vorjahresvergleich auf 1,2 (i. V. 1,8) Mrd. Pfund zurück. Branchenexperten hatten aber im Schnitt nur mit 507 Mill. Pfund gerechnet.Der Erzrivale der Deutschen Bank nahm auch deutlich geringere Wertberichtigungen vor als gedacht. Sie beliefen sich auf 608 (461) Mill. Pfund. Analysten hatten im Schnitt 1,0 Mrd. Pfund angesetzt. Zudem machte Chief Executive Officer Jes Staley den Anlegern Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen.”Wir haben eine gute Chance, in einer stärkeren Position aus der Krise zu kommen als der, in der wir hineingegangen sind”, sagte Staley in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die bei der Bank of England angesiedelte Bankenaufsicht PRA (Prudential Regulation Authority) will sich in diesem Quartal dazu äußern, ob die Ausschüttungen an die Anteilseigner wieder aufgenommen werden dürfen. Die Kapitalausstattung von Barclays sei “extrem gut”, sagte Staley. Die Kernkapitalquote hatte sich seit Ende Juni um 40 Basispunkte auf 14,6 % verbessert – in erster Linie wegen der Gewinnentwicklung und des Abbaus der risikogewichteten Assets. Das Institut habe dieses Jahr in allen drei Quartalen schwarze Zahlen geschrieben und verfüge über hohe Reserven. “Das gibt uns ein Maß an Zuversicht.” Ihm zufolge hat Barclays mittlerweile Reserven gegen Kreditausfälle von annähernd 10 Mrd. Pfund auf der Bilanz. Aktie hebt abDie Aktie verteuerte sich in London um 7,0 % auf 111,54 Pence. Nachdem bereits über Kandidaten für seine Nachfolge spekuliert wurde, gab Staley zu verstehen, dass er sich nicht so schnell von seinem Job verabschieden wird.Die Pandemie habe zu erheblichen Veränderungen der Arbeitsweise der Bank geführt. “Wir haben eine Menge aus Covid gelernt”, sagte Finanzchef Tushar Morzaria. “Der Großteil der Bank arbeitet auf eine Art und Weise, von der wir uns nie vorgestellt hätten, dass sie erreicht werden könnte.” Filialen fungierten als “Mini-Call-Center”. Wie künftig mit den großen Büros im ganzen Land umgegangen werden soll, sei aber noch nicht sicher. Staley betonte, wie wichtig ihm das Filialgeschäft sei: “Wir werden keine Entscheidungen zu Niederlassungen auf Grundlage der Pandemie fällen.” Allerdings hätten die Kunden schon lange vor deren Ausbruch zunehmend digitale Angebote in Anspruch genommen.Staley äußerte sich auch zur Debatte über einen negativen Leitzins für Großbritannien. “Wir halten es für angemessen, dass man sich negative Zinsen als Werkzeug zur Verfügung hält”, sagte er. “Wir halten es nur nicht für sehr wahrscheinlich, dass es dazu kommt.” Im Gegensatz zu den heimischen Rivalen Lloyds Banking Group und Natwest, die von einem solchen Schritt der Bank of England ebenso betroffen wären, habe Barclays in Ländern Erfahrungen sammeln können, in denen die Notenbanken den Leitzins bereits unter null gedrückt hätten.Negative Zinsen belasteten die Rentabilität der Banken. In Großbritannien seien zudem viele Bankdienstleistungen kostenlos, etwa das Geldabheben am Automaten oder vom Girokonto. Zudem hätten die Institute ihren Kunden in der Krise “Zahlungsferien” gewährt – Barclays in 640 000 Fällen. “Die große Mehrheit folgt wieder den normalen Tilgungsplänen”, sagte Staley. “Der Großteil der Schmerzen liegt hinter uns.” Finanzchef Morzaria wies darauf hin, dass die Ausfälle im US-Autofinanzierungsgeschäft im dritten Quartal zurückgegangen seien, aus seiner Sicht eine Folge der Erholung am Arbeitsmarkt.Die risikogewichteten Assets schrumpften im dritten Quartal um 8,3 Mrd. auf rund 311 Mrd. Pfund. Die operativen Kosten erhöhten sich auf 3,4 (3,3) Mrd. Pfund. Die Cost-Income-Ratio verschlechterte sich auf 65 (59) %. In der Corporate & Investment Bank (CIB) lag sie bei 59 (65) % – ein Wert, von dem viele Wettbewerber nur träumen können. “Wir haben kein Kostenproblem” im Investment Banking, konstatierte Staley. Alles in allem wuchsen die Erträge der Sparte um 11 % auf 2,9 Mrd. Pfund. Im Kapitalmarktgeschäft belief sich das Wachstum auf 29 %. Im FICC-Geschäft, dem kapitalintensiven Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen, stiegen die Erträge um 23 %, im Aktiengeschäft um 40 %. – Wertberichtigt Seite 6