BANKEN EINIGEN SICH IM US-HYPOTHEKENSTREIT

Barclays fordert die USA heraus

Briten verweigern sich Vergleich - Ministerium klagt

Barclays fordert die USA heraus

gho London – Die britische Großbank Barclays gibt sich gegenüber den amerikanischen Behörden kämpferisch. Während die Finanzinstitute Deutsche Bank und Credit Suisse zu milliardenschweren Vergleichen mit dem amerikanischen Justizministerium wegen dubioser Hypothekengeschäfte gekommen sind, brachen die Gespräche zwischen Briten und Amerikanern ab. Die US-Behörde reichte infolgedessen eine zivilrechtliche Klage gegen Barclays und zwei frühere Banker des Instituts bei einem Gericht in New York ein.Der Bank wird vorgeworfen, in den Jahren von 2005 bis 2007, also vor der Finanzkrise, in betrügerischer Weise mit Hypotheken unterlegte Wertpapiere im Wert von 31 Mrd. Dollar verkauft zu haben. Der Bank sei bewusst gewesen, dass viele der aufgenommenen Hypotheken nicht so sicher gewesen seien, wie sie es den Abnehmern vermittelt habe. Zudem habe das Institut die Sorgfaltspflichten bei der Überprüfung der Qualität der Schuldner vernachlässigt, schreibt die Behörde in ihrer Mitteilung.Barclays schoss zurück. Der Bank zufolge sind die Anschuldigungen der US-Behörde nicht mit den Tatsachen vereinbar. Es ist erstaunlich, dass ein Finanzinstitut es auf einen Gerichtsprozess ankommen lässt. In ähnlich gelagerten Fällen im Zusammenhang mit den anrüchigen Hypothekengeschäften hatten mehrere amerikanische Banken bereits mit den Vereinigten Staaten Strafzahlungen und Wiedergutmachungen von mehr als 46 Mrd. Dollar vereinbart.Üblicherweise wird damit argumentiert, dass ein Vergleich ein Ende mit kalkulierbarem Schrecken ist. So legten die Aktienkurse der Deutschen Bank und der Credit Suisse nach der Einigung zu Handelsbeginn zu. Die Anteilscheine von Barclays verloren hingegen an Wert an einer insgesamt stärkeren Londoner Börse. VerlustgeschäftDie britische Bank war aber offenbar nur zu einer Vergleichssumme von bis zu 2 Mrd. Dollar bereit. Die Forderung des amerikanischen Justizministeriums ist nicht bekannt, sie muss aber demzufolge höher gewesen sein. Das Geldhaus macht geltend, dass die Verluste bei seinen Produkten geringer gewesen seien als bei manchen amerikanischen Konkurrenten. Zudem hat Barclays selbst Verluste mit den Hypotheken-Wertpapieren erlitten. Im Gerichtsfall könnte die Bank dazu verurteilt werden, ein Bußgeld in Höhe des Gewinns aus den Geschäften oder des Verlusts der Investoren zu zahlen. In der Mitteilung des US-Justizministeriums wird aber keine Zahl genannt.Barclays wähnt sich jedoch in einer starken Position, weil keine weiteren Verfahren in den USA anstehen, die ein Druckmittel sein könnten. Das Gericht wird nun die Beschuldigungen der Behörden prüfen. Beobachter spekulieren auch, dass die Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten dem bisher scharfen Vorgehen der Behörden gegen die Banken einen Riegel vorschieben könne. Sollte Barclays Recht bekommen, kämen die anderen Banken, die einem Vergleich zugestimmt haben, in Erklärungsnot. Die britische Bank war bereits vor zwei Jahren ausgeschert, als es um eine Gruppeneinigung mehrerer Institute mit einigen amerikanischen und britischen Behörden wegen angeblicher Manipulationen am Devisenmarkt gegangen war.