Barclays holt neuen Finanzchef von J.P. Morgan Chase
ste – Die britische Großbank Barclays hat mit Tushar Morzaria einen neuen Finanzdirektor gefunden. Der in Uganda geborene Brite, der gegenwärtig Chief Financial Officer (CFO) im Corporate & Investment Banking der US-Bank J.P. Morgan Chase ist, werde mit Wirkung zum 1. Januar 2014 als Exekutivdirektor im Board aufgenommen, wie Barclays mitteilte. Morzaria soll aber bereits im Herbst wechseln und nach dem Bilanzabschluss für 2013 Ende Februar kommenden Jahres die Aufgaben des bisherigen Finanzchefs Chris Lucas dann übernehmen.Der Wechsel kommt nicht überraschend. Das Ausscheiden von Lucas hatte die Bank bereits im Februar wenige Tage vor Ankündigung der strategischen Ausrichtung durch den neuen Vorstandschef Antony Jenkins bekannt gegeben (vgl. BZ vom 5. Februar). Spekuliert wurde, dass der Rücktritt des 53 Jahre alten Lucas, der 2007 von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zu Barclays gewechselt war, in Verbindung stehen könnte mit Ermittlungen britischer Behörden wegen eines möglicherweise unrechtmäßigen, nicht veröffentlichten Kredits der Bank an das Emirat Katar im Zusammenhang mit einer Kapitalaufstockung auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008. Lucas gehört zu vier ehemaligen und amtierenden Verantwortlichen von Barclays, die im Visier der britischen Finanzaufsicht und der Antibetrugsbehörde SFO stehen. Allerdings führten britische Medien informierte Quellen mit dem Hinweis an, der Rücktritt hänge nicht mit den Überprüfungen zusammen.In der Mitteilung dankte der seit vorigem Sommer amtierende Konzernchef Jenkins Lucas für dessen engagierte Dienste und “besonders” für dessen Rolle bei der Sicherung der Finanzstärke der Bank seit Beginn der Finanzkrise. Barclays hatte anders als die heimischen Rivalen Royal Bank of Scotland und Lloyds Banking Group staatliche Kapitalhilfen vermeiden können, muss ihre Kapitaldecke nun aber auf Geheiß der britischen Bankenaufsicht mit Blick auf die verschärften Baseler Eigenkapitalanforderungen um 3 Mrd. Pfund stärken (vgl. BZ vom 21. Juni).Zur Berufung des neuen Finanzchefs erklärte Jenkins, Morzaria verfüge über erstklassige strategische Finanzmanagementerfahrungen aus 20 Jahren. Der 44 Jahre alte Vater von zwei Kindern studierte Computerwissenschaften und Bilanzierung in Manchester, bevor er bis 1993 drei Jahre bei Coopers & Lybrand und Deloitte tätig war und das Steuerberaterexamen ablegte. Bis zu 6 Mill. PfundDie Banklaufbahn schlug Morzaria 1994 bei der Investmentbank SG Warburg ein, von der er ein Jahr später zu J.P. Morgan wechselte. Von 2002 bis 2005 Controller im Anleihe- und Derivategeschäft der Credit-Suisse-Investmentbanksparte, kam er 2005 erneut zu J.P. Morgan Chase, wo er seit 2009 in New York arbeitet, seit Juli 2012 als CFO des Bereichs Corporate & Investment Banking. Bei Barclays könnte Morzaria bis zu 6 Mill. Pfund im Jahr verdienen: Bei einem Grundgehalt von 800 000 Pfund soll der Bonus bis zu 250 % des Basissalärs betragen können. Ferner werden langfristige Anreizleistungen von bis zu 400 % des Grundgehalts sowie Pensionsansprüche gewährt.An der Londoner Börse gab die Barclays-Aktie um 0,5 % auf 308,15 Pence nach. Die Berufung des neuen Finanzchefs schließt einen Umbau an der Managementspitze der Bank nach Bekanntwerden der Manipulationen von Interbankenreferenzzinssätzen wie dem Libor Ende Juni 2012 ab. Barclays, die eine aufsichtliche Strafe von rund 450 Mill. Dollar akzeptierte, trennte sich von Verwaltungsratschef Marcus Agius und Vorstandschef Bob Diamond sowie von den Chefs der Investmentbanksparte, Rich Ricci und Jerry del Missier. Auch Chefjustiziar Mark Harding trat zurück. Unter dem Konzernchef Jenkins hat sich Barclays einem Wandel der Unternehmenskultur unterzogen. Die Investmentbanksparte soll jedoch ein wesentlicher Ertragspfeiler bleiben. Jenkins, ein langjähriger Retailbanker, erhält mit Morzaria einen Finanzchef mit Investmentbankexpertise an die Seite.