Barclays-Manager kommen ungeschoren davon
Von Andreas Hippin, LondonDas britische Serious Fraud Office (SFO) hat eine weitere peinliche Schlappe vor Gericht erlitten: Nachdem bereits das von der Behörde angestrengte Verfahren wegen gemeinschaftlichen Betruges gegen den ehemaligen Barclays-Chef John Varley (63) platzte, entschied nun ein Geschworenengericht, auch die Vorwürfe gegen Roger Jenkins, (64), Tom Kalaris (64) und Richard Boath (61) fallenzulassen. Der Freispruch ist die bislang erste Entscheidung eines britischen Geschworenengerichts zu Vorwürfen gegen führende Banker im Zusammenhang mit der Finanzkrise.Es ging um die Begleitumstände der Kapitalerhöhungen des Jahres 2008 und einen Milliardenkredit der Bank an das Emirat Katar. Barclays hatte Investoren wie Challenger Universal, ein Vehikel des ehemaligen Premiers, Hamad bin Jassim bin Jabr al-Thani, davon überzeugt, 4,5 Mrd. Pfund Kapital einzuschießen. Im Oktober 2008 holte sich die Bank weitere 7,3 Mrd. Pfund. Die von der Transaktion zunächst ausgeschlossenen Altaktionäre kritisierten die großzügigen Konditionen der Kapitalaufnahme. Das SFO interessierte aber etwas ganz anderes: Barclays hatte unerwähnt gelassen, dass insgesamt 322 Mill. Pfund an Qatar Holding gezahlt wurden, einen der großen Zeichner beider Kapitalmaßnahmen. Die Finanzaufsicht FCA hatte Zweifel an der Darstellung von Barclays geäußert, dass es sich dabei um Zahlungen für Beratungsleistungen gehandelt habe. Seit 2012 arbeiteten die Betrugskämpfer an dem Verfahren. Die Geschworenen brauchten nur wenige Stunden, um es zu beenden.Barclays kam ohne staatliche Hilfe durch die Krise, während sich Royal Bank of Scotland (RBS) und Lloyds Banking Group nur mit Hilfe des Steuerzahlers über Wasser halten konnten. Es wäre von daher etwas merkwürdig, wenn man lediglich Manager von Barclays für ihr Handeln in der Krise bestrafen wollte. Der Board der Deutsche-Bank-Rivalin hatte von den Vereinbarungen gewusst und sich von Juristen bestätigen lassen, dass sie legal waren. Den in der Hierarchie des Instituts nachrangigen Angeklagten Betrug vorzuwerfen war von Anfang an gewagt, denn sie trafen ja nicht die maßgeblichen Entscheidungen. Es war die Bank, die nicht über die für angebliche Beratungsleistungen gezahlten Gebühren unterrichtet hatte. Doch das vom SFO gegen Barclays eingeleitete Verfahren hatte bereits Schiffbruch erlitten. Und so musste der Ankläger die Bank als “unschuldigen Agenten” darstellen, der die betrügerischen Absichten der Verschwörer in die Tat umsetzte, ohne davon zu wissen. Kein Wunder, dass die Geschworenen abwinkten.