Barclays setzt verstärkt auf Investment Banking

Unerwartet hoher Quartalsgewinn

Barclays setzt verstärkt auf Investment Banking

bet London – Die britische Großbank Barclays sieht sich nach einem besser als erwartet ausgefallenem Quartalsgewinn in ihrer Auffassung bestätigt, dem Investment Banking einen höheren Stellenwert einzuräumen. Barclays meldete am Mittwoch für Juli bis September einen Anstieg des Vorsteuergewinns um 32 % zum Vorjahreszeitraum auf knapp 1,5 Mrd. Pfund (1,65 Mrd. Euro) und übertraf damit die Markterwartungen. Bankchef Jes Staley sagte, 2018 sei das Jahr, in dem sich die neue Strategie von Barclays auszahle. “Es gab Kommentare, wonach europäische Banken nicht mit amerikanischen Investmentbanken mithalten könnten”, sagte Staley Analysten. “Doch wir haben in den vergangenen vier Quartalen Marktanteile gewonnen.” Barclays` Ertrag aus dem Aktienhandel verbesserte sich im dritten Quartal um 35 % auf 533 Mill. Pfund. Kritik an StaleyBarclays investierte in den vergangenen Monaten mehr in das Investment Banking, unter anderem in Personal und moderne Handelssysteme. Doch der von dem seit Ende 2015 amtierenden Staley, einem ehemaligen Investmentbanker bei J.P. Morgan, verfolgte Ansatz stößt auch auf Widerspruch: Der aktivistische Investor Edward Bramson hat mit seinem Vehikel Sherborne im Frühjahr einen Aktienanteil von rund 5 % an Barclays aufgebaut und dringt auf eine Reduktion des Investment Banking und eine Konzentration auf das klassische Geschäft mit Retail- und Unternehmenskunden.Als Universalbank tut sich Barclays fast traditionell schwer, die Balance zwischen beiden Sparten zu finden. Die gesamten Erträge vor Rückstellungen gingen von Juli bis September zum Vorjahreszeitraum um 1 % auf 5,1 Mrd. Pfund (5,8 Mrd. Euro) zurück; der Aktienkurs ist seit Jahresbeginn um 16 % gefallen. Bramson hofft, für einen Strategiewechsel genug Mitstreiter im Aktionariat zu finden und sich einen Platz im Verwaltungsrat zu erkämpfen. Was für eine Kursänderung er im Detail anstrebt, ist unbekannt. Ein persönliches Treffen mit Staley soll nach dessen Aussage in den kommenden Wochen folgen. Dabei wird sich der Barclays-CEO, der das Institut 2017 restrukturiert hat, durch das Quartalsergebnis des Investment Banking bestärkt fühlen. Kritik an AnleihegeschäftAber auch wenn sich die Handelsabteilung mit einem Ertragsplus von insgesamt 19 % im internationalen Vergleich ordentlich behauptete, gibt es Schwachstellen: Die Kritik von Bramson richtete sich in erster Linie gegen das schwächer abschneidende Anleihen- und Zinsgeschäft, das um rund die Hälfte größer ist als das Aktiengeschäft. Dort blieb die Ertragszunahme von 10 % auf umgerechnet 779 Mill. Pfund auch diesmal unterdurchschnittlich.Außerdem liegt die Eigenkapitalrendite der internationalen Investmentbank mit 7 % mit deutlichem Abstand hinter jener des Retailgeschäfts (20 %) und der Aktivitäten im Heimatmarkt Großbritannien (22 %). Staley bezeichnete dies als nicht überraschend angesichts der guten Konjunkturlage und der für eine lange Zeit geringen Volatilität an den Finanzmärkten.