Gewinnsprung im ersten Quartal

Barclays stellt Prognosen der Analysten in den Schatten

Barclays erwartet dieses Jahr ein höheres Zinsergebnis als bislang. Das starke Geschäft auf dem Heimatmarkt gab dafür den Ausschlag.

Barclays stellt Prognosen der Analysten in den Schatten

Barclays erwartet höheres Zinsergebnis

Investmentbank und Geschäft auf dem Heimatmarkt sorgen für positive Gewinnüberraschung – CEO Venkatakrishnan verteidigt Ringfencing

hip London

Barclays erwartet dieses Jahr ein höheres Zinsergebnis als bislang. Das starke Geschäft auf dem Heimatmarkt gab dafür den Ausschlag. Dort herrsche nicht das gleiche Maß an Ungewissheit wie anderenorts, sagte Finanzchefin Anna Cross bei der Vorstellung der unerwartet guten Geschäftszahlen des Auftaktquartals.

Die hektische Aktivität an den Finanzmärkten seit der Wahl von US-Präsident Donald Trump hat Barclays im Auftaktquartal einen Gewinnsprung beschert. Auch das Geschäft auf dem britischen Heimatmarkt trug wesentlich dazu bei, dass die Markterwartungen übertroffen wurden. Das Management rechnet deshalb für das laufende Jahr mit einem höheren Zinsergebnis.

Die Auswirkungen der Volatilität auf das Handelsgeschäft der hauseigenen Investmentbank hätten die Zurückhaltung der Kunden bei Übernahmen und Fusionen oder Börsengängen mehr als ausgeglichen, sagte CEO C.S. Venkatakrishnan in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die dort erwirtschaftete Eigenkapitalrendite stieg auf 16,2 (i.V. 12,0)%. Die Produktivität, gemessen am Verhältnis von Erträgen und risikogewichteten Assets, steigerte sich im Vorjahresvergleich um 120 Basispunkte.

Tesco Bank glänzt

Das Vorsteuerergebnis der Gruppe von 2,72 Mrd. Pfund übertraf nicht nur den Vergleichswert aus dem Vorjahr um ein Fünftel. Es lag auch fast ein Zehntel über dem Schnitt der Analystenschätzungen. Das Nettozinsergebnis stieg unter anderem dank des höheren Einlagenvolumens um 13% auf 3,0 Mrd. Pfund. Bemerkenswert ist, dass die Tesco Bank, die Barclays dem größten britischen Einzelhändler abnahm, ein Nettozinsergebnis von 500 Mill. Pfund erwirtschaftete. Erwartet hatte das Management lediglich 400 Mill. Pfund.

Venkatakrishnan rechnet nun für das laufende Jahr mit einem Nettozinsergebnis von mehr als 12,5 Mrd. Pfund. Bislang war die Bank von 12,2 Mrd. ausgegangen. Die optimistischere Zielsetzung geht vor allem auf das britische Geschäft zurück. Dort erwartet man nun mehr als 7,6 Mrd. Pfund. Zuvor hatte man 7,4 Mrd. angesetzt.

Lukratives Hedging

Die Absicherungsgeschäfte der Bank (Structural Hedge) erwiesen sich erneut als lukrativ. Sie warfen 1,3 Mrd. Pfund ab. Für 2025 und 2026 sicherte sich die Bank auf diesem Wege Einnahmen von 10,2 Mrd. Pfund.

Besonders positiv für die Bank ist, dass die Erträge schneller steigen als die Kosten. Das hatte zur Folge, dass sich die Cost-Income-Ratio auf 56 (58)% verbesserte. Von den für 2025 angestrebten Kostensenkungen von 500 Mill. Pfund brutto habe man im Auftaktquartal bereits 150 Mill. erreicht.

Sonderfall Großbritannien

Die Nettozinsmarge von Barclays UK stieg von 3,53% Ende 2024 auf 3,55%. Analysten hatten im Schnitt 3,50% auf der Rechnung. In Großbritannien bewegten sich die Kreditausfälle auf einem historisch niedrigen Niveau, sagte Finanzchefin Anna Cross. Die Einlagen seien hoch und stiegen weiter.

Das Kreditbuch wuchs auf dem Heimatmarkt um 2,2 Mrd. Pfund. Man beobachte eine „wirklich gute Autonachfrage“, sagte Cross. Es gebe dort nicht das gleiche Maß an Ungewissheit wie anderenorts. Allerdings sei das Wachstum im Hypothekengeschäft teilweise durch eine niedrigere Kreditvergabe an Unternehmenskunden ausgeglichen worden. Firmen seien immer noch dabei, ihre Covid-Kredite zurückzuzahlen.

Ringfencing verteidigt

Venkatakrishnan äußerte sich auch zur in Großbritannien laufenden Debatte über das Ringfencing-Regime. Dabei handelt es sich um die Brandmauer, durch die, als Konsequenz aus der Finanzkrise, Retail Banking und riskantere Geschäfte voneinander getrennt werden müssen.

HSBC-Chef Georges Elhedery erklärte sie diese Woche für überflüssig. „Die Stärke von Banken resultiert aus ihrer eigenen Stärke und der Stärke des aufsichtsrechtlichen Regimes“, sagte Venkatakrishnan. „Der Einlagenschutz ist vermutlich die wichtigste Säule des aufsichtsrechtlichen Regimes.“ Nach sorgfältiger Abwägung der Argumente beider Seiten sei er dafür, keine Veränderungen am Ringfencing vorzunehmen.

Glanzlicht Investmentbank

Die hauseigene Investmentbank bildete ein Glanzlicht. Weil ihre Erträge um 16% stiegen, die Kosten aber lediglich um 5%, verbesserte sich ihre Cost-Income-Ratio auf 54 (60)%. Das kapitalintensive FICC-Geschäft, dem Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen, wuchs in US-Dollar um mehr als ein Fünftel (21%). Besonders gut entwickelten sich Zinsprodukte und Verbriefungen.

Das klassische Advisory-Geschäft, zu dem die Beratung bei Übernahmen und Fusionen gehört, war dagegen wegen der Zurückhaltung der Kunden rückläufig (-3%). Es sei „ganz natürlich“, wenn Einzelpersonen und Unternehmen im aktuellen Marktumfeld eine Pause einlegten, um sich ihre Optionen noch einmal anzusehen, sagte Venkatakrishnan.

Ziele bekräftigt

Der Barclays-Chef bekräftigte zudem die bisherigen Ziele der Bank für das laufende Jahr. Dazu gehören eine Eigenkapitalrendite von 11%, wachsende Ausschüttungen an die Anteilseigner und eine Cost-Income-Ratio von 61%.

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