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Baron Boeselager wird 65 und hört bei Merck Finck auf

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 26.4.2016 "Wir betreiben ein solides Anlage- und Vermögensbetreuungsgeschäft und nicht wilde Finanzmathematik", hat Georg Freiherr von Boeselager einmal gesagt. Merck Finck & Co Privatbankiers, zu...

Baron Boeselager wird 65 und hört bei Merck Finck auf

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt”Wir betreiben ein solides Anlage- und Vermögensbetreuungsgeschäft und nicht wilde Finanzmathematik”, hat Georg Freiherr von Boeselager einmal gesagt. Merck Finck & Co Privatbankiers, zu deren persönlich haftenden Gesellschaftern er gehört, verfolge in der Beratung einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem zuerst geschaut werde, was gut und richtig für den Kunden ist, bevor es an die Umsetzung geht – nicht etwa umgekehrt. Auf eigene Finanzprodukte verzichte die inhabergeführte Privatbank. So entfalle der aus anderen Häusern bekannte Druck auf die Mitarbeiter im Vertrieb.Das ist jetzt siebeneinhalb Jahre her, die Finanzkrise hatte damals schon die eine oder andere einst feine Adresse, bei der wohl die Finanzmathematik eine allzu große Rolle spielte, dahingerafft.Baron Boeselager ist Vertreter einer immer rarer werdenden Spezies: ein klassischer Privatbankier der alten Schule. Im September 2004 ist er, zunächst für ein Jahr als Generalbevollmächtigter, in das zum europäischen Privatbankenverbund KBL European Private Bankers in Luxemburg – hinter diesem stehen seit 2012 private Investoren aus Katar – gehörende Münchener Bankhaus eingetreten. Er verantwortet nicht zuletzt die Kontaktpflege zu vermögenden Kunden und ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der Merck Finck Treuhand sowie Stiftungsratsvorsitzender der Merck Finck Stiftung. Metzler und Malteser …Seine Vita ist bemerkenswert vielseitig und abwechslungsreich. Sie zeugt von einem weit über das Bankgeschäft hinausreichenden Engagement auch auf sozialem und kirchlichem Gebiet. Bankenluft schnupperte Freiherr von Boeselager schon während des Studiums der Volkswirtschaftslehre mit Abschluss Diplom-Volkswirt bei einem Praktikum im Bankhaus Metzler. Hier folgten dann von 1978 an eine Zeit als Trainee sowie die Ausbildung zum Broker in Boston und New York. Weitere Karriereschritte schlossen sich in rascher Folge an.Dann ein Wechsel, der auf den ersten Blick nicht unbedingt nahezuliegen scheint: Der Malteser Hilfsdienst war von 1982 an für vier Jahre die nächste Station auf dem Berufsweg. Freiherr von Boeselager wurde bei der katholischen Hilfsorganisation Leiter der zentralen Abteilungen Finanzen und Auslandsdienst sowie Mitglied der Verbandsführung, er trieb den Aufbau der Bereiche Rechnungswesen, Controlling, Steuern, Cash Management und EDV voran.Danach ging es zurück zu den Metzler-Bankiers als Mitglied der Geschäftsführung einer Beratungsgesellschaft, es folgte eine Phase der Selbständigkeit in der Vermögensverwaltung und Anlageberatung als Gesellschafter und Geschäftsführer von Salm & Boeselager. Nach einer Tätigkeit als Geschäftsführer der Bethmann Vermögensbetreuung von 1997 bis zum Wechsel zu Merck Finck schließlich wieder eine mehrjährige Exkursion in ein anderes Metier, das freilich auch mindestens eine Gemeinsamkeit mit Banken aufweist: Hier wie dort geht es um viel Geld. Baron Boeselager wurde Finanzdirektor und Mitglied der Bistumsleitung des Bistums Limburg mit einem umfassenden Aufgabenportfolio im Finanz- und Rechnungswesen und teilweise weit darüber hinaus. … Bethmann und BistumAußerhalb des Bankgeschäfts begeistert sich der verheiratete Vater von vier Kindern nicht zuletzt für Kunst. Ursprünglich wollte er selbst Kunstgeschichte studieren. Das redete ihm aber sein Vater aus, der vor einigen Jahren verstorbene Philipp Freiherr von Boeselager, der einst den Sprengstoff für das misslungene Attentat auf Adolf Hitler besorgt hatte und als “der letzte Überlebende des 20. Juli 1944” galt.Georg Freiherr von Boeselager vollendet am Donnerstag sein 65. Lebensjahr. Am selben Tag wird er als persönlich haftender Gesellschafter bei Merck Finck Privatbankiers ausscheiden. Seine Kunden, Partner und Mitarbeiter werden ihn vermissen, können sich aber damit trösten, dass er dem Bankhaus als Ratgeber eng verbunden bleiben wird.