Baseler Finanzwächter halten Risiko durch Kryptopleiten für begrenzt
Finanzwächter halten Risiko durch Kryptokrise für begrenzt
Finanzstabilitätsrat sieht zwar viele Gefahren, aber nur wenige Schnittpunkte zum traditionellen Finanzsystem
jsc Frankfurt
Die internationalen Finanzaufseher warnen vor einer Verwundbarkeit des Kryptosystem, machen zugleich aber nur geringe Risiken für traditionelle Finanzunternehmen aus: So seien verschiedene Kryptoplattformen (Multifunction Crypto-Asset Intermediaries, MCI) wichtige Akteure, die eine Vielzahl von Funktionen anböten, zugleich aber intransparent und kaum überwacht seien, schreibt der Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, FSB) in einer Studie.
Die Risiken wie ein hoher Schuldenhebel oder eine Liquiditätsklemme ähneln demnach im Prinzip den Gefahren im traditionellen Finanzsystem, doch verstärken eine hohe Marktmacht der Kryptoplattformen und eine enge Vernetzung untereinander die Gefahr. Eine transparente Bilanzierung der privaten Plattformen gibt es laut Studie typischerweise nicht und auch die Regeln zur Unternehmensführung (Governance) bleiben im Dunkeln.
"Undurchsichtig" und "im Fluss"
Für die klassische Finanzindustrie geben die Aufseher aber weitgehend Entwarnung: Existierende Verbindungen traditioneller Finanzfirmen in die Kryptowelt seien zwar "undurchsichtig" und "im Fluss", in Summe aber selten. Die Gefahr sei damit derzeit "begrenzt". Ein Scheitern einer Plattform könne zwar leicht innerhalb des Kryptosystem andere Marktakteure anstecken, darüber hinaus seien die Effekte aber gering. Im Finanzstabilitätsrat, der bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel angesiedelt ist, sitzen Vertreter nationaler Aufsichtsbehörden, Zentralbanken und Finanzministerien.
Der Crash des "Stablecoin" Terra USD, der Kollaps des Krypto-Hedgefonds Three Arrows und die Krise von Lending-Plattformen wie Celsius und Voyager haben den Ruf der jungen Branche belastet. Im vergangenen Jahr kollabierte die Kryptobörse FTX, das Geld von Kunden in Milliardenhöhe war zunächst nicht auffindbar.
Doch auch wenn die Gefahr einer Ansteckung auf das traditionelle System begrenzt ist: Risiken können etwa entstehen, wenn Banken gezielt bestimmte Kryptoadressen bedienen, wie die Stabilitätswächter ausführen. Ein Zusammenbruch von "Stablecoins" und andere Marktverwerfungen wiederum könnten das Vertrauen auch über die betroffenen Werte hinaus beschädigen. Zudem erschwert eine geringe Datenlage die Bewertung der Risiken, wie die Autoren beklagen.
Gehebelt und verliehen
Innerhalb des Kryptosystems sehen die Aufseher mehrere Risiken. Dazu zählt ein hoher Schuldenhebel: Mal geben Plattformen den eigenen zugehörigen Firmen womöglich bevorzugt Kredit, mal akzeptieren sie, so wie die kollabierte FTX, eigens emittierte, aber in undurchsichtiger Weise gehandelte Kryptowerte als Sicherheit. Hinzu kommen technische Schwächen, wie die Autoren schreiben. Bekanntlich haben Diebstähle durch Hacker immer wieder die Branche erschüttert.
Auch gehen Plattformen Liquiditätsrisiken ein. So verwahren einige Anbieter Kryptowerte und zahlen den Nutzern eine Gebühr. Die Kryptowerte verleihen die Plattformen dann weiter oder sie investieren in andere Krypto-Vermögenswerte. Auch das "Staking", die Emission von "Stablecoins" oder die Investments zugehöriger Hedgefonds können mit Liquiditätsrisiken verbunden sein, sofern eine Plattform eine zeitnahe Verfügbarkeit der hinterlegten Werte zusagt und zugleich die Mittel für illiquide Instrumente verwendet, wie im Bericht zu lesen ist.
Ob das Kryptosystem künftig eine Gefahr darstelle, hänge von der weiteren Entwicklung ab. Der Finanzstabilitätsrat empfiehlt eine Regulierung und Aufsicht sowie internationale Abstimmung, bleibt im Detail aber vage.