Bayerns Kreditgenossen bauen Marktanteile aus

Verband hadert mit EU-Kapitalmarktplänen - Hoher Kostendruck - Zinstief belastet

Bayerns Kreditgenossen bauen Marktanteile aus

sck München – Nach einem Ergebniszuwachs im vergangenen Jahr rechnen die bayerischen Kreditgenossen für den laufenden Turnus mit einem leichten Dämpfer. Es sei 2015 ein “moderater” Rückgang beim Ergebnis nach Risikobewertung zu erwarten, sagte Stephan Götzl, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), auf der Bilanzpressekonferenz. Als Hauptgründe nannte er das Zinstief als Folge der expansiven Geldpolitik der EZB und den gestiegenen Kostendruck bei den Volksbanken und Raiffeisenbanken wegen verschärfter EU-Finanzmarktregulierungen.Über das im Vorjahr erreichte Resultat zeigte sich Götzl zufrieden. Den 281 Mitgliedsinstituten gelang es, den Vorsteuergewinn um rund 100 Mill. auf 1,5 Mrd. Euro zu steigern. Die Kreditgenossen des Freistaats profitierten dabei auch von Bewertungseffekten und einem deutlichen Wachstum im Kreditgeschäft. Götzl führte an, dass die Institute einen jährlichen Zuwachs um 4 bis 5 % anstreben. Trotz eines intensiven Wettbewerbs gelang es den Geldhäusern des Verbunds, 2014 die Ausleihungen um 4,5 % auf über 83 Mrd. Euro zu erhöhen. Die Firmenkundenkredite wuchsen um 4,8 % auf 39,3 Mrd. Euro. Götzl führte an, dass die Mitgliedsbanken in den vergangenen vier Jahren ihren Marktanteil bei Privatkundenkrediten um 7 Prozentpunkte auf 25 % erhöhten. Im Mittelstandgeschäft betrage der Marktanteil nunmehr 19 % nach 12 % im Jahr 2010. Er kündigte an, weitere Marktanteile hinzugewinnen zu wollen. Dabei ist ihm der Plan der EU-Kommission, Mittelständlern eine direkte Kapitalmarktfinanzierung (Kapitalmarktunion) zu ermöglichen, ein Dorn im Auge. Keine AlternativeSeinen Worten zufolge ist für die meisten mittelständischen Firmen eine Kapitalmarktfinanzierung keine Alternative zum Bankkredit. Eine Kapitalmarktunion sei “schlicht zu aufwendig und zu teuer”. Denn Kapitalmarktanleger verlangten für Mittelstandsanleihen einen Risikozuschlag. Volksbanken und Raiffeisenbanken würden die regionalen Märkte besser kennen. Daher könnten sie die Finanzierung des Mittelstands zu risikogerechten Konditionen gewährleisten. Bei einer Kapitalmarktunion müsse sichergestellt sein, dass die Unternehmensfinanzierung durch Bankkredite “nicht künstlich” benachteiligt werde.Trotz regulatorischer Mehraufwendungen konnten die bayerischen Kreditgenossen 2014 ihre Betriebskosten leicht reduzieren. Die Aufwand-Ertrag-Relation (Cost-Income-Ratio) verbesserte sich dadurch geringfügig auf 62,4 (i.V. 62,5) %. Götzl bezeichnete die überbordenden Regulierungsmaßnahmen als “erhebliche” Herausforderung für die bayerischen Kreditgenossen. Er bezifferte den personellen Mehraufwand, um diese Anforderungen zu erfüllen, auf 33 Mill. Euro jährlich. Der GVB-Präsident warnte deshalb vor weiteren Regulierungsmaßnahmen wie der pauschalen Eigenkapitalhinterlegung von Zinsänderungsrisiken. Dies würde die Kreditvergabe einschränken.Wegen des anhaltenden Zinstiefs – die Zinsspanne ging 2014 auf 2,34 (2,39) % der durchschnittlichen Bilanzsumme zurück – und steigender regulatorischer Anforderungen sehen sich die bayerischen Kreditgenossen gezwungen, auf der Kostenseite gegenzusteuern. Götzl nannte in diesem Zusammenhang einen überschaubaren Abbau von Kleinstfilialen und eine stärkere Standardisierung von Arbeitsabläufen über eine einheitliche IT.