Bayerns Kreditgenossen profitieren von Sondereffekt

Zuschreibungen im Wertpapierbestand bescheren Ergebnissprung - Das Zinstief dämpft aber die Ertragskraft

Bayerns Kreditgenossen profitieren von Sondereffekt

sck München – Trotz eines zunehmenden Wettbewerbsdrucks und niedriger Marktzinsen haben die bayerischen Kreditgenossen 2012 mehr verdient. Im vergangenen Jahr stieg das (bereinigte) Vorsteuerergebnis der 292 Volksbanken und Raiffeisenbanken des Freistaats um über ein Viertel auf knapp 1,6 Mrd. Euro. Die schärfsten Konkurrenten der Sparkassen profitierten dabei vor allem von Bewertungseffekten.Aufgrund sich erholender Aktien- und Anleihemärkte in der zweiten Jahreshälfte verzeichneten Bayerns Kreditgenossen Zuschreibungen bei ihren Wertpapierbeständen von 248 Mill. Euro. “Ein wesentlicher Grund hierfür ist die verbesserte Bewertung von Wertpapieren aus den europäischen Krisenländern”, sagte Stephan Götzl, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), bei der Bilanzvorlage zum Ergebniszuwachs. Ein ähnlicher Bewertungseffekt half zuletzt auch der ebenfalls nach HGB bilanzierenden Baader Bank (vgl. BZ vom 5. März).Ohne diesen Effekt stagnierte das Ergebnis der Volksbanken und Raiffeisenbanken des Bundeslandes. So blieb das Betriebsergebnis vor Bewertung mit 1,45 (i.V. 1,46) Mrd. Euro in etwa auf dem Vorjahresniveau. Götzl führte dies auf einen allgemeinen Margendruck im Kreditgewerbe zurück; vor allem aber macht das anhaltende Zinstief den Kreditgenossen zu schaffen. Die Zinsspanne schrumpfte 2012 auf 2,41 (2,45) % der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS). Der Verbandspräsident erwartet hier keine Trendwende. Im Gegenteil: “Laut Prognose für die nächsten Jahre wird sich diese Tendenz fortsetzen, vielleicht sogar beschleunigen.” Auch die Provisionsspanne gab leicht auf 0,64 (0,65) % der DBS nach. “Unsere Kunden halten sich nach wie vor mit Wertpapieranlagen zurück, und auch neue gesetzliche Auflagen machen sich bemerkbar”, sagte Götzl. Marktanteil ausgebautAufgrund des Margendrucks zeigt sich Götzl bei seinen Aussagen für die künftige Ergebnisentwicklung des Verbunds vorsichtig. Trotz einer nach wie vor ansehnlichen Aufwand-Ertrag-Relation von 62,5 % wollen die Kreditgenossen weiter an der Kostenschraube drehen. Damit stemmen sie sich der Ertragserosion infolge des Zinstiefs entgegen. Seinen Worten zufolge “optimieren” die Volksbanken und Raiffeisenbanken Abwicklungsprozesse weiter. Dabei geht es unter anderem darum, die Online-Systeme der Primärinstitute bundesweit anzupassen. Zugleich soll im Verbund ein einheitlicher EDV-gestützter Beratungsansatz eingeführt werden, wie Götzl im Dezember in einem Interview der Börsen-Zeitung erläutert hatte (vgl. BZ vom 18.12.2012).Erfreulich für die Kreditgenossen entwickelten sich die Vertriebsaktivitäten. Götzl berichtete, dass die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Bayern ihren Marktanteil im mittelständischen Firmenkundengeschäft ausgebaut hätten.So sei der Marktanteil in diesem Segment zuletzt um 5,5 Prozentpunkte auf 19,5 % gestiegen. Die Sparkassen kommen seinen Worten zufolge auf einen Marktanteil von gut 23 %. Der Verbandspräsident führte das Wachstum insbesondere auf Vertriebserfolge der Primärinstitute zurück. “Das Geschäft wird in der Menge ausgeweitet”, meinte er.Götzl bekräftigte derweil seine Kritik an Wettbewerbsverzerrungen. So verfügten staatlich gestützte Banken über implizite Staatsgarantien, was ihnen Refinanzierungsvorteile bringe. Daher könnten diese Banken Kunden mit “Mondkonditionen” locken. “Was dabei übersehen wird, ist, dass der vermeintliche Zinsvorteil vom Steuerzahler getragen wird”, beklagte der Verbandspräsident.