Bayerns Kreditgenossen verdienen weniger

Verbund kann Zinstief nur zum Teil kompensieren

Bayerns Kreditgenossen verdienen weniger

sck München – Die rund 250 Volksbanken und Raiffeisenbanken in Bayern stemmen sich zwar recht wacker gegen das Zinstief. Allerdings können sie den Rückgang des Zinsergebnisses – ihre wichtigste Ertragsquelle – nicht komplett kompensieren. Ungefähr die Hälfte des Rückgangs könnten die Verbundinstitute durch Volumenwachstum im Kreditgeschäft ausgleichen, einen geringeren Teil mit Steigerungen des Provisionsüberschusses, sagte Jürgen Gros, der Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern (GVB), vor Journalisten. Dies reiche jedoch nicht aus, das Ergebnisniveau von 2016 zu halten.Gros zufolge wird 2017 der Vorsteuergewinn der GVB-Mitgliedsbanken auf rund 1,3 Mrd. Euro schrumpfen nach erwirtschafteten 1,46 Mrd. Euro im vergangenen Berichtsturnus (vgl. BZ vom 10. März). Im Verhältnis zu früheren Zeiten sei das aber für die Gruppe im Freistaat immer noch ein auskömmliches Niveau. Sollte die Europäische Zentralbank allerdings an ihrer Politik des billigen Geldes unverändert festhalten, werde der Tiefpunkt bei der Zinsspanne in den Jahren 2020/21 erreicht, warnte er. Zuwachs mit FirmenkreditenErfreulich verläuft hingegen für den Verbund das Kreditgeschäft. Laut Gros wuchs der gesamte Darlehensbestand der GVB-Institute in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 2,7 % auf 93,6 Mrd. Euro – ein Rekordwert. Die Ausleihungen werden seinen Worten zufolge 2017 stärker zulegen als im Vorjahr. Wachstumsmotor sei das Firmenkundengeschäft. Hier mache sich die gute Konjunktur bemerkbar.Derweil schwächt sich die Nachfrage privater Haushalte nach Immobilienkrediten ab. Gros führte das auf rückläufige Baugenehmigungen zurück. Dies wiederum sei eine Folge schärferer Bauauflagen, was die Preise zusätzlich treibe. Zudem täten sich Kommunen immer schwerer, Baugrundstücke auszuweisen nach dem Boom der vergangenen Jahre.Derweil hätten wegen der Negativzinsen im ersten Halbjahr Kommunen rund 400 Mill. Euro Einlagen abgezogen. Gros zufolge sind bei Firmenkunden negative Zinsen für Einlagen vor allem dann ein Thema, wenn diese auf anderen Gebieten (zum Beispiel Kredite) kein Zusatzgeschäft bringen. Fusionen und PersonalabbauAuf den Margendruck reagieren die bayerischen Kreditgenossen mit einem Personalabbau. So nutzten die Institute die natürliche Fluktuation. Frei werdende Stellen würden großteils nicht mehr neu besetzt, berichtete der GVB-Präsident. Trotz Tariferhöhungen (+ 1,5 %) sänken im laufenden Jahr die Personalkosten der Mitgliedsbanken um 0,6 % oder rund 10 Mill. Euro. Die Zahl der Mitarbeiter gehe bis zum Jahresende auf rund 32 000 zurück. Ende 2016 waren es noch knapp 33 000. Die Zahl der Verbundinstitute werde auf 244 sinken nach zuvor 260. Treiber hierfür sind Zusammenschlüsse. Nach 13 Fusionen im vergangenen Jahr steigt die Zahl 2017 auf 15. Dieser Prozess werde sich aber 2018 abschwächen, prognostizierte Gros.Als wesentlichen Grund für Zusammenschlüsse von Instituten des Genossenschaftssektors nannte er den hohen Druck infolge wachsender Anforderungen der Regulatorik. Fusionen trügen dazu bei, die Fixkosten zu reduzieren. Zudem wollten die Banken mit diesem Schritt qualifizierte Mitarbeiter halten.