Konsolidierung im genossenschaftlichen Bankensektor

BBBank sagt Direktbanken Kampf an

Die Karlsruher BBBank will mit der gut 500 Kilometer Luftlinie entfernten PSD Bank Berlin-Brandenburg zusammengehen. Aus der Fernbeziehung im Retail Banking entstünde die zweitgrößte Genossenschaftsbank Deutschlands.

BBBank sagt Direktbanken Kampf an

BBBank baut Präsenz im Nordosten aus

CEO Oliver Lüsch will mit der Übernahme der Berliner PSD Bank die Position im Wettbewerb um Beamte und Gutverdiener im öffentlichen Dienst stärken

Von Thomas Spengler, Stuttgart, und Tobias Fischer, Frankfurt

Mit der Übernahme der gut 500 Kilometer Luftlinie entfernten PSD Bank Berlin-Brandenburg unterstreicht die Karlsruher BBBank ihre überregionalen Ambitionen. Dank mobiler Arbeitsweise und einer ähnlichen Geschichte bereitet die Fernbeziehung den Fusionspartnern keine Sorgen.

Die Konsolidierung im Retail Banking schreitet voran: Allein bei den Kreditgenossen gehen Jahr für Jahr gehen 30 bis 40 Fusionen über die Bühne. Die jüngst angekündigte Verschmelzung von BBBank und PSD Bank Berlin-Brandenburg sticht dabei besonders heraus. Denn ihre Zentralen liegen 520 Kilometer Luftlinie auseinander. Mit einer kumulierten Bilanzsumme von 21 Mrd. Euro entstünde die Nummer 2 der fast 700 genossenschaftlichen Finanzinstitute.

Metropolregion im Blick

Warum die Karlsruher ausgerechnet mit den weit entfernten Berlinern gemeinsame Sache machen wollen, erklärt Vorstandsvorsitzender Oliver Lüsch mit der Attraktivität der Metropolregion als Wirtschaftsstandort und Fintech-Hochburg. Die BBBank sei zwar auf organisches Wachstum fokussiert, schaue sich darüber hinaus aber immer wieder nach nutzenstiftenden Opportunitäten um, sagt er im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Historisch bedingt hat die bundesweit agierende BBBank eine stärkere Präsenz im Süden und Westen als im Norden und im Osten. Die PSD Bank Berlin-Brandenburg sei daher eine gute regionale Ergänzung. Zudem passe das Institut mit Blick auf die handelnden Personen nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch menschlich zur BBBank, erklärt der Vorstandschef.

Oliver Lüsch, Vorstandschef der BBBank

Die BBBank ist ohnehin bereits seit 1993 in Berlin präsent. Schließlich verfügt die Hauptstadt über einen besonders großen öffentlichen Sektor. Insgesamt unterhält die bundesweit aktive genossenschaftliche Privatkundenbank über 70 Standorte, darunter Niederlassungen in allen deutschen Landeshauptstädten.

In anderen Lagern wildern

Die Karlsruher wollen Kunden aus anderen Lagern für die Finanzgruppe gewinnen – und zwar jene, die andere Volks- und Raiffeisenbanken nicht für sich einnehmen können. „Wir fokussieren uns dabei auf das gehobene Privatkundengeschäft“, sagt Lüsch. Dabei nehme es die BBBank gerne mit Direktbanken und Onlinebrokern als Wettbewerbern auf. „Wir sind wie ein Zehnkämpfer“, sagt Lüsch.

Auch der Platzhirsch schielt auf die Beamte

Auf Beamte und andere mutmaßlich gut verdienende Beschäftigte im öffentlichen Dienst Berlins hat es innerhalb des genossenschaftlichen Sektors allerdings bereits der Platzhirsch Berliner Volksbank abgesehen. Wie sie im Februar bekannt gab, verleibt sich die Nummer 4 im genossenschaftlichen Banken-Ranking eigens die ABK Allgemeine Beamten Bank ein.

Weniger Mitglieder, aber junge Neukunden

Dem allgemeinen Trend bei Genossenschaftsbanken folgend, ist auch bei der BBBank der Mitgliederbestand rückläufig. Die Zahl ist zwischen den Jahren 2020 und 2023 um fast 20.000 auf knapp 460.000 geschrumpft. Allerdings seien 60% der Neukunden des Karlsruher Instituts keine 39 Jahre alt, so Lüsch.

Gemeinsame Ursprünge

Ganz neu ist die Ausrichtung der BBBank nicht, hat sie sich doch bereits in den 1960er Jahren neben ihrer ursprünglichen Klientel der Beamten allen Privatanlegern geöffnet. Die hohe Bonität ihres Kreditbuchs über 9,3 Mrd. Euro habe sich das Institut seitdem erhalten – verzeichne man doch kaum Ausfälle, wie Lüsch ausführt. Im Vergleich mit 2022 kletterte der Jahresüberschuss im vergangenen Jahr von 13,2 Mill. auf 16,2 Mill. Euro.

Jahrzehntelange Präsenz

Auch die PSD Bank Berlin-Brandenburg verweist auf die jahrzehntelange Präsenz der Karlsruher in der Bundeshauptstadt. In Zeiten des mobilen Arbeitens falle die räumliche Entfernung zudem weniger ins Gewicht. Vor allem aber würden die beiden Institute persönlich und strategisch zusammenpassten: „Wie wir wurde die BBBank von Postlern gegründet“, erklärt ein Sprecher auf Anfrage.

1921 hatten Postbeamte und andere Staatsdiener die Badische Beamtenbank ins Leben gerufen, das Vorgängerinstitut der BBBank, die diesen Namen seit 1999 trägt. Das Berliner Institut hat seine Wurzeln dagegen im 1872 gegründeten „Post-, Spar und Vorschußverein“, einer Selbsthilfeeinrichtung der Postmitarbeiter und ihrer Angehörigen.

Beide eint ein gemeinsames Werteverständnis, das digitale Geschäftsmodell und ein hoher Kundenanteil aus dem öffentlichen Dienst, so der Sprecher weiter. „Als PSD Bank Berlin-Brandenburg profitieren wir von der Größe sowie den Skalierungs- und Vermarktungsmöglichkeiten eines starken Partners mit bundesweitem Filialnetz.“

Zugleich könne die BBBank durch die Fusion Wachstumspotenziale der Metropoloregion besser erschließen, heißt es. Was die Verschmelzung angehe, befinde sich die PSD Bank Berlin-Brandenburg „in enger Abstimmung“ mit dem PSD Verband, so die Bank. Weiter kommentieren wollen sie das laufende Verfahren aktuell nicht.

Das Ausscheiden einer weiteren PSD Bank wirft auch Fragen nach dem Fortbestand des Verbandes der PSD Banken auf. Doch dort gibt man sich entspannt. Selbstbewusst heißt es dort, dass man die Entscheidung der Berliner akzeptiere. „Wir gehen davon aus, dass die Gremien der Bank sich intensiv mit allen Facetten ihrer Entscheidung beschäftigt haben“, so ein Sprecher. Die verbleibenden PSD-Banken kämen zusammengenommen auf eine Bilanzsumme von fast 25 Mrd. Euro und seien demnach immer noch größer als die beiden Fusionspartner.

Nach dem Ausstieg der Berliner wird der von Dieter Jurgeit geführte Verband mit Sitz in Bonn noch über elf Mitglieder verfügen. Deren Zahl schrumpft seit Jahren, sei es durch Austritte oder durch Fusionen. So ging 2023 die PSD Bank Westfalen-Lippe von den Fahnen und 2015 die PSD-Bank Niederbayern-Oberpfalz, und im vergangenen Jahr fusionierten PSD Bank Nord und PSD Bank Kiel.

Verband sieht Bestand gesichert

Eine Gefahr für den Fortbestand des Verbandes will der Sprecher indes nicht erkennen. „Solange der Beratungs- und Prüfungsverband einen Mehrwert für seine Mitgliedsbanken produziert, werden keine Diskussionen über eine etwaige Auflösung geführt.“ Da die Unabhängigkeit des Prüfungsverbandes gewährleistet sei, könne der Verband sein Prüfungsrecht auch mit einer reduzierten Anzahl an Mitgliedsinstituten uneingeschränkt ausüben.

Schrumpfungstendenzen sieht er nicht. Vielmehr zeige sich in Zeiten steigender regulatorischer Anforderungen, dass Leistungen des Verbandes immer stärker benötigt und nachgefragt würden. Der Vorstand habe vor Jahren einen fortlaufenden Optimierungsprozess angestoßen. So würden bald auch KI-Anwendungen in Beratung und Prüfung eingesetzt werden. „Der Prüfungsverband hat sich zukunftsfähig aufgestellt“, resümiert der Sprecher.

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