BBVA greift nach Banco Sabadell

Spanische Bank füllt Fusionskasse mit fast 10 Mrd. Euro aus Verkauf des US-Geschäfts an PNC

BBVA greift nach Banco Sabadell

In Spanien bahnt sich ein weiterer Konsolidierungsschritt an. BBVA und Banco Sabadell haben Gespräche über eine Übernahme bestätigt. Die Kurse beider Banken schnellten in die Höhe. Die Großbank will Teil des Erlöses aus der Veräußerung der US-Tochter an PNC nutzen. PNC wird fünftgrößtes Kreditinstitut der USA.ths/nok Madrid/New York – Auf den Quartalspressekonferenzen Ende Oktober hatten sich die Vorstände der spanischen Banken zum Thema Fusionen bedeckt gehalten, obwohl sich alle darin einig waren, dass die anhaltende Ertragsschwäche eine Konsolidierung sinnvoll mache. Nachdem sich Caixabank und die verstaatlichte Bankia jüngst auf einen Zusammenschluss einigten, verhandeln nun BBVA und Banco Sabadell über eine Fusion.Beide Banken bestätigten am Montagabend per Pflichtmitteilung an die spanische Börsenaufsicht CNMV, dass sie in Gesprächen sind. Spekulationen über eine Fusion hatte durch den Verkauf der US-Tochter von BBVA neuen Auftrieb erhalten und die Kurse in die Höhe schießen lassen. Am Montagmorgen gab BBVA überraschend den Verkauf des Geschäfts in den USA an PNC bekannt. Die Bank aus Pittsburgh zahlt 11,6 Mrd. Dollar (9,7 Mrd. Euro) für ein Netz von 637 Filialen mit einer Bilanzsumme von 100 Mrd. Dollar. Der Kaufpreis entspricht dem 19,7-Fachen des Gewinns von 2019 und lag deutlich über der Bewertung der Analysten für die US-Tochter, wie die Spanier unterstrichen. Auf einer Analystenkonferenz zu dieser Operation äußerte sich der BBVA-Vorsitzende Carlos Torres noch nicht zu einem Interesse an Sabadell. Man wolle in den übrigen bestehenden Märkten investieren, wo man “Wert schöpfen und die Rentabilität steigern” könne, sagte er.Neben Spanien wird BBVA nur noch in der Türkei, Mexiko und anderen lateinamerikanischen Ländern mit einem Filialnetz vertreten sein. Analysten glauben daher, dass die Bank gut beraten sei, ihren geographischen Mix besser auszubalancieren und weit weniger von instabilen Schwellenmärkten abhängig zu sein.Seit Caixabank und Bankia im Sommer Fusionsgespräche ankündigten, durch die ein neuer Marktführer in Spanien entsteht, war der Druck groß auf BBVA und vor allem Banco Sabadell, das fünftgrößte Kreditinstitut des Landes. Die Kurse beider Banken schossen daher am Montag im hohen zweistelligen Bereich nach oben. Auch die kleineren Unicaja und Liberbank führen derzeit Verhandlungen über einen Zusammenschluss in Spanien.Der BBVA-Vorstand hat für die Verwendung des frischen Geldes jedoch auch andere Vorstellungen. So könnte der Erlös durch einen Verkauf in den USA den Aktionären zugutekommen durch einen “bedeutenden Aktienrückkauf”, wie Torres andeutete. Die Eigenkapitalquote verbessert sich durch die Operation um 300 Basispunkte auf 14,5 %. Konsolidierung in den USAWährend der Deal die Konsolidierung der Banken in Spanien antreiben könnte, macht PNC in den USA dadurch einen großen Schritt. Das in Pittsburgh beheimatete Geldinstitut ist eine große amerikanische Regionalbank, die vor allem im Nordosten, im Mittleren Westen und in den Südstaaten der USA vertreten ist. In den Vereinigten Staaten, deren Bankensystem lange fragmentiert war, waren aufgrund regulatorischer Lockerungen in einer Fusionswelle seit den achtziger Jahren unter Führung von J.P. Morgan Chase vier große, amerikaweit vertretene Großbanken entstanden. In der zweiten Reihe tummeln sich sogenannte Super-Regionalbanken. Dazu zählt auch PNC, die ihre aktuelle Form der Übernahme der während der Finanzkrise ins Schlingern geratenen National City aus Cleveland verdankt.Mit der Übernahme des US-Geschäfts von BBVA wird PNC nun zur fünftgrößten US-Privatkundenbank mit einer Bilanzsumme von mehr als 550 Mrd. Dollar. Die nächstgrößere Wells Fargo, die kleinste der vier Megabanken, kommt auf eine Bilanzsumme von knapp 2 Bill. Dollar. Die vier Großbanken können nicht weiter durch Übernahmen wachsen, weil sie jeweils nicht mehr als 10% der gesamten Einlagen in den USA halten dürfen. Mit einer weiteren Konsolidierung der Regionalbanken wird an der Wall Street seit geraumer Zeit gerechnet. Erst 2019 hatte die Super-Regionalbank BB&T den Konkurrenten Suntrust für 28 Mrd. Dollar übernommen. Das fusionierte Südstaateninstitut rangierte unter dem neuen Namen Truist zuletzt an sechster Stelle in der Branche.Der Vorstandsvorsitzende von PNC, Bill Demchak, hatte die Ausweitung der nationalen Präsenz erst vor zwei Monaten als “erstes, zweites und drittes Ziel” potenzieller Übernahmen beschrieben. Regionalbanken, die sich im Gegensatz zu den vier Großbanken weniger im Investment Banking engagieren, stehen angesichts des niedrigen Zinsniveaus unter starkem Druck, mit einer Konsolidierung des Geschäfts Kosten zu sparen. Gerüchte um einen bevorstehenden Zukauf waren aufgekommen, nachdem PNC im Mai ihre Beteiligung am US-Vermögensverwalter BlackRock für rund 17 Mrd. Dollar abgestoßen hatte.