BBVA räumt Imageschaden wegen Abhörskandal ein
ths Madrid – Die spanische Großbank BBVA hat im ersten Halbjahr solide operative Ergebnisse erzielt. Doch auf der Bilanzpressekonferenz am Mittwoch drehten sich die meisten Fragen um den Abhörskandal, wegen dem die spanische Justiz diese Woche Ermittlungen gegen die Bank aufgenommen hat. “Natürlich wollen wir nicht jeden Tag auf den Titelseiten der Presse stehen”, erklärte der CEO, Onur Genç. Die Affäre habe “natürlich Auswirkungen auf unser Ansehen”, so der Vorstand. “Doch bis heute haben wir keine spürbaren Auswirkungen auf unser Geschäft identifiziert.”Der Nationale Gerichtshof ermittelt gegen BBVA und mehrere frühere und aktuelle Vorstände wegen Verdacht auf Bestechung, Korruption und Veröffentlichung von Geschäftsgeheimnissen. Die Bank soll 2004 und 2005 José Manuel Villarejo, einen korrupten Polizeikommissar, damit beauftragt haben, Konkurrenten und die damalige Regierung abzuhören, um eine feindliche Übernahme durch den Baukonzern Sacyr abzuwenden. Der Fall macht auch der spanischen Notenbank und der Europäischen Zentralbank Sorgen, zumal eine interne Prüfung der Vorfälle seit einem Jahr keine Ergebnisse geliefert hat.Genç versicherte, dass man mit der Justiz zusammenarbeite und daher Einzelheiten der eigenen Prüfung durch die Beratungsfirma PwC und Anwaltskanzleien nicht veröffentlichen dürfe. Am Dienstag wurde der für die internen Kontrollmechanismen zuständige Vorstand Eduardo Arbizu abgesetzt.In den ersten sechs Monaten sank der Reingewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,7 % auf 2,44 Mrd. Euro. Die Bank machte dafür ein schwächeres Handelsergebnis sowie höhere Risikovorsorge in Mexiko, den USA und der Türkei verantwortlich. Im zweiten Quartal stieg der Nettogewinn gegenüber den ersten drei Monaten des Jahres jedoch um fast 10 %, wie BBVA hervorhob, mehr als von Analysten erwartet.Mexiko steuerte 42 % zum Ergebnis bei. Die Bank habe die Aussichten dort für dieses Jahr herabgesetzt, sei für 2020 jedoch optimistisch, sagte Genç. In der Türkei bekam die BBVA-Tochter Garanti die politischen und wirtschaftlichen Unruhen zu spüren. Man erwarte weitere Zinssenkungen, sei sonst aber zuversichtlich über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung am Bosporus, so Genç, der selbst von Garanti kommt.In Spanien verbuchte BBVA Sondereinnahmen von 130 Mill. Euro durch den Verkauf eines Immobilienportfolios. Man erwarte negative Auswirkungen durch die von der EZB in Aussicht gestellten weiteren Zinssenkungen. Andere spanische Banken hatten deswegen dieser Tage ihre Gewinnprognosen gesenkt. Zinssenkungen in Europa und den USA seien zwar mittelfristig problematisch. Langfristig könne BBVA jedoch davon profitieren, da eine Niedrigzinspolitik in den Industrieländern normalerweise den Schwellenländern hilft, meinte der CEO. Und die tragen zwei Drittel zum Ergebnis der Bank bei.